Dank eines Treffers von Davide Calla steht der FC Basel zum 19. Mal im Endspiel um den Schweizer Cup. Nach einer Vielzahl vergebener Chancen in der ersten Halbzeit fanden die Basler in der 80. Minute die Lücke in der Abwehr des FC Luzern. Der Gegner des FCB am Ostermontag ist der FC Zürich, der sich im Elfmeterschiessen gegen Thun durchsetzte.
Leid und Freud lagen beim FC Basel am Mittwoch nur rund vier Stunden auseinander. Vom Geisterspiel, das die Uefa im Europacup über den Club verhängt hat, liess sich die Mannschaft jedoch nicht beeindrucken. Sie erreichte mit dem 1:0 über den FC Luzern zum dritten Mal in Folge das Endspiel um den Schweizer Cup, das der FCB 2012 im Penaltyschiessen (gegen Luzern) gewonnen und 2013 gegen die Grasshoppers in der Elfmeterlotterie verloren hat.
Der dritte Final in Serie, der 19. in der Clubgeschichte, ist eine besondere Leistung für sich, unter den Umständen dieser Saison mit dem Mammutprogramm national und international ist die Chance auf den zwölften Cuptitel und ein weiteres Double umso bemerkenswerter. «Es ist die Bestätigung für die Arbeit der vergangenen Monate», sagt Valentin Stocker, «und es ist wunderbar, was wir mit dem FCB alles erleben dürfen.»
Luzerns guter Start und Basels klasse Antwort
Dafür musste der FCB einiges investieren. Der FC Luzern zeigte erwartungsgemäss ein ganz anderes Gesicht als noch am Sonntag bei der blamablen Niederlage beim Super-League-Schlusslicht Lausanne. Eine Viertelstunde lang piesackte das von Carlos Bernegger mutig eingestellte Team die Basler mit hohem Pressing und Tempo im Vorwärtsgang. Und Dimitar Rangelov besass in der siebten Minuten eine Riesenchance, als er von Dario Lezcano perfekt bedient mit seinem Schuss aus 13 Metern die Stange zum Wackeln brachte, an der das Netz hinter dem Tor befestigt ist. Näher kamen die Luzerner dem Basler Tor nie mehr.
Den Cup-Final FCB-FCZ gab es in der langen Cup-Geschichte erst dreimal und das innert vier Jahren anfangs der Siebziger. Allen drei Endspielen gemein ist: Jedes Mal gewannen die Zürcher, zweimal nach 120 Minuten. 1970 behielten sie mit 4:1 nach Verlängerung die Oberhand, 1972 mit 1:0 und ein weiteres Jahr später mit 2:0 in der Verlängerung. Für den FCZ ist es 2014 die neunte Finalteilnahme (sieben Siege), der FCB hat von seinen bisherigen 18 Endspielen elf gewonnen.
Der FCB benötigte einige Zeit, um sich mit dem Gegner, gegen den er in dieser Saison zweimal 1:1 gespielt hat, zurechtzufinden. Eine Verletzungsunterbrechung, nachdem der später ausgewechselte Naser Aliji und Adrian Winter mit den Köpfen zusammengeprallt waren, machte Luzern-Verteidiger Florian Stahel als Knackpunkt aus: «Da ist bei uns der Faden gerissen.»
Der FCB, bei dem überraschend Fabian Schär sein Comeback von Beginn weg gab, brauchte 15, 20 Minuten, um sich in der Luzerner Hälfte festzusetzen. Und lieferte dann bis zum Pausenpfiff eine klasse Vorstellung ab, der lediglich die Krönung fehlte: ein Tor. Chancen genug spielte sich die Platzelf vor lediglich 12’668 Zuschauern heraus.
Die liegengelassenen Chancen
Erst nahmen der starke Geoffroy Serey Die und Mohmed Elneny das Ziel aus der Distanz ins Visier, dann scheiterten Schär, Fabian Frei, Davide Calla entweder mit Schüssen, die knapp vorbeigingen oder an Luzern-Schlussmann David Zibung. Und der physisch mit hohem Einsatz geführte Kampf brachte etliche kitzlige Szenen hervor, in denen sich Schiedsrichter Alain Bieri mit gewohnt merkwürdiger Zweikampfeinschätzung nicht zu einem Elfmeterpfiff durchringen konnte.
Gehört dieser schiri auch zur uefa-strafe? #fcbasel #rotblaulive
— David Sieber (@CR_Sieber) 26. März 2014
Auch nicht, als in der 44. Minute gleich zwei Luzerner Spieler – Lezcano gegen Schär und Stahel gegen Stocker – im Strafraum in Schwingermanier zu Werke gingen. In der zweiten Halbzeit brachte Bieri mit seinen Entscheidungen Murat Yakin derart auf die Palme, dass der FCB-Trainer entgegen seines sonstigen Auftretens an der Seitenlinie eine Wasserflasche wütend zu Boden pfefferte.
