Bröckelnder Putz und hollywoodreife Superkräfte

Auch eine Mauer hat eine Schwachstelle und auch ein Streber wird nicht immer belohnt. Die Spieler des FC Basel nach dem 3:0 gegen Lugano in der Einzelkritik.

Die Basler gratulieren dem zweifachen Torschützen Breel Embolo, links, zum 2:0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Lugano, im Stadion St.-Jakob-Park in Basel, am Mittwoch, 20. April 2016.

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Auch eine Mauer hat eine Schwachstelle und auch ein Streber wird nicht immer belohnt. Die Spieler des FC Basel nach dem 3:0 gegen Lugano in der Einzelkritik.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 4

Spielt auf der Playstation wahrscheinlich immer Mirko Salvi. Der Lugano-Schlussmann zeigte die ganze Palette seines Könnens, während die Fähigkeiten Vacliks nur noch von der Playstation bekannt sind. Dafür kann er nichts. Aber ein kleines bisschen was für eine Unsicherheit nach einer halben Stunde, als er eine Flanke Sabbatinis nicht zu greifen bekam.

Naser Aliji | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

Nicht Fischers Aussenverteidiger der Wahl in dieser Saison. Wirkte in Hälfte eins nervös, sobald Lugano Druck auf ihn ausübte. Die Tessiner dachten sich: Hey, ist ja nur Aliji! Der dachte sich in Hälfte zwei: Hey, ist ja nur Lugano! Und mischte sich rachelustig ins Angriffsspiel ein. 

Marek Suchy | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Fürchtete, dass ihm der Trainer die Regeneration streicht. Besorgte sich deshalb die erhöhten Laktatwerte eigenhändig und sprintete in der Nachspielzeit ohne Not Richtung Strafraum. Boetius übernahm seinen Pass, blieb aber an Luganos Salvi hängen. Überzeugte mit klugem Positionsspiel, das mehrfach zu Tessiner Abseitsstellungen führte.

Walter Samuel | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Stand immer schon da, als Lugano eine Lücke suchte. Aber auch eine Mauer hat ihre Schwachstelle. In der 8. Minute bröckelte der Putz bei ihm gewaltig, als ihm ein Tessiner den Ball aus kurzer Distanz mitten auf den Ziegel drosch. Wurde wegen muskulärer Probleme und nicht aus Rücksicht auf die nächste Generation Samuel in der Pause ausgewechselt.

Adama Traoré | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Schob die FCB-Angriffe in Halbzeit eins oft über seine linke Seite an. Überrumpelte die hochstehende Tessiner Abwehr in der 23. Minute mit einem Steilpass auf den glücklosen Callà. Zupackend im Pressing, das war eine solide Leistung Traorés – zumindest eine knappe Stunde lang, danach baute er augenfällig ab.

Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld, nach der Pause Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Verhedderte sich in der ersten Halbzeit oft in Mittelfeldduellen, trug entsprechend seinen Part bei zur schleppenden Basler Anfangsphase. Rückte in der zweiten Hälfte für Samuel in die Innenverteidigung und liess sich da nichts zu Schulden kommen. Alles in allem keine Partie, für die man einen Taulant Xhaka braucht.

Alexander Fransson | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 5

Sein drittes Spiel in Serie im Basler Startaufgebot und langsam, aber sicher dringt durch, was im jungen Schweden alles drinsteckt. Der Logistiker des Basler Spiels. Holte sich das Päckchen von Tessiner Füssen und trug es ruhig in seine Reihen. Muss, so sieht es sein Trainer, noch den Sprung von der B- zur A-Post schaffen, also spritziger, schneller, zielstrebiger werden. 

Renato Steffen | rechter Flügel

Einzelkritiknoten 5

Eine seltsame Partie des zuletzt so explosiven Basler Flügels. Hatte kaum klare Aktionen auf der Aussenbahn, kann trotzdem zwei Assists verbuchen. Erst lanciert er Embolo vor der Pause per Kopf, dann sieht er seinen Abschluss von selbigem Embolo über die Linie gedrückt zum 2:0. 

Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4

Spielte, als würde es um nichts mehr gehen. Hier ein Chip, da ein Zuckerstück aus dem Fussgelenk. Progressive Pässe, wo konservative gereicht hätten. Verpasste folgerichtig das 2:0, als er eine Hereingabe Embolos in Minute 54 ungeschickt in die Arme Salvis beförderte. 

Davide Callà | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4.5

Spielte, als würde es noch um etwas gehen. Callàs Betriebsamkeit hielt den FC Basel in Hälfte eins auf Touren. Lobenswerter Fallrückzieher in der 65. Minute, als er einen Ball im Strafraum hochnimmt, jongliert und in die Mitte spediert. Hätte er nicht gleich drei Grosschancen versiebt, müsste man ihm den Titel Arbeitnehmer des Tages verleihen. So reicht es Callà bloss zum Streber des Abends.

Breel Embolo | Stürmer

Einzelkritiknoten 5.5

Breel Embolos Superkräfte sind längst aktenkundig. Deshalb soll jetzt auch der Traditionsverein Red Bull Leipzig seine Fühler nach ihm ausgestreckt haben. Wahrscheinlicher ist ein Wechsel nach Hollywood ins Team der Avenger als Antimagnetmann: Mit einem Kraftfeld ausgestattet, dass seine Feinde abstösst. Anders ist nicht zu erklären, wie er gleich zweimal eine gefühlte Ewigkeit frei mit dem Ball am Fuss vor Salvi und dessen Tor auftauchen konnte. Überwand Salvi beim zweiten Anlauf in der 44. Minute und dann die Torlinie, als er Steffens Abschluss in der 56. Minute zum 2:0 rüberdrückte. 

Luca Zuffi | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4.5

Kommt für Walter Samuel nach der Pause und richtet es sich neben Fransson ein. Seriöses Spiel. Verstand es, den Rhythmus im Aufbauspiel zu diktieren und trug damit zur Spielkontrolle des FC Basel in Hälfte zwei massgeblich bei.

Jean-Paul Boetius | rechter Flügel

Kommt in der 79. Minute für Steffen. Trifft in der 90. Spielminute aus kurzer Distanz nach Zuspiel Callà. Kriegt trotzdem keine Note.

Nicolas Hunziker | rechter Aussenverteidiger

Ersetzt in der 86. Minute Aliji. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,5
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Bjarnason, Cümart, Pickel 

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