Das Happy End für einen Gebeutelten und ein wiedergefundener Torriecher

Für Marek Suchy hält der Abend gegen Lausanne Tiefen und Höhen bereit, im Angriff schlägt sich Fischers frisches Offensiv-Dreieck ordentlich und Marc Janko beendet seine Torflaute – die Einzelkritik zum FCB bei der späten Wende zum 2:1 gegen Lausanne.

05.11.2016; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Lausanne-Sport; Jubel beim Torschuetzen zum 1:1 Marek Suchy (L) und Mohamed Elyounoussi (R, Basel) nach dem Tor (Marc Schumacher/freshfocus)

(Bild: Marc Schumacher/freshfocus)

Für Marek Suchy hält der Abend gegen Lausanne Tiefen und Höhen bereit, im Angriff schlägt sich Fischers frisches Offensiv-Dreieck ordentlich und Marc Janko beendet seine Torflaute – die Einzelkritik zum FCB bei der späten Wende zum 2:1 gegen Lausanne.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 4.5

Nach dem beschäftigungsreichen Dienstag gegen Paris war dies kein Spiel, um sich auszuzeichnen. Als der zweite Schuss (nach Pasches Chance in der 16. Minute) auf sein Tor kommt, ist er auch drin. Ob haltbar oder auch nicht: Es war ein schönes Pfund des von Juventus Turin an Lausanne ausgeliehenen Margiotta. Nach Seitenwechsel muss der Basler Keeper einmal gegen Torres zur Stelle sein – und ist es auch.

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Marschierte wie an seinen besseren Tagen auf und ab, nicht alles glückte ihm, vor allem in der Schlussphase, als dem FCB die Zeit davonzulaufen schien. Nebst einem Patzer, der Pasche eine Chance eröffnete (16.), hatte Lang aber ein paar feine Szenen, gute Flanken zu Basler Chancen vor allem im ersten Durchgang und einen Abschluss mit dem lädierten linken Fuss, den Martin prächtig parierte (33.).

Adama Traoré | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

Auch der Ivorer war präsenter im Angriff als auch schon. Flanken aus vollem Lauf mit einem Schuss Risiko wie beim anschliessenden Hechtkopfball von Sporar (39.) – so etwas möchte man von einem Aussenverteidiger sehen, und dazu einen beherzten Schuss wie in der 27. Minute, der drüber ging. Defensiv kaum gefordert und in der zweiten Halbzeit weniger zu sehen als in der ersten.

Marek Suchy | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4

Als die 90. Minute lief, war das Urteil über den Abend des Tschechen eigentlich schon gefällt: ungenügend. Sah bei Margiottas Grosschance in der 17. Minute alt aus und noch älter, als ihm ein 60-Meter-Ball von Monteiro unter der Sohle durchrutschte und Margiotta den Weg zum 0:1 frei machte. Unschöner kann es kaum laufen für einen Verteidiger. Dann beorderte ihn der Trainer in der 88. Minute in den gegnerischen Strafraum und dort drückte Suchy in der 90. Minute Elyounoussis Flanke aus drei Metern mit dem linken Knie über die Linie. Sein drittes Tor im 14. Liga-Spiel. Dann stammt 70 Sekunden später der lange Ball aus seinem Fuss, der zum Siegtreffer führt. Was für ein Happy End für den Vize-Captain, den der Trainer als «Patron auf und neben dem Platz» bezeichnet.



Der Basler Marek Suchy jubelt nach seinem Tor zum 1:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Lausanne-Sport, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 5. November 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Ausgerechnet Marek Suchy. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Eder Balanta | linke Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 4.5

Verrichtete seine Arbeit mit stoischer Ruhe, spielte gute und weniger geglückte lange Bälle von hinten heraus und hatte seinen ganz grossen Auftritt bereits in der 15. Minute, als er unter grossem Einsatz ein Gegentor verhinderte, Margiottas Schuss knapp vor der Torlinie ins Aus lenkte und dafür eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Torpfosten in Kauf nahm.

Taulant Xhaka | defensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 4

Ihm merkte man irgendwann den kräfteraubenden Dienstag in der Champions League an. Musste auch gegen Lausanne weite Wege gehen, wenn der Aufsteiger sich aus der Umklammerung zu lösen versuchte, was ihm immer wieder geschickt gelang. Kassierte eine gelbe Karte (die dritte in der Liga-Wertung) und wurde in der 78. Minute ausgewechselt.

Luca Zuffi | defensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 4.5

Zurück in der Startelf und in der Anfangsphase Ausgangspunkt gelungener Offensivszenen (Elyounoussi in der 10. und Sporar in der 12. Minute). Aus seinen zahlreichen Eckballhereingaben (Cornerverhältnis: 12:2) könnte mehr herausspringen, dafür war er dann aber beim feinen Doppelpass mit Elyounoussi am Ausgleich beteiligt.

Matias Delgado | offensiver Mittelfeldspieler

Einzelkritiknoten 4.5

Ein Volleyschuss auf Vorarbeit von Boëtius (21.) und der Chip zu Langs Grosschance (siehe oben), wie ihn fast nur er spielen kann – das waren die besten Szenen des Captains vor der Pause. Dazu kassierte Getaz früh Gelb, als er Delgado über die Klinge springen liess. Lief gemeinsam mit seinen Nebenleuten die Lausanner Abwehr immer wieder hoch an, und als ihm die Puste ausging, machte er Platz für Janko.



Der Basler Mohamed Elyounoussi in Aktion im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Lausanne-Sport, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 5. November 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Belebendes Element, aber nicht abgebrüht genug im Abschluss: Mohamed Elyounoussi. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Mohamed Elyounoussi | rechter Flügelspieler

Einzelkritiknoten 5

Vielleicht der gelungenste Teil von Fischers frischem Offensiv-Dreieck mit Boëtus und Sporar. Auch wenn der Norweger partout nicht ins Tor treffen wollte (Chancen dazu hatte er vor allem vor der Pause gleich reihenweise), so versprühte er doch frischen Wind im FCB-Angriff, und den Ausgleich vorbereitet zu haben, ist allemal so viel wert wie ein Treffer selbst. Wenn er dann auch noch, wie er es ausdrückt «clinical» im Abschluss wird, also abgebrüht, dann wird er das Versprechen noch einlösen können, als das er im Sommer zum FCB gestossen ist.

Jean-Paul Boëtius | linker Flügelspieler

Einzelkritiknoten 4.5

Geht doch, möchte man dem Niederländer zurufen. Mal abgesehen von seiner Zuverlässigkeit bei den Cupaufgaben auf dem Land war das die beste Vorstellung seit langem: konzentriert und ohne Flüchtigkeitsfehler, engagiert und präsent. Eine Handvoll guter Aktionen, darunter ordentliche Flanken und eine schöne Ablage mit der Brust bei Delgados Volleyschuss. Nach der Pause nicht mehr mit dem Einfluss und folgerichtig durch Steffen abgelöst.




Den Anforderungen durchaus gewachsen: Jean-Paul Boëtius (links) und Andraz Sporar. (Bild: Keystone)

Andraz Sporar | Angriffsspitze

Einzelkritiknoten 4.5

Was der junge Mann an Radius und Wasserverdrängung auf den Platz bringt, macht Freude. Er schoss aufs Tor und reihte sich bei seinen Teamkollegen ein, die den jungen Kevin Martin im Lausanne-Kasten lange Zeit zum Spieler des Abends machten, er schoss am Tor vorbei oder setzte einen Hechtkofpball daneben – aber gab nie auf. Im Sturmzentrum ist der Slowene so eine den Anforderungen gewachsene Alternative.

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Renato Steffen

Einzelkritiknoten 4.5

Ersetzte in der 64. Minute Delgado und darf beim Siegtreffer eine dicke Scheibe für sich abschneiden. Erst verliert er das Kopfballduell gegen Almada Monteiro, dann setzt er dem Lausanne-Verteidiger nach, erobert den Ball an der Seitenlinie an der Grenze des Erlaubten zurück, rennt, flankt und findet Janko.

Marc Janko

Einzelkritiknoten 4.5

Schlaflose Nächte hat der Österreicher nach eigenem Bekunden hinter sich, seit er gegen Paris die Riesenchance zum Führungstor hat liegenlassen. Da kommt selbst ein 33-jähriger Goalgetter ins Grübeln, «weil ich den Anspruch an mich habe, neun von zehn solcher Bälle reinzumachen». Jetzt wird es ihm wieder besser gehen, denn mit dem Siegtor in der Nachspielzeit beendete er seine seit Ende August (Tor in Thun) anhaltende Flaute. Wie sich Janko aufgemuntert hat nach dem Dienstag? «Klingt banal», sagt er, «aber zum Glück weiss ich, dass die nächste Torchance kommt.»



Der Basler Marc Janko jubelt nach seinem Tor zum 2:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Lausanne-Sport, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 5. November 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Meldet sich mit seinem fünften Saisontor zurück: Marc Janko. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Davide Callà
Er war das letzte Ass, das Urs Fischer an diesem Abend, als die Zeit wie im Flug zu verrinnen schien, aus dem Ärmel holte. Diesmal gelang Callà nicht ein später Treffer, so wie gegen Thun zum 1:1 oder auch in Lugano. Aber Callà warf sich ins Getümmel, sein Trikot hing ihm schon nach wenigen Augenblicken vom Gegner zerfetzt am Leib, er schoss aus der Distanz und setzte das «Wir geben nicht auf»-Signal. War aber dennoch zu kurz im Einsatz, um eine Note zu erhalten.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,4
Nicht eingesetzt beim FCB: Vailati (Tor), Gaber, Hoegh, Fransson

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