Christian Constantin will Kräfte freisetzen, die noch keiner kennt

Am Donnerstag trifft der Mythos FC Sion im Cupfinal auf den FC Basel. In Genf geht es für die Walliser um die Weiterführung der Ungeschlagenheit in Endspielen. Captain Reto Ziegler nimmt das als Druck wahr, während Veroljub Salatic seine ganz eigene Finalstatistik Hoffnung macht.

Le president du FC Sion Christian Constantin parle lors d'une conference de presse du club de football de Super League FC Sion avant la finale de la Coupe Suisse ce lundi 22 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer ce jeudi 25 mai a Geneve le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

(Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Am Donnerstag trifft der Mythos FC Sion im Cupfinal auf den FC Basel. In Genf geht es für die Walliser um die Weiterführung der Ungeschlagenheit in Endspielen. Captain Reto Ziegler nimmt das als Druck wahr, während Veroljub Salatic seine ganz eigene Finalstatistik Hoffnung macht.

Der Raum ist fensterlos und die gelben Stühle darin werden nicht in die Geschichte des Möbeldesigns eingehen. Eine Gruppe von 20 Medienleuten hat sich eingefunden, im Hotel am Ende des Dorfes Martigny, um in schmucklosem Ambiente über Sterne zu reden. Sterne sind seit dieser Saison auch in Basel wieder so etwas wie das Zeugnis von Fussballgeschichte. Aber in Sion ist dieses Grundrauschen noch lauter. 

13 Sterne zieren das Wappen des Wallis, 13 Cupsiege hat der FC Sion bei 13 Finalteilnahmen errungen, die Geschichte ist so bekannt wie emotional überzeichnet. Ganz schön schwierig also, das Material zu finden, um den 14. Final symbolisch aufzuladen. 

Ein Hingucker: der schmucke Raum für Sittener Pressekonferenzen

Und in der Tat macht Christian Constantin drei Tage vor dem Final nicht den Eindruck, als ginge es für den FC Sion um alles, wenn die Walliser am Donnerstag in Genf auf den Meister FC Basel treffen.

Er sagt zwar, dass «die Spieler die Kräfte mobilisieren müssen, von denen sie noch nicht mal wissen, dass sie sie haben», oder: «nach dem Cupfinal wissen acht von zehn Menschen in der Schweiz, wie er ausgegangen ist.»

Aber so richtig spürt man das Feuer noch nicht bei der Walliser Überfigur, bei dem Mann, der eigentlich für vieles steht, aber nicht für solche Zurückhaltung.



Le joueur valaisan Reto Ziegler porte a son oreille deux boucles d'oreille en diamants dont une en forme de ballon de football lors d'une conference de presse du club de football de Super League FC Sion avant la finale de la Coupe Suisse ce lundi 22 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer ce jeudi 25 mai a Geneve le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

«Sion gegen Basel ist auch das Spiel der Fans. Eine ähnliche Rivalität habe ich nur in den türkischen Derbys erlebt.» – Reto Ziegler mit Fussballohrring. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Seine Spieler haben ihm jedenfalls in Sachen Pathos einiges voraus. Veroljub Salatic spricht von der grossen Atmosphäre, die die Teams in Genf erwarte, und Captain Reto Ziegler sagt sogar: «Es ist auch das Spiel der Fans. Eine ähnliche Rivalität habe ich nur in den türkischen Derbys erlebt.»

15’000 bis 18’000 Walliser Fans im Stadion

So hitzig wie bei den Spielen zwischen Istanbuler Vereinen wird es im Stade de Genève kaum zugehen. Dafür bräuchte es in Basel eine ähnliche Euphorie für den Cup wie im Wallis. Der FC Basel wird seine 8000 Tickets kaum los, während der FC Sion zwischen 15’000 und 18’000 Walliser erwarte, heisst es beim Verein. 10’000 Tickets hat Sion vom Verband erhalten, den Rest sollen sich die Fans auf anderen Kanälen besorgt haben.

Der grosse Zuschaueraufmarsch sorgt bei Interimstrainer Sébastien Fournier für Vorfreude, und er macht dem Urwalliser Hoffnung: «Die Zuschauer sind nicht unser 12. Mann, sondern der 13.» Mit 22 Spielern zieht sich Fournier drei Tage zurück, in Lausanne macht die Mannschaft halt, um zu trainieren, daneben stehen vom Präsidenten Constantin höchstselbst organisierte Aktionen auf dem Programm. «Diese drei Tage Rückzug lassen uns alle die Geschichte des Cups spüren», sagt Constantin.



