Das 1:1 in Neuenburg liefert keinen Grund, um in Tränen auszubrechen

Einen Tag vor der offiziellen Inthronisierung von Heiko Vogel endet das siebte Punktspiel unter dem neuen Trainer erstmals nicht mit einem Sieg des FC Basel. Weil Luzern verlor und der Basler Vorsprung weiter anwuchs, grämte sich darüber niemand. 

Das wahrscheinlich letzte FCB-Tor gegen Xamax für eine lange Zeit: Marco Streller drückt am 11. Dezember 2011 den Ball über die Linie. (Bild: EQimages)

Einen Tag vor der offiziellen Inthronisierung von Heiko Vogel endet das siebte Spiel unter dem neuen Trainer erstmals nicht mit einem Sieg des FC Basel. Weil der der FC Luzern gleichzeitig verlor und der Basler Vorsprung noch weiter anwuchs, grämte sich darüber niemand. 

Die Partie hatte alle Ingredienzen, um hinterher ein paar Erklärungen parat zu haben: das 48. und letzte Pflichtspiel eines ereignisreichen Jahres, ein paar Gesperrte und Verletzte, der Kunstrasen, ein guter Gegner, und Manchester United vier Tage zuvor. Die geschichtsträchtige Champions-League-Nacht natürlich zuvorderst, die viel Energie, physische und mentale, absorbiert hat. Heraus kam ein 1:1 (0:0) bei Xamax Neuenburg, von dem der FC Basel mit Blick auf den FC Luzern behaupten kann, es seien keineswegs zwei verlorene Punkte.

Die Innerschweizer verloren ihr zweites Heimspiel, diesmal mit 1:2 gegen Servette, Hakan Yakin verschoss in seinem Abschiedsspiel einen Penalty und somit überwintert der FC Basel nicht nur als Tabellenführer sondern auch mit einem auf komfortable sieben Punkte angewachsenen Vorsprung auf Luzern.

Als «kleinen schwarzen Fleck» auf einer ansonsten weissen Weste empfindet Markus Steinhöfer das Remis in der Romandie, «uns tut das 1:1 nicht weh, wir können damit leben.» Gegen Manchester hat er sich mit seinem unfreiwilligen Volltreffer an die Querlatte des eigenen Tores einen Kultstatus bei den Fans erworben, in Neuenburg sagte er mit Blick nach Luzern: «Geschenke nehmen wir gerne an.» 

Heusler macht keine Geheimnisse mehr

In «Anbetracht der Gesamtsituation», wie sich Heiko Vogel ausdrückte, hätte der Basler Trainer vorher das Angebot eines 1:1-Unentschiedens ohne Federlesen angenommen. Nach den 93 Minuten am Neuenburger See, nachdem seine Mannschaft mehr als eine halbe Stunde in Überzahl agiert hatte, und nachdem sie die gut organisierte Xamax-Defensive durch Marco Strellers Tor geknackt hatte (76.), fand er nur einen kleinen Einwand: «Danach hätten wir das Spiel auch gewinnen müssen.»

Doch daran hielt sich am Sonntag niemand mehr lange auf, auch Vogel nicht. Am Montag um 13.00 Uhr wird er im Rahmen einer Medienkonferenz zum neuen Cheftrainer ausgerufen werden. Daraus machte FCB-Vizepräsident Bernhard Heusler im Halbzeit-Interview auf der Maladière beim «Teleclub» auch kein Geheimnis mehr. Lange genug hatte er während der vom Club selbst auferlegten Frist bis zum letzten Spiel herumdrucksen müssen.

Heuslers Bekenntnis nahm Vogel nach dem 1:1 mit einem breiten Grinsen zur Kenntnis: «Das tut gut.» Die Modalitäten werden zwischen ihm und dem Verein längst besprochen sein, und die Zeit seit dem 13. Oktober, der Höhenflug der Mannschaft unter dem vorhergehenden Co-Trainer, hat auch bei Vogel selbst tiefen Eindruck hinterlassen: «Ich hätte mir nie träumen lassen, das es so gut läuft.»

Erstmals gewinnt FCB in der Liga unter Vogel nicht

Immerhin: In Neuenburg musste er nach sechs Siegen in sechs Super-League-Spielen en suite erstmals liegengelassene Punkte kommentieren. «Ich breche deshalb nicht in Tränen aus», so Vogel, «Xamax hat es uns schwer gemacht, was mich nicht verwundert, denn die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen einen gefestigten Eindruck gemacht.»

Seine eigene Elf musste er auf mehreren Positionen umstellen und drei gesperrte Spieler ersetzen. Radoslav Kovac vertrat David Abraham in der Innenverteidigung solide, Fabian Frei spielte für Cabral zentral und Scott Chipperfield versiebte als Alex-Frei-Ersatz die beste Basler Chance freistehend vor Bédénik (68.). Freiwillig verzichtete Vogel auf Xherdan Shaqiri, für den Stephan Andrist auf dem rechten Flügel Auslauf erhielt.

Neuenburger Ausgleich in Basler Überzahl

Den nicht sonderlich überraschenden Qualitätsunterschied bekam man vor Augen geführt, als Shaqiri nach 68 Minuten doch noch ins Spiel eintrat. Er leitete den Führungstreffer ein. Dennoch war Vogel mit seiner umgestellten Mannschaft zufrieden, sie sei konzentriert und fokussiert gewesen und nach dem Seitenwechsel auch dominant – und dazu musste sie nicht einmal besonders gut spielen.

