Das 1000. FCB-Tor will erzielt werden

Spannung vor dem Gastspiel des FC Zürch am Sonntag? Wie auch, bei 17 Punkten Vorsprung des FC Basel im Titelrennen der Liga und 34 Zählern Abstand des FCZ. Der Klassiker könnte aber dennoch ein Spiel für die Ewigkeit werden – zumindest für Historiker und Statistiker.

29.11.2015 St Jakob Park Basel , SCHWEIZ , Saison 2015/2016 Herren Fussball Super League FC Basel - FC Luzern Torjubel beim 2:0 ua. mit Birkir Bjarnason , Davide Calla , Behrang Safari und Mohamed Elneny (FC Basel) (c) Manuel Geisser

(Bild: Manuel Geisser)

Spannung vor dem Gastspiel des FC Zürch am Sonntag? Wie auch, bei 17 Punkten Vorsprung des FC Basel im Titelrennen der Liga und 34 Zählern Abstand des FCZ. Der Klassiker könnte aber dennoch ein Spiel für die Ewigkeit werden – zumindest für Historiker und Statistiker.

Woraus soll man noch einen Funken Spannung erzeugen, so klar, wie die Dinge an der Spitze der Super League stehen? Die Tabelle mit ihren 17 Punkten Abstand zwischen Basel und Bern gibt nichts mehr her, daran ändert auch die Tapferkeit von Urs Fischer nichts. «Wir haben ein Polster, aber ich bleibe standhaft: Gemacht ist noch nichts», sagt der FCB-Trainer.

Der Klassiker am Sonntag gegen den FCZ (13.45 Uhr, St. Jakob-Park), für den 28’500 Karten im Vorverkauf abgesetzt wurden, birgt nicht erst seit dieser Saison auch nicht mehr die finale Brisanz früherer Zeiten. Seit drei Jahren laufen die Zürcher nun schon wieder einem Dreier gegen den FCB in der Meisterschaft hinterher; unterbrochen durch den Cupfinalsieg 2014.

Selbst die jüngsten Zürcher Erfolge – der neuerliche Einzug in das Cup-Endspiel und zwei Siege in der Super League – machen noch nicht wirklich Staat, auch wenn der Ur-Zürcher Fischer über seinen Club positiv urteilt: «Der FCZ hat an Stabilität gewonnen. Sie werden mit einem gesunden Selbstvertrauen bei uns auftauchen.»

Nicht mal der Ausfall von Lang kümmert gross

Nicht einmal der Ausfall von Michael Lang verursacht in Basel Aufregung. Der Aussenverteidiger, zuletzt bereits durch eine Sprunggelenkverletzung gehandicapt, hat am Donnerstag das Training mit muskulären Problemen im Oberschenkel abgebrochen, und der Trainer rechnet am Sonntag nicht mit ihm.

So kann man sich also guten Gewissens einem randständigen Aspekt zuwenden: die ewige Tabelle der Super League. Nach fast 13 Jahren bietet sie ein nicht sonderlich überraschendes Bild: Der FC Basel an der Spitze – und dann lange nichts mehr. Sechs Meisterschaften en suite haben in dieser Langzeitbetrachtung ihre Spuren hinterlassen, so vernachlässigungswürdig sie auch sein mögen.

Die ewige Tabelle der Super League, Stand 4. April 2016.

Die ewige Tabelle der Super League, Stand 4. April 2016. (Bild: sfl.ch)

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Jedenfalls hat der FCB von seinen 453 Spielen 288 gewonnen, 65 verloren und exakt 100 Mal unentschieden gespielt. Er hat 964 Punkte gewonnen und damit 181 mehr als die Young Boys auf Platz 2. Dahinter rangieren – ebenfalls mit 13 Spielzeiten in der obersten Klasse – der FCZ (234 Punkte hinter Basel) und die Grasshoppers (314). Der Rekordmeister müsste also drei Jahre lang alle Spiele gewinnen und der FCB keines, um der Kraft vom Rhein wieder näher zu kommen.

Das 1000. FCB-Tor – ausgerechnet Safari würde es gerne schiessen

Den Blick auf die Zahlenkolonnen findet Urs Fischer immerhin «interessant». Dass der FCB gegen den Erzrivalen sein Torkonto von 998 auf die runde Marke von 1000 äufnen könnte? Vermag Fischer zwei Tage vor dem Klassiker nur ein Schmunzeln abzuringen: «Ich halte nicht so viel von Statistiken.»

Weitaus mehr Euphorie vermag bei einer spontanen Begegnung in den Katakomben des St. Jakob Shoppingcenters Behrang Safari zu versprühen. «Amazing» findet der alte Schwede diese ewige Tabelle und vor allem die Anzahl der erzielten Treffer. Das 1000. Tor in der Super League – das findet Safari doch als lohnenswertes Ziel und schlägt sogleich vor: «Ich habe ja noch nie getroffen, aber dieses Tor würde ich gerne schiessen.»

