5000 Zuschauer erlebten am Baselstädtischen Schwingertag, wie ausserkantonale Sportler den Sieg unter sich ausmachten. Bezeichnend für eine Schweizer Tradition, die in der Stadt nur wenig Aktive zählt. Der Aargauer Christoph Bieri gewann am Ende den Siegermuni «Muurat».
Sägemehl fliegt durch die Luft, während ein Handörgeliquartett spielt. 5000 Zuschauer haben sich gestern auf dem Sandgruben-Sportplatz zum Baselstädtischen Schwingertag eingefunden, 2000 mehr als von den Veranstaltern erwartet. Im Verhältnis zur Anzahl aktiver Athleten erhält die Sportart Schwingen enorme Aufmerksamkeit. Dieses Ungleichgewicht veranschaulicht, dass das Schwingfest mehr als ein Turnier ist. Es handelt sich um eine Tradition, um ein Ritual, um ein Volksfest.
Viele Fans, wenig Sportler
Trotz dem starken Interesse an dieser volkstümlichen Sportart bleibt die Teilnahme von Henry Thoenen die einzige athletische Vertretung aus Basel-Stadt. Das Baselland sendet immerhin 32 Teilnehmer. Dieses ungleiche Verhältnis ist auch dem Vizepräsident des Baselstädtischen Schwingerverbands, Raymond Stalder, bewusst: «Man muss immer wieder Werbung machen, damit man neue Leute bekommt. In diesem Jahr hatten wir den Schwingerkönig Kilian Wenger bei uns im Schwingkeller. Aus diesem Anlass haben wir ein paar Leute dazugekriegt, aber es könnte sicher besser sein. Es ist schwierig, in der Stadt Werbung für einen traditionellen Sport wie diesen zu machen.»
Doch woran liegen die Schwierigkeiten, in der Stadt neue Schwinger zu rekrutieren? «Ich behaupte, dass der Nachwuchs auf dem Land weniger Möglichkeiten hat. Die Stadt bietet ein grösseres Spektrum an verschiedenen Sportarten», erklärt Stalder.
«Die ländlichen Gebiete sind familiärer, verbundener und traditionsbewusster. Wenn in der Stadt ein Junge nicht mehr ins Training will, ist das in Ordnung für die Eltern. Auf dem Land zieht man das Kind eher an den Ohren. Verbundenheit zu Natur und Familie ist dort einfach stärker als in der Stadt.»
Sponsoring und Tradition
In den letzten Jahren erlebte der Schwingsport durch neues Sponsorenengagement von Grossunternehmen wie Migros, UBS und Toyota einen Boom. Das hat geholfen, den Schwingsport populärer zu machen. «Dank Sponsoring sieht man mehr vom Schwingen. Auch spricht man mehr davon», so Stalder.
Das Sponsoring unterliegt allerdings strengen Regeln, die nicht zuletzt dem urchigen Charakter des Schwingfests dienlich sind. Laut dem Werbereglement des eidgenössichen Schwingverbands dürfen weder in der Arena noch in den Zuschauerrängen Anzeichen von Sponsorfirmen sichtbar sein. Diese Regelung gilt auch für die Kleidung der Schwinger. Es bleibt beim weissen T-Shirt oder dem traditionellen Sennenhemd.
Traditionell wird ein Schwingfest durch Gaben von Privatpersonen oder Betrieben unterstützt. Diese Spenden werden mit dem Namen des jeweiligen Unterstützers im sogenannten «Gabentempel» ausgestellt und schliesslich als Preis an den besten Schwinger vergeben. «Bezüglich Sponsoring geht die Angst um, dass nur die besten Schwinger Geld verdienen und wenig Gaben für all die anderen Schwinger übrig bleiben. Beim Schwingen geht es um Gemeinschaft, Familie und ums Dabeisein.»
Für den diesjährigen Baselstädtischen Schwingertag kamen Geschenke wie geschnitzte Holzmöbel, Kuhglocken bis zu Flachbildschirmfernseher und Ski-Ausrüstung mit einem Gesamtwert von 80’000 Franken zusammen.
Vierfacher Sieger
Von den 141 Teilnehmern traten im Schlussgang die eidgenössischen Kranzschwinger Bruno Gisler (103 kg) vom Schwingklub Solothurn und Christoph Bieri (115 kg) vom Schwingklub Baden-Brugg gegeneinander an. Bis drei Sekunden vor Schluss wurde intensiv gerungen, bis Christoph Bieri mit einem Kreuzgriff den Kampf für sich entscheiden konnte. Nach seinen Erfolgen in den Jahren 2007, 2009 und 2011, gewann Bieri somit zum vierten mal den Baselstädtischen Schwingertag und durfte den auf einen Wert von 10’000 Franken geschätzten Siegermuni «Muurat» in Empfang nehmen.