Ein Stadion in Postkartenmotiv-Lage und ein Verein, dessen ganz grosse Momente schon eine Zeit lang zurückliegen – die Geschichte von den Alten und den neun Neuen bei Os Belenenses, dem Gegner des FC Basel in der Europa League.
Postkarten-Blick: Das Estádio do Restelo im Lissabonner Stadtteil Belém. Im Hintergrund die Brücke des 25. April über den Tejo und der Cristo Rei.
Im Herzen Lissabons und unweit des Tejo: Das Estádio do Restelo, Ziel der Europacup-Expedition des FC Basel.
Das Stadion von Belenenses hoch über dem Hieronymus-Kloster.
Die gefüllten Ränge des 20'000 Zuschauer fassenden Estádio do Restelo in Lissabon.
Die Alten vom Restelo. So nennen Portugiesen erzkonservative Menschen. Eine ihrer Hochburgen war der Lissabonner Stadtteil Belém. In einem erhöht gelegenen Viertel über dem Mosteiro dos Jerónimos, dem Hieronymus-Kloster, befindet sich das Estádio do Restelo, die Spielstätte von Os Belenenses.
Geben Spiele wenig fürs Auge her, kann man den Blick über den Rio Tejo auf eine imposante Christusstatue schweifen lassen. Das ist bei schönem Wetter allein schon das Eintrittsgeld wert.
Weit berühmter als der Fussballklub: die Pastéis de Belém.
In der Nähe der knapp 20’000 Besucher fassenden Anlage liegt ein anderes Wahrzeichen von Belém. Der Palast in Altrosa ist Dienstsitz des Präsidenten der Republik. Touristische Magnete sind auch das Denkmal für die Seefahrer, die im 15. und 16. Jahrhundert aufbrachen, um neue Welten zu entdecken, sowie das erwähnte Hieronymus-Kloster.
Konkurrenzlos thronen über diesen Orten im allgemeinen Bewusstsein aber die Pastéis de Belém, cremige Versuchungen mit Weltruf. Man isst sie in London so gern wie in Lissabon.
Das Schwelgen in der Vergangenheit
Im Gegensatz dazu scheinen die Alten vom Restelo abgetaucht zu sein. Vor zehn Jahren noch traf man gesetztere Anhänger des Clube de Futebol os Belenenses überall im Land. Das Denken passte zum Outfit: Am liebsten hätten sie die Zeit zurückgedreht in jene Epoche, als Portugal eine stolze Kolonialmacht war.
Von diesem Erbe zehrt das Vereins-Emblem, ob es will oder nicht. Der Anteil dunkelhäutiger Spieler ist traditionell höher als anderswo. Aus dem aktuellen Kader sticht besonders Luis Leal heraus. Er schiesst auch Tore für die Nationalmannschaft der Insel São Tomé und Príncipe, einer ehemaligen Kolonie, und er traf auch im Hinspiel dieser Europa League in Basel.
Wo die Akzeptanz schwarzer Fussballer ihren Anfang nahm
Vom Ruf Matateus ist er allerdings meilenweit entfernt. Noch vor seinem grossen Landsmann Eusebio schrieb der Goalgetter aus Moçambique Fussballgeschichte. Er gilt als bester Spieler, der je den blauen Dress von Belenenses trug, und spielte 23-mal für Portugal.
Bereits in seiner ersten Saison 1951 gewann er die Herzen der Anhänger. Zwei Tore gegen die damals als unbezwingbar geltende Equipe Sporting Lissabons mit den berühmten «fünf Violinen» brachten den Durchbruch. Belenenses gewann die Partie 4:3, die Fans stürmten den Platz und trugen den Helden auf Schultern in die Kabine.
Hier nahm die Akzeptanz schwarzer Fussballer in Portugal ihren Anfang. Mit über 50 Jahren liess Matateu die Karriere in Kanada ausklingen, wo er 2000 verstarb. Vergleiche mit der britischen Ikone Stanley Matthews drängen sich auf.
Das Vorbild Acacio Rosa
Der Patron der Os Belenenses: alt Präsident Acacio Rosa.
Einzigartig im portugiesischen Sport war Acacio Rosa. Bevor er in jungen Jahren Präsident wurde, hatten sie ihn bereits mit dem goldenen Christuskreuz dekoriert. Die wichtigste Auszeichnung für ein Mitglied bekam Rosa, weil er als Vizepräsident die Abteilungen Handball und Volleyball in den polysportiven Klub integriert hatte. Die Sporthalle trägt seinen Namen.
Ausserdem war Rosa der erste Trainer einer portugiesischen Handball-Auswahl und immer dann zur Stelle, wenn Belenenses finanziell am Abgrund stand. An seiner Flexibilität und Hartnäckigkeit nehmen sich die Neuen vom Restelo ein Beispiel. Es sind junge Leute aus der Wirtschaft, die gelernt haben, das Überleben wie einen Titel zu feiern.
Ohne Support seitens der Stadt könnte der Verein in dieser Form und auf diesem Level nicht weiterbestehen. Zwischen den international ausstrahlenden Marken Benfica und Sporting bleibt ihm in Lissabon kaum mehr als eine Nische.
Mitgliedsausweis des Vize-Präsidenten Acacio Rosa aus dem Jahr 1946.