L'entraineur du FC Sion Sebastien Fournier arrive pour une conference de presse du club de football de Super League FC Sion avant la finale de la Coupe Suisse ce lundi 22 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer ce jeudi 25 mai a Geneve le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Sions Trainer Sébastien Fournier will sich vom 13. Mann treiben lassen – dieser sollen die bis zu 18’000 Walliser Zuschauer im Stade de Genève, nicht nur der zwölfte. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

«Die Fortsetzung der Geschichte lastet auf unseren Schultern», sagt Captain Ziegler, der nach wochenlanger Verletzungspause zuletzt wieder im Einsatz stand. «Der Druck auf uns ist sehr gross, und diesen Druck müssen wir jetzt in positive Energie umwandeln.» Die Basler Mannschaft hat Ziegler in den vier Ligaduellen als «physisch stark und schnell» erlebt und als offensiv gefährlich, «was nicht nur auf die Stürmer zutrifft, sondern auch auf Abwehrspieler wie beispielsweise Michael Lang.»

«Wir hatten immer Mühe mit dem FC Basel. Aber im Cup haben wir zuletzt zweimal gewonnen.»
Veroljub Salatic

Den Meister sieht Zielger trotzdem nicht in der Favoritenrolle. Schliesslich hat er 2004 mit den Grasshoppers den Cupfinal gegen den FC Wil verloren. «Es gewinnt also nicht immer die auf dem Papier stärkere Mannschaft», sagt Ziegler. «Wir werden dieses Spiel nicht dominieren, aber damit haben wir kein Problem.»

Sion hat in vier Super-League-Spielen gegen Basel gerade mal einen Punkt geholt und muss sich ein anderes Erfolgsrezept einfallen lassen als spielerische Überlegenheit. Zum Beispiel Bereitschaft, noch einmal alles aus den am Ende der Saison müden Beinen rauszuholen. «Unser Trainer Sébastien Fournier spielt viel mit Emotionen. Er weiss, wie er uns zu Kämpfern macht. Wir werden uns sicherlich nochmals den letzten Final anschauen», sagt Ziegler.



Les joueurs du FC Sion courent lors d'un entrainement avant une conference de presse du club de football de Super League FC Sion avant la finale de la Coupe Suisse ce lundi 22 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer ce jeudi 25 mai a Geneve le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Der FC Sion beim Training – so leicht es sich in diesem Klima arbeiten lässt, so schwer lastet der Druck der Ungeschlagenheit auf den Schultern der Spieler. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Diesen letzten Final hat der FC Sion 2015 gegen den FC Basel 3:0 gewonnen. Gegen einen müden FCB im letzten Spiel unter Paulo Sousa, bei der Derniere des neuen Basler Sportchefs Marco Streller. «Wir hatten immer Mühe mit dem FC Basel. Aber im Cup haben wir zuletzt zweimal gewonnen», sagt Salatic zum bisher letzten Basler Endspiel (Salatic: «Wir waren Aussenseiter») und dem Viertelfinal von vergangener Saison, den die Sittener mit 6:5 im Elfmeterschiessen für sich entschieden.

Salatic: so ungeschlagen in Finals wie sein Arbeitgeber

«Die Liga ist das eine, der Cup das andere», sagt der ehemalige Grasshopper. Er muss es wissen, denn so, wie der FC Sion in Finalspielen unbezwungen ist, hat auch er jeden Cupfinal seiner Karriere gewonnen: 2012 mit Omonia Nikosia in Zypern, 2013 mit den Grasshoppers und 2015 mit Sion.

Die beiden letzten Titel gewann er jeweils gegen Basel im Final, da kommt also ganz schön etwas zusammen an Erfahrungsschatz. Diesen will Salatic ins Team bringen, vor allem, um den Jungen den Weg zu weisen. «Meine Finalbilanz gibt mir Selbstvertrauen, darauf besinne ich mich. Und wenn man positiv denkt, kann es positiv zurückkommen.»



le joueur valaisan Veroljub Salatic parle lors d'une conference de presse du club de football de Super League FC Sion avant la finale de la Coupe Suisse ce lundi 22 mai 2017 a Martigny. Le FC Sion va rencontrer ce jeudi 25 mai a Geneve le FC Basel en finale de la coupe de Suisse. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Weisse Weste bei Finalspielen: Veroljub Salatic hat drei von drei Endspielen in seiner Karriere gewonnen. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

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