Basel, 07.02.2010, Basels David Abraham, Behrang Safari und Marco Streller jubeln nach dem Spiel © Roman Aeschbach/EQ Images

7. Februar 2010: Behrang Safari (Zweiter von links), der gegen die Young Boys mit einem Weitschusstor seinen bisher einzigen Treffer im FCB-Dress beitrug. (Bild: EQimages/Roman Aeschbach)

Das käme einer Art schwedischen Weltwunders gleich, denn in der Klubkarriere Safaris ist nach stolzen 323 Spielen, darunter 12’500 Super-League-Minuten, ein einziger Treffer vermerkt: an einem kalten Februartag des Jahres 2010 traf er mit einem Distanzschuss zum 4:0-Endstand gegen die Young Boys.

«Völlige Normalität», sagt der Stoiker Fischer

Ein Safari-Tor – das würde wahrscheinlich auch bei Urs Fischer Begeisterung auslösen. Er bleibt auf den letzten Metern bis zu einem ersten Titel als Trainer stoisch, hat seiner Mannschaft am Montag und Dienstag freigegeben, quasi als Belohnung für den wegweisenden Sieg gegen YB («Es macht schon einen Unterschied, ob es elf oder 17 Punkte Vorsprung sind»), und er kann auch wieder auf Breel Embolo zurückgreifen, der unter der Woche ein Training abbrach als Folge der Hüftprellung aus dem Länderspiel gegen Bosnien-Herzegowina.

«Völlige Normalität» meldet der Trainer. Also keine spontane, heimliche Meisterfeiern in der Garderobe des FCB. Mit Ausnahme von Lang, Andraz Sporar, Manuel Akanji und Philipp Degen stehen Fischer alle Spieler zur Verfügung. Jean-Paul Boëtius trainiert zwar wieder mit, eine Rückkehr in die erste Mannschaft steht aber noch in einiger Ferne. Der Rest: «Ist fit und parat», so Fischer.

Fischer über Philipp Degen: «Es ist nachvollziehbar»

Der Rücktritt vom Profifussballerdasein, den Philipp Degen am Montag verkündet hat – für Urs Fischer war dieser Schritt nicht mehr überraschend. «Es hat schon nach seiner ersten Schulteroperation viel Biss gebraucht, und es ist bitter für ihn, dass er sich im ersten Spiel nach der Rückkehr wieder verletzt hat», sagt Fischer. Und: «Ich kann es nachvollziehen.»

Auch für ihn sei es damals nicht einfach gewesen, als Profi aufzuhören. Gerne hätte Fischer noch ein Jahr drangehängt, aber damals beschied ihm der neue FCZ-Trainer Lucien Favre, dass man nicht mehr mit dem Verteidiger-Urgestein plane.

Fischers nüchterne Erkenntnis: «Philipp Degen ist nicht der erste Profi, der seine Karriere beendet.» Und: «Das Leben geht weiter, und es gibt ganz viele interessante Sachen in diesem Leben danach.»   

Das unterlassene Telefonat mit Hyppiä

Der Riesen-Vorsprung im Titelrennen verleitet Fischer nicht, sich in die Karten blicken zu lassen, wie er dem FCZ mit dessen Dreierabwehrkette taktisch begegnen will. «Dann könnte ich ja gleich mit Sami Hyppiä telefonieren.» Denkbar ist, dass er den Ausfall Langs mit einer Rochade beantwortet – Safari auf rechts und dafür Adama Traoré als Linksverteidiger –, oder er greift auf die Europa-League-Formel zurück, stellt ebenso einen defensiven Dreierblock auf (Suchy, Samuel, Safari).



FC Basel's injured Michael Lang gets a medical treatment during the UEFA Europa League Round of 16 first leg soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and Spain's Sevilla Futbol Club at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, March 10, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Für ihn muss eine Ersatzlösung her: Michael Lang (rechts, hier bei seiner Sprunggelenkverletzung im Sevilla-Spiel) fällt für den Klassiker gegen den FCZ aus. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Dann wäre die Frage, wer neben Steffen (links auf dem Flügel bewährt gegen Sevilla) die andere Aussenbahn spielt. Birkir Bjarnason käme da wohl am ehesten in Frage, was wiederum für das offensive Dreieck Delgado, Embolo und Janko eine leichte Rollenverschiebung bedeuten würde.

Die Jungen müssen weiter hinten anstehen

Die Jungen, also Cedric Itten oder Nicolas Hunziker können sich im Moment keine Chance auf längere Einsatzzeiten machen: «Man bekommt im Leben nichts geschenkt. Das muss man sich verdienen», sagt Fischer unmissverständlich. Wobei er die beiden aus dem eigenen Nachwuchs «auf gutem Weg» sieht.

Itten sammelte zuletzt Praxis in der U21, und Hunziker fiel verletzt aus. «Die Frage ist, was Sinn macht. Es darf nicht kontraproduktiv sein», sagt Fischer. Klingt so, als ob der FCB gegen den FCZ auch die Punkte 63, 64 und 65 für sich beansprucht. Und vielleicht braucht es dazu auch das 1000. Basler Tor in 13 Jahren Super League.

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