«Es ist perfekt gelaufen», sagt Daniela Ryf. Mit einem gigantischen Vorsprung von über 13 Minuten entscheidet die Solothurnerin den Ironman auf Hawaii, ist damit Weltmeisterin und gewinnt zehn Jahre nach Seriensiegerin Natascha Badmann als zweite Schweizerin das prestigeträchtigste Rennen im Triathlon.
Daniela Ryf ist in den letzten Monaten Weltmeisterin über die 70,3-Kilometer-Distanz geworden, hat den Europameistertitel über die Ironman-Originaldistanz gewonnen und sie ist seit dem letzten Ironman Hawaii (2.) ungeschlagen geblieben. Doch die ganz grosse Tat glückte ihr nun. Mit ihrem Sieg bei der zweiten Teilnahme am Ironman Hawaii liess sie sich den berühmten Lorbeerkranz aufsetzen und sich als Hawaii-Königin feiern. «Ich bin so glücklich, an diesem Tag ist für mich alles perfekt gelaufen», sagt die 28-jährige Solothurnerin.
Völlig ohne Irritation verlief der 8:57:57-Stundentag mit den 3,8 Kilometern Schwimmen, den 180 Kilometern auf dem Velo und dem abschliessenden 42,2-Kilometer-Lauf für Ryf dennoch nicht. Es waren die zwei letzten Kilometer des Veloparcours. Da begann der Leaderin die Luft aus einem Reifen zu entweichen. Sie konnte sich in die Wechselzone retten.
Leichten Schrittes ins Ziel
Vor dem abschliessenden Marathonlauf hatte sie sich jedoch bereits einen Vorsprung von sieben Minuten herausgearbeitet. «Ich konnte meine exzellenten Fähigkeiten auf dem Velo ausspielen», erklärt sie. Im Gegensatz zum Vorjahr begann das Polster aber nicht dahinzuschmelzen. Vielmehr baute sie die Reserve weiter aus. Und leichten Schrittes, sich feiern lassend erreichte sie die imaginäre Ziellinie in Kailua Kona mit einem Vorsprung von 13:02 Minuten auf die zweitplatzierte Britin Rachel Joyce.
«Im Gegensatz zum letzten Jahr verstand ich es besser, die Konzentration voll auf mich zu richten. So konnte ich bis am Schluss pushen», sagt Ryf über ihr Rennen. Caroline Steffen, die auf dem Velo zwischenzeitlich den Takt vorgab, platzierte sich auf dem neunten Rang.
Oben angekommen: Daniela Ryf gewinnt nach der Weltmeisterschaft auch den Ironman Hawaii. Besser geht nicht im Triathlon. (Bild: Keystone)
Daniela Ryf ist die logische Siegerin. Als Favoritin war sie angereist auf die Vulkaninsel im pazifischen Ozean. Und die Erwartungshaltung von aussen korrespondierte mit der eigenen. «Besser sein als im Vorjahr», sagt sie offen zu ihrem Ziel. Vor einem Jahr hatte sie sehr lange in Führung gelegen, bis sie auf dem letzten Marathondrittel die Australierin Mirinda Carfrae abfing.
«Ich hatte die Balance bei der Ernährung verloren und geriet in ein Energiedefizit», sagt sie rückblickend. Ein ähnlicher Fehler ist ihr nun nicht mehr widerfahren. Den Marathon lief sie in starken 3:06:37 Stunden, und nie machte sie den Anschein, als befände sie sich am äussersten Limit.
Zweite Schweizer Siegerin nach Natascha Badmann
Die erste Schweizer Hawaii-Siegerin ist Daniela Ryf indes nicht. Natascha Badmann gewann den prestigeträchtigsten Triathlon zwischen 1998 und 2005 nicht weniger als sechs Mal. Auch sie baute damals auf ihrer Radstärke. Im Gegensatz aber zu Ryf hatte sie jeweils nach dem Schwimmen einen Rückstand wettzumachen. Ryf stieg diesmal bereits mit den Besten aus dem Wasser.
Sich der Ironman-Distanz zuzuwenden begann Daniela Ryf erst vor 15 Monaten mit ihrer Premiere (und dem Sieg) am Ironman Switzerland in Zürich. Hinter dem eindrücklichen Aufstieg steht der australische Coach Brett Sutton, der ebenso für die Geschicke von Olympiasiegerin Nicola Spirig verantwortlich zeichnet. «Brett fordert hart, versteht es aber ebenso, uns Athletinnen ohne Worte zu lesen und die richtigen Schlüsse daraus für das individuelle Trainingsprogramm zu ziehen», erklärt Ryf.
Frodenos Parallelen zu Ryf
Auf ein ähnlich erfolgreiches Triathlonjahr wie Ryf blickt Männersieger Jan Frodeno aus Deutschland zurück. Der Olympia-Sieger von 2008 gewann in den drei Vormonaten ebenfalls den EM und den 70,3-Kilometer-WM-Titel. Auf Hawaii siegte er nach 8:14:40 Stunden mit einem Vorsprung von 3:03 Minuten auf Landsmann Andreas Raelert. Vorjahressieger Sebastian Kienle aus Deutschland belegte Rang 8.
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