Die Solothurnerin Daniela Ryf wiederholte den Vorjahres-Triumph am Ironman Hawaii – und Deutsch war auf Big Island die dominante Sprache.
Eine Frage beantwortete sich bei den 3,9 km Schwimmen, 180 km Velo und 42,2 km Laufen je länger, je deutlicher: ob Daniela Ryf sich in ähnlich guter Form befindet wie 2015 bei ihrem ersten Titelgewinn am prestigeträchtigsten Triathlon der Welt. Die 29-Jährige aus Fraubrunnen (SO) zeigte keine Schwäche. Sie schwamm in der Spitzengruppe, distanzierte in ihrer Paradedisziplin Velo die Konkurrenz um acht und mehr Minuten vorentscheidend und lief den Marathon in 2:56:51 Stunden so schnell wie nie zuvor und niemand anderer annähernd.
«Der perfekte Tag»: So sieht das im Gesicht der Sportlerin aus. (Bild: Keystone/BRUCE OMORI)
Nach 8:46:46 Stunden erreichte Ryf als strahlende Siegerin die Ziellinie mit dem magischen Touch. So schnell war auf Hawaii noch keine Frau gewesen. 23 Minuten und 44 Sekunden hatte sie sodann zu warten, bis die zweitplatzierte Miranda Carfrae (Au) im Ziel eintraf – sie, die Siegerin von 2011, 2012 und 2014.
Riesengenugtuung
«Das war der perfekte Tag», schwärmte Ryf und veranschaulichte: «Das war mein bester Ironman ever». Und die letztjährige Schweizer Jahressportlerin sprach von einer «riesigen Genugtuung». Vor allem nach dem vierten Rang an den Ironman 70.3-Weltmeisterschaften von Mitte September, der verpassten Titelverteidigung, konnte sie gewisse Zweifel nicht negieren. Sie trat gegen dieses Gefühl und die Aussenwahrnehmung an. «Ich bin stolz, wie ich mit dieser Herausforderung umgegangen bin, wie ich nun zeigen konnte, dass die Planung perfekt aufgegangen ist.»
Und das Husarenstück vollbrachte Daniela Ryf auf den letzten vier Kilometern, während den letzten rund 17 Minuten. Zwei Dinge lockten zu einem Sondereffort: der Hawaii-Streckenrekord sowie der Unter-3-Stunden Marathon. «Ich wusste, dass ich eine ansprechende Läuferin bin, nur hatte ich dies bisher nie richtig unter Beweis gestellt oder unter Beweis stellen können», sagte sie später. Jetzt fühlte sie sich im Element. Ein «Go for it!» von Coach Brett Sutton läutete den Topfinish ein. «Ich versuche alles», bedeutete ihm Ryf – und legte nochmals an Tempo zu.
Grenzenloser Jubel. (Bild: Keystone/MARK J. TERRILL)
Es wurden «vier unglaubliche letzte Kilometer mit einem mich antreibenden und beflügelnden Publikum und einem Kampf mit mir selber, den ich nie vergessen werde.» Der Lohn war entsprechend. «Dieses Rennen heute war nicht nur ein grosser Sieg, das war ein Experiment mit einem Ausgang, wie du ihn dir erträumst.»
Deutsche Männerdominanz
Zur Tatsache, dass die deutsche Sprache zentral wurde an diesem Ironman-Tag auf Hawaii, trug Daniela Ryf nur einen Teil bei. Bei den Männern zeigten die deutschen Ironman-Idole eine noch nie dagewesene Dominanz. Die Ränge 1 durch Jan Frodeno, 2 durch Sebastian Kienle und 3 durch Hawaii-Rookie Patrick Lange resultierten – und sie wurden ergänzt durch den 5. Rang von Andi Böcherer und den 7. von Boris Stein. Noch eindrücklicher ist dieses Verdikt als jenes von 1997 als die deutschen Männer Thomas Hellriegel, Jürgen Zäck und Lothar Leder die ersten drei Männerränge belegten.
Daniela Ryf auf der Velo-Strecke: Unschlagbar im Wasser, auf Rädern und auf der Marathon-Strecke. (Bild: Keystone/MARK J. TERRILL)
Schweizer ohne Exploit
Keine überragenden Ergebnisse glückten den Schweizer Männern – mit Platz 15 für Ronnie Schildknecht sowie Platz 21 für Ruedi Wild. Schildknecht, Neunfach-Sieger am Ironman Switzerland in Zürich und vor acht Jahren Vierter auf Hawaii, verpasste eine Top-ten-Klassierung «wohl wegen etwas zu forschem Loslegen auf dem Velo». Dazu sah sich der 37-jährige Zürcher veranlasst, nachdem er nach «mässigem Schwimmen» die zweite Velogruppe verpasst hatte. Der starke Velofahrer verringerte zwischenzeitlich den Rückstand zur Spitze bis auf zwei Minuten, hatte aber in der Folge mit «brutalen Oberschenkelkrämpfen» auf den letzten 40 Radkilometern zu büssen. Dank einem «soliden Marathon» (2:55:47) glückte ihm das drittbeste Karriere-Resultat auf Hawaii.
Erstmals auf Hawaii dabei war Ruedi Wild. Ihm, dem Aufsteiger von der Halbironman-Distanz, glückte nach dem dritten 70.3-WM-Platz vor einem Monat, kein Erstklassrennen. «Es war ein harter Tag, und das Beste für mich ist, dass ich durchkam und den 100 Gründen zum Kapitulieren widerstand», sagte er. Er, anfangs immer in der Spitzengruppe, bekam es auf der Laufstrecke mit den Tücken des Rennens zu tun. Bauchkrämpfe bremsten ihn, als «Wettkampf zum Überleben» umschrieb er das Erlebte.
Der Zieleinlauf: Daniela Ryf holt am 8. Oktober in Kailua-Kona auf Hawaii den Ironman der Frauen, über 24 Minuten vor der Zweitplatzierten. (Bild: Keystone/MARK J. TERRILL)