Callas Tor: der einsame Höhepunkt der zweiten Halbzeit
In diesem zweiten Durchgang verstanden es die Luzerner, den Basler Sturmlauf weitgehend zu ersticken. Allerdings auf Kosten ihrer Angriffsbemühungen. «Wir haben wenig zugelassen, waren offensiv aber zu wenig gefährlich», gestand Florian Stahel ein. Valentin Stocker meinte zu den nun nicht mehr konsequent zu Ende gespielten Aktionen des FCB: «Wir wollten offensiv etwas riskieren, es ist uns nicht alles gelungen, einiges war unpräzise, aber wir haben es bis zum Schluss probiert.»
Genauer gesagt: bis zur 80. Minute. Es war eine schöne Spielverlagerung von Serey Die, die das Feld öffnete, ein hoher Ball, den Philipp Degen am rechten Strafraumeck gefühlvoll mit dem Kopf in den Lauf von Davide Calla lenkte. Und der, auf die Rückrunde vom FC Aarau geholt, mit Höhen und Tiefen im Spiel, so wie vergangenen Sonntag in Zürich, wo er eine enttäuschende Vorstellung gegeben hatte, traf zwischen zwei Luzerner Verteidigern mit einem Schuss aus relativ spitzem Winkel.
Es war der einsame Höhepunkt in einem verbissen geführten Abnützungskampf während der zweiten 45 Minuten, der Treffer, der dem FCB das Tor zum Cupfinal am Ostermontag öffnete. Der Gegner im Stade de Suisse ist der FC Zürich, der sich nach torlosen 120 Minuten im Elfmeterschiessen gegen Thun durchsetzte. Der Zürcher Torhüter Da Costa lenkte den ersten Versuch der Thuner, jenen von Christian Schneuwly, an den Pfosten. Danach patzte keiner der Elfmeterschützen mehr. So kommt es im Cupfinal zum ersten Mal seit 1973 wieder zum Klassiker Basel gegen Zürich, FCB gegen FCZ.
Schärs geglücktes Comeback
Das war nach dem ersten Halbfinal allerdings noch kein Thema. Dort ging es in erster Linie um Fabian Schär, den Innenverteidiger, der drei Monate verletzt hatte pausieren müssen. Es sei ein extrem schönes Gefühl gewesen, wieder auf dem Platz zu stehen, erzählte er nach dem Schlusspfiff einem Journalisten nach dem anderen. Wobei: Gerade die ersten Minuten seien schwierig gewesen, mit dem Pressing der Luzerner. Doch dann nach zehn, fünfzehn Minuten sei Basel immer besser ins Spiel gekommen.
Und für Schär und seinen neuen Arbeitskollegen Marek Suchy gab es kaum mehr Probleme. «Wir harmonierten schon recht gut. Und nun wird es von Woche zu Woche noch besser», versprach Schär.
Schon etwas angefressener wirkte Marco Streller nach dem Spiel. Weil er so viel gehalten und geschlagen wurde auf dem Platz, aber der Schiedsrichter nie pfiff. Und dann pfiff er doch einmal – als Streller alleine aufs Tor zog, auch noch Zibung stehen liess und einschob. Offside. Ein ganz knapper Entscheid, der Streller überdies noch Gelb einbrachte, weil er weiter gespielt hatte. Auch das hellte seine Laune nicht auf.
Streller: «Keine Fans – das ist ein Riesenverlst für uns»
Genau gleich, wie der Beschluss der Uefa, dass der Euroleague-Viertelfinal daheim gegen Valencia vor leeren Rängen stattfindet. «Der Verzicht auf die Fans ist ein Riesenverlust für uns», sagte er, ohne das Urteil der Uefa kommentieren zu wollen. Immerhin sagte er soviel. Murat Yakin wollte sich an der Pressekonferenz gar nicht dazu äussern, sondern nur zum Spiel, wie die Pressesprecherin sagte – auch wenn das Geisterspiel in diesem Moment schon wieder in aller Munde war.
Zum Spiel sagte Yakin: «Jemand hätte schon in der ersten Halbzeit in Führung gehen sollen und das waren wir.» Geklappt hat es dann doch noch, «und das war verdient», so der FCB-Trainer.
Ebenso verdient wie auch die Strafe der Uefa? Ein viel diskutierte Frage. Antworten gab es nur zum Spiel. Die sehr viel einfacheren in diesem Fall.