Über 30’000 Zuschauer wollen den FC Basel im Testspiel gegen den FC Bayern München spielen sehen. Die Basler verlieren 0:3, erhalten aber grundsätzliches Lob von Münchner Seite. Teilzeit-Rückkehrer Xherdan Shaqiri darf sich seinen alten Fans bloss während zwanzig Minuten zeigen.
Ganz am Ende holte Matthias Sammer noch das ganz grosse Lob raus. «Der FC Basel», sagte der Sportchef des FC Bayern München, «ist für uns so etwas wie ein Vorbild.» Die Zusammenarbeit zwischen all den verschiedenen Ebenen, «vom Nachwuchs bis zur ersten Mannschaft», die sei beim Schweizer FCB durchgehend sehr eng, befand er.
Und weil Sammer zu den Bayern geholt wurde, um Reizpunkte zu setzen, weil er sich selbst gerne als Stachel im Fleisch möglicher Genügsamkeit sieht oder vielleicht auch nur, weil Sammer einfach Sammer ist, führte er den Angriff gegen den eigenen Arbeitgeber weiter aus: «Da können wir uns noch eine Scheibe davon abschneiden.»
Überhaupt nutzte Sammer die Gelegenheit in VIP-Zone des St.-Jakob-Parks, um jegliches Münchner Selbstlob im Keim zu ersticken. Da mochte sein Trainer Jupp Heynckes noch so sehr zufrieden gewesen sein mit dem Auftritt seiner Mannschaft beim 3:0-Testspiel-Sieg über Basel, Sammer hatte «auch Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben. Vor allem in der zweiten Halbzeit, als die Basler ihre Skier abgezogen hatten».
Sammer über Shaqiri: «Er ist sehr stabil»
Nur bei einem der Seinen blieb Sammer erstaunlich unkritisch: bei Xherdan Shaqiri. Der sei zwar in seiner Anfangszeit bei den Bayern im Sommer noch «etwas inkonstant» gewesen: «Aber seit Oktober ist er sehr stabil.» Aus dem Mund des sich in der Öffentlichkeit gern kritisch gebenden Sammer klang das wie ein riesiges Lob an die Adresse des einstigen Baslers.
Der hatte bei seiner kurzzeitigen Rückkehr in das alte Heimstadion zunächst etwas Orientierungsprobleme gehabt, weil er den Weg der Gästeteams durch den Bauch der Muttenzerkurve nicht kannte. Und danach musste er 70 Minuten lang warten, ehe er das Feld betreten durfte. Was Ausdruck dafür war, wie ernst die Bayern dieses Spiel eine Woche vor ihrem Rückrundenstart in der Bundesliga gegen Greuter Fürth nahmen.
Da nahm Heynckes keine Rücksicht auf die über 30’000 zahlenden Zuschauer, die doch so gerne ihren einstigen Liebling länger gesehen hätten. Dafür verteilte der Trainer der Bayern danach ausgiebig Lob an den 21-Jährigen: «Er war ein guter Einkauf. Noch kann er von Ribéry, Schweinsteiger und anderen viel lernen. Aber ich sage Ihnen, dass er ein absoluter Top-Spieler wird.»
Der eine FCB war noch nicht so weit wie der andere FCB
Gegen die einstigen Kollegen konnte Shaqiri diese Voraussage für einmal nicht unterstreichen. Zu sehr war die Partie bereits abgeflacht, als er eingewechselt wurde. Und das war nicht zum Schaden der Basler geschehen. In den ersten 45 Minuten nämlich, in denen die Bayern jenes Tempo gingen, das sie auch in der Bundesliga anschlagen wollen, war der heimische FCB oft überfordert.
«Da haben wir gesehen, dass wir noch nicht so weit sind», stellte FCB-Trainer Murat Yakin fest, «wir waren nicht im Spiel, wir wurden bestraft.» Überraschen konnte der teils krasse Unterschied zwischen den Teams niemanden. Hier der europäische Spitzenclub aus München, der in einer Woche wieder Ernstkämpfe bestreitet. Da der Schweizer Topverein aus Basel, der am Montag erst ins Trainingslager nach Spanien abfliegt.
Unheilvolle Erinnerungen
Die Vorzeichen hatten klar für die Bayern gesprochen. Genau so klar verlief dann auch die erste Halbzeit. Nach drei Minuten traf Franck Ribéry erstmals an den Basler Pfosten, nach sieben stand es 0:1 durch Mario Mandzukic, drei Minuten darauf traf Bastian Schweinsteiger zum 0:2. Und als Ribéry in der 37. das 0:3 erzielte, kamen unheilvolle Erinnerungen an das Basler 0:7 in München aus dem Frühjahr 2012 auf.
Doch weil sich die Bayern nach der Pause einerseits etwas zurückhielten und die komplett durchgewechselten Basler etwas besser dagegen, blieb es schliesslich bei einem Resultat, mit dem wohl jeder im Stadion leben konnte.
Yakin präsentierte dem Publikum alle 21 Feldspieler und schickte die Neuzugänge Raul Bobadilla und Geoffroy Serey Die gleich von Beginn weg aufs Feld. Für ein Urteil reichen diese ersten 45 Minuten in Rotblau natürlich nicht.
Bobadilla kann dem Basler Spiel Tiefe geben
Zu sehen war, dass die Abstimmung zwischen dem auf der defensiven Mittelfeldposition agierenden Serey Die und den Innenverteidigern Aleksandar Dragovic sowie Fabian Schär verständlicherweise erst in den Anfängen steckt. Und dass Raul Bobadilla, der den linken Flügel gab, dem Basler Spiel einiges an Tiefe geben kann, wenn er sich so bewegt, wie im besten Basler Angriff des Spiels. Da zog er von links in die Mitte und wurde von Serey Die steil bedient, schoss aber über das Tor.
Ansonsten blieb das Basler Spiel bruchstückhaft. Aber das wird niemanden beunruhigen. Es bleibt noch genügend Zeit für eine besser Abstimmung bis zum ersten Pflichtspiel des Jahres am 10. Februar gegen den FC Sion.
St.-Jakob-Park. – SR Jaccottet. – 30’080 Zuschauer.
Tore: 8. Mandzukic 0:1 (Abstauber nach einem indirekten Freistoss).
11. Schweinsteiger 0:2 (er trifft schön oben rechts nachdem Dragovic das Offside aufhebt und Müller zur Mitte spielt).
37. Ribéry 0:3 (wieder geht Müller rechts durch, Ribéry trifft nach einem Doppelpass mit Mandzukic).
Basel (1. Halbzeit): Sommer; Philipp Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Serey Die; Salah, Stocker, Fabian Frei, Bobadilla; Streller.
Basel (2. Halbzeit): Sommer; Voser, Schär (63. Sauro), Dragovic (63. Ajeti), Park; Cabral; David Degen, Diaz, Yapi (76. Adili), Alex Frei; Zoua.
Bayern München: Neuer; Lahm, Van Buyten, Dante, Alaba (71. Can); Schweinsteiger, Martinez; Müller (71. Shaqiri), Kroos (71. Robben), Ribéry (75. Rafinha); Mandzukic (71. Pizarro).
Bemerkungen: Basel ohne Jevtic (verletzt), Bayern München ohne Gomez (geschont) sowie Jérôme Boateng und Badstuber (alle verletzt). 4. Pfostenschuss von Ribéry.