Noch effizienter waren nur noch die Neuenburger. Denn nach einer ersten Halbzeit, in der sie etliche gute Abschlüsse hatten und Arizmendi mit einem Kopfball (24.) und Wüthrich mit einem 17-Meter-Schuss (31.) auch sehr gute Chancen, tauchten sie nach Seitenwechsel nur noch selten in der Basler Hälfte auf. Nach Besles Platzverweis – er riss Andrist in aussichtsreicher Position um – waren die Neuenburger genau genommen nur noch einmal gefährlich. Das reichte aber: Tréand entwischte Steinhöfer, die Flanke legte Arizmendi für Uche auf, dessen Schuss von Dragovic noch geblockt wurde, doch gegen den Nachschuss des eingewechselten Abdou Rahman Dampha war Sommer machtlos.

Streller: «Eine perfekte Vorrunde»

Es war ein Tor, dass die Neuenburger in Unterzahl mit dem Mute der Verzweifelten erzielten, die nichts mehr zu verlieren hatten. «Das Ergebnis ist okay für uns», sagte Vogel, weil ihm bewusst war: «Wir haben damit sogar den Vorsprung ausbauen können.»

Marco Streller, der in den letzten sechs Spielen jeweils für seine Mannschaft getroffen hat, moserte zwar ein wenig («Die Führung dürfen wir auf keinen Fall mehr hergeben»), aber auch der Captain des FC Basel weiss: «Das war eine perfekte Vorrunde. Ich habe anfangs, als es uns noch nicht so gut lief, immer gesagt: Wenn wir in Fahrt kommen, sind wir sehr schwer aufzuhalten.»

In der Champions League erstmals im Achtelfinal, im Schweizer Cup im Viertelfinal und in der Liga, da, wo die berühmten Hausaufgaben zu erledigen sind, um nächste Saison wieder in der Königsklasse antreten zu können, sind es sieben Punkte Vorsprung – viel besser kann man es tatsächlich nicht machen.

Die 18. Runde
Thun–Young Boys             1:1 (1:1)
FC Zürich–Sion                 1:1 (1:0)
Lausanne–Grasshoppers    2:1 (2:0) 
Luzern–Servette               1:2 (1:1)
Xamax–FC Basel               1:1 (0:0)

Die Tabelle

  1. FC Basel 18 11 5   2 38:17 38
  2. FC Luzern 18   9 4   5 25:15 31
  3. FC Sion 18   9 4   5 26:17 31
  4. Young Boys 18   7 6   5 26:17 27
  5. Xamax 18   7 5   6 24:21 26
  6. FC Thun 18   6 5   7 21:21 23
  7. Servette 18   7 3   8 25:29 24
  8. FC Zürich 18   6 3   9 26:26 21
  9. Grasshoppers 18   6 1 11 19:36 19
10. Lausanne 18   3 2 13 16:44 11


FC Luzern–Servette 1:2 (1:1)
Swissporarena. – 14´316 Zuschauer. – SR Wermelinger. – Tore: 20. Eudis (De Azevedo) 0:1. 22. Winter (Flanke Lustenberger) 1:1. 77. De Azevedo (Schuss) 1:2.
Luzern: Zibung; Stahel, Sarr, Puljic, Lustenberger; Wiss (65. Gygax), Kukeli; Hochstrasser; Ferreira (77. Hyka), Yakin, Winter (89. Siegrist).
Servette: Barocca; Rüfli, Diallo, Roderick, Moubandje; Vitkieviez, Kouassi, Pizzinat (68. Pont), Yartey; Eudis (77. Saleiro), De Azevedo (86. Routis).
Bemerkungen: Luzern ohne Ianu, Renggli, Sorgic und Thiesson (alle verletzt). Servette ohne Baumann, Esteban und Schneider (alle verletzt) (1:1). 55. Barocca hält Foulpenalty von Yakin. 93. Saleiro-Schuss an Aussenpfosten. Verwarnungen: 21. Eudis (Unsportlichkeit), 47. Kouassi (Foul), 56. Kukeli (Foul), 65. Pizzinat (Reklamieren), 86. Puljic (Unsportlichkeit), 86. Roderick (Unsportlichkeit).

Lausanne-Sport – Grasshoppers 2:1 (2:0)
Pontaise. – 5400 Zuschauer. – SR Kever. – Tore: 5. Negrao (Moussilou) 1:0. 36. Marin (Negrao) 2:0. 64. Pavlovic (Zuber) 2:1.

Lausanne: Coltorti; Bah (30. Muslin), Katz, Page, Meoli; Marin (73. Khelifi), Pasche, Luccin, Steven Lang; Moussilou, Negrao (77. Marazzi).

GC: Taini; Bauer, La Rocca, Smiljanic (18. Bertucci), Pavlovic; Toko, Michael Lang; Feltscher, De Ridder, Zuber (85. Brahimi); Mustafi (46. Hajrovic).

Bemerkungen: Lausanne ohne Avanzini, Prijovic und Sonnerat (alle verletzt). Grasshoppers ohne Bürki, Menezes (beide gesperrt), Abrashi, Adili, Cabanas, Calla (alle verletzt), Kehl und Simijonovic (beide krank). 20. Kopfball von Michael Lang an Pfosten. 81. Moussilou mit Schuss an Aussenpfosten. – Verwarnungen: 33. Muslin (Foul). 37. Marin (übertriebener Torjubel). 45. Michael Lang (Foul). 69. Hajrovic (Foul). 91. Steven Lang (Unsportlichkeit).

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