Das Schlimmste abgewendet

Mit der Viertelfinalqualifikation entgeht Roger Federer einer frühen Niederlage an seinem Heimturnier. Ein Glück für die Organisatoren: Eine Woche ohne Schweizer und fast ohne Gesetzte wäre die Folge gewesen.

Switzerland's Roger Federer returns a ball to Uzbekistan's Denis Istomin during their second round match at the Swiss Indoors tennis tournament at the St. Jakobshalle in Basel, Switzerland, on Wednesday, October 23, 2013. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Mit der Viertelfinalqualifikation entgeht Roger Federer einer frühen Niederlage an seinem Heimturnier. Ein Glück für die Organisatoren: Eine Woche ohne Schweizer und fast ohne Gesetzte wäre die Folge gewesen.

Die Luft war draussen. Nicht bei Federer, sondern bei den Bällen, die er schlug. Der Schiedsrichter konfiszierte das fehlerhafte Gut, wusste auf seinem hohen Stuhl in der St.-Jakobs-Halle allerdings nicht so recht wohin damit. Er steckte sie schliesslich in die Tasche seines Kittels und das Publikum war sichtlich amüsiert ob der Szene.

In der Tasche hat Roger Federer nach dem 4:6, 6:3, 6:2-Sieg gegen den Usbeken Denis Istomin (ATP 47) die Qualifikation für die Viertelfinals an den Swiss Indoors. Weil der Kroate Ivan Dodig bereits zuvor seine Zweitrundenpartie gegen den Japaner Kei Nishikori gewonnen hatte, zog Federer nicht wie vom Speaker verkündet als erster Spieler in die dritte Runde ein – doch wichtig war der Sieg allein. Somit wendete Federer das Schlimmste ab: eine frühe Niederlage an seinem Heimturnier.

Zwar gewann Federer die Partie letztlich in drei Sätzen, entschied sieben der letzten neun Games für sich und punktete beim Matchball am Netz mit einer Sicherheit, die an seine alten Tage erinnerte. «Am Schluss spielte ich wie aus einem Guss», kommentierte Federer.

Die Einhändigen

Im Erstrundenspiel trafen die beiden Franzosen Richard Gasquet und Michael Llodra aufeinander. Das Spezielle daran: Es war ein Duell zweier Tennisprofis, die eine einhändige Rückhand spielen. Was früher gang und gäbe war, ist heute seltener geworden. Zwar spielen mit Federer, Wawrinka und Gasquet drei Einhänder in den Top-Ten. In den Top-100 sind es aber nur noch 25 Prozent. Lost man einen Top-100-Spieler gegen einen anderen, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Duells zweier Einhänder bei rund 6 Prozent.

Einhänder Federer sagt zum Phänomen, dass immer weniger Profis die Rückhand einhändig spielen: «Die Zukunft gehört klar den Zweihändern, leider. Aber: Letzte Woche haben Grigor Dimitrov, Richard Gasquet und Tommy Haas Turniere gewonnen; alle drei spielen eine einhändige Rückhand. Ich hoffe, die einhändige Rückhand bleibt dem Tennis erhalten – und glaube das auch, denn es wird immer Spieler geben, die sich mit einer Hand wohler fühlen.»

Fehlerhafter Federer gibt ersten Satz ab

Dass der Sieg schliesslich derart klar ausfiel, hatte sich zu Beginn allerdings nicht abgezeichnet. Der erste Satz ging an Istomin. Der von seiner Mutter gecoachte Usbeke profitierte dabei von der Fehlerhaftigkeit Federers. «Meine Fehler waren für mich selbst erschreckend», sagte der Baselbieter.

Istomin brachte den Satz mit einem einzigen Break nach Hause. Die schlimmsten Befürchtungen schlichen sich in die Köpfe der Zuschauer – und wohl auch in die der Turnierorganisation.

Das Turnier atmet auf

Federers Sieg wendet schliesslich auch für sie das Schlimmste ab: ein Turnier ohne Schweizer und fast ohne Gesetzte – bereits nach der zweiten Runde. Nachdem am frühen Dienstagabend schon Stanislas Wawrinka seine Erstrundenpartie verloren hatte, ging zu späterer Stunde auch der Tscheche Tomas Berdych in der ersten Runde als Verlierer vom Platz.

Ab sofort fehlten dem Turnier