An der Meisterfeier bestätigt Breel Embolo, dass ihm die Gedanken an die nächsten Wochen näher gehen als dieser siebte Titel in Serie. Der Stürmer dürfte nach der Europameisterschaft ins Ausland wechseln. Noch aber ist Basel Embolos Heimat – und er umgeben von Sängern aus Gelterkinden und jungen Frauen mit Telefonnummern.
Es ist eine dumme Idee, mit Breel Embolo in diesem Türrahmen ein Gespräch zu führen. Beim Ausgang zum Balkon über dem Barfüsserplatz gibt es nämlich drei Störfaktoren: Erstens will ein Sänger aus Gelterkinden die Meisterfeier mit dem Stürmer des FC Basel möglichst sofort woanders weiterführen. Zweitens wollen ständig Leute durch. Und drittens will eine junge Dame sicherstellen, dass Embolo ihre Telefonnummer nun auch wirklich gespeichert hat.
«Sie arbeitet beim FCB und ist zuständig für meinen Lohn, mit ihr muss ich immer anständig sein», flachst Embolo, der wenige Stunden zuvor mit seinen Kameraden den 19. Meistertitel der Vereinsgeschichte gesichert hat; den siebten in Serie, den dritten in seiner noch so jungen Profikarriere.
Und genau diese Karriere war das Thema in diesem Türrahmen. Man kann einwenden, dass die Feierlichkeiten nicht der Moment sind, um in die Zukunft eines Mannes zu blicken, der zur Begierde der besseren Adressen in Europas Clubfussball geworden ist. Bei Embolo ist das anders. Denn auf genau diesen Moment hat er all seine Überlegungen hinausgeschoben: «Ich habe mir immer vorgenommen, dass ich die Entscheidung in der Meisterschaft abwarte und bis dahin mit keinem einzigen Verein rede. Jetzt sind wir soweit. Und jetzt muss ich mich hinstellen und mir Gedanken machen zu meiner Zukunft, zusammen mit meiner Familie und den Menschen um mich herum.»
Ein halbes Leben in wenigen Sekunden
Embolo bestätigt in diesem Türrahmen, dass ihm die Gedanken an die kommenden Wochen näher gehen als der dritte Titel seiner Karriere. Da steht einerseits ein junger Mann, der auf dem Rasen seltene Begabungen hat, der in einem Pulk von Menschen in einer roten Bomberjacke gekleidet Souveränität ausstrahlt. Aber da steht eben auch ein junger Mann, der nicht weiss, wo er in wenigen Monaten sein wird.
Da kann die Stimme schon mal ins Zittern geraten, wenn dieser junge Mann in wenigen Sekunden sein halbes Leben durchgeht: «Ich bin beim FC Basel von den Junioren hochgekommen, musste viel einstecken, viel zeigen und ich durfte viel erleben. Ich bin froh, dass ich hier so tolle Menschen um mich herum habe und dass ich hier aufwachsen durfte.»
Ein Gruss, bevor Breel Embolo hinter der Wand verschwindet – die Szene an der Pressekonferenz nach dem Titelgewinn könnte für Embolos persönliche Situation fast nicht sprechender sein. (Bild: Roland Schmid)
Embolo ist mit sechs Jahren aus Kamerun in die Schweiz gekommen. 13 Jahre später wird er sie wohl wieder verlassen. «Wir werden in der Familie als Einheit eine gute Entscheidung treffen, wie wir das in den letzten Jahren immer getan haben» – und es klingt wie eine kleine Abschiedsrede, als Embolo über seine Zeit als Berufsfussballer noch sagt: «Ich hatte drei wunderschöne Jahre hier.»
«Solange ich dieses Trikot trage, gebe ich alles für den Verein.»
Solange keine Entscheidung offiziell ist, lässt sich Embolo alle Türen offen. «Ich habe mich bis jetzt mit niemandem getroffen», sagt er, und: «Ich könnte mir auch vorstellen, noch hier zu bleiben.» Es klingt eher nach Ausweichen als nach einem glaubhaften Szenario.
Jedoch glaubt man Embolo, wenn er versichert: «Solange ich dieses Trikot trage, gebe ich alles für diesen Verein.» Solche Spieler liebt der Anhang, solche Spieler will der Anhang irgendwann wieder an der alten Heimat begrüssen dürfen – Benjamin Huggel kam zurück, Alex Frei kam zurück, Marco Streller kam zurück.
Und vielleicht fordern die Basler Fans den älter gewordenen Breel Embolo nach Jahren in der ausländischen Fussballwelt dereinst auch zur Rückkehr auf. Oder wie es der Sänger aus Gelterkinden vor zehn Jahren mal ausdrückte: «Bring en hei.»
Breel Embolo und Urs Fischer während des Spiels gegen Sion, mit dem der junge Spieler zum dritten und der Trainer zum ersten Mal Schweizer Meister wurde. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
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