Hoher Besuch im Boxclub Basel: Die Trainerlegende Fritz Sdunek trainiert derzeit in Basel den ehemaligen Boxweltmeister Juan Carlos Gómez. Bei dieser Gelegenheit nimmt er gleich das Basler Talent Arnold Gjergjaj unter die Lupe. Ob er ab Herbst sein neuer Trainer sein wird?
Boxinteressierten muss man Fritz Sdunek nicht vorstellen. Die Trainerlegende führte schon 11 Boxer zum Weltmeistertitel und betreute unter anderem Ex-Schwergewichts-Weltmeister Vitali Klitschko über 18 Jahre lang. Dieser Tage ist der Ostdeutsche in Basel, wo er Ex-Cruisergewichts-Weltmeister Juan Carlos Gómez auf seinen bevorstehenden Kampf im Juli gegen Goran Delic vorbereitet.
Beste Gelegenheit für den Boxclub Basel, den Meistermacher von einer Zusammenarbeit mit seinem vielversprechendsten Boxer Arnold Gjergjaj zu überzeugen. Das Ziel: Sdunek soll den stärksten Boxer der Schweiz zum Weltmeister im Schwergewichtsboxen machen.
Gjergjajs aktueller und langjähriger Trainer, Angelo Gallina, leitete mit dem Hilfe seines Boxclubs Sduneks Aufenthalt in Basel eigenhändig in die Wege. Gallinas Begründung für den angebahnten Trainerwechsel: «Für so ein Ziel braucht es einen Trainer von Sduneks Format.»
Bald Weltmeistertraining für Basels besten Boxer?
Tatsächlich sieht der Meistertrainer im 29-jährigen Boxer Potenzial für das grosse Ziel. «Wenn er gut weiter trainiert und noch mehr Pfiffigkeit in den Ring mitbringt, nicht so verbissen und verkrampft ist, dann haben wir grosse Chancen, ihn bis zur Weltmeisterschaft zu führen», sagt er. Vorerst wird Sdunek seine Betreuung von Gjergjaj aber darauf beschränken, «neue Impulse zu setzen, ihm Tipps und Hinweise zu geben».
«Wir schauen jetzt erst mal, ob sich die Boxer und Meistertrainer überhaupt verstehen», sagt Gallina. «Sdunek arbeitet sehr personenbezogen. Er geht auch auf das soziale Umfeld des Boxers ein, schaut sich dessen Freizeitbeschäftigungen an.» Schafft der Boxclub Basel den Coup, könnte Sdunek bereits im Herbst regelmässig in Basel anzutreffen sein. Hier würde er den vielversprechenden Boxer auf Weltmeisterkurs bringen.
«Eine sehr schwache Regel»
Doch ein Hindernis macht Sdunek schon jetzt aus: Damit Gjergjaj Weltmeisterniveau erreicht, muss er sich mit den Besten der internationalen Boxerszene messen können. Die meisten Kämpfe, die er derzeit bestreitet, sind bereits nach drei Runden beendet – Gjergjaj ist schlicht zu stark für seine Schweizer Konkurrenz. Und die meisten internationalen Gegner, mit der sich der aufstrebende Boxprofi messen könnte, sind für den Schweizer Boxverband zu alt. Laut Reglement dürfen hierzulande nur Profiboxer bis 35 Jahre gegeneinander antreten.
«Eine sehr schwache Regel, sicherlich noch von den Urahnen übernommen», sagt Sdunek dazu. «In der ganzen Welt können Profiboxer bis 50 und noch älter boxen.» Dass die Älteren durchaus noch etwas reissen können, bewies Bernhard Hopkins letztes Jahr: Er wurde mit 46 Jahren der bisher älteste Boxweltmeister der Geschichte. Sdunek kritisiert den Schweizer Boxverband scharf: «Das sind alte Ansichten, die im Schweizer Boxverband herrschen.»
Der Box Club Basel hofft dennoch, dass die Zusammenarbeit zustandekommt. Noch fing der Pratteler Gjergjaj viele Treffer ein, als er sich mit Gómez einen Sparringkampf lieferte. Das könnte sich unter Sduneks strengem Trainingsprogramm bald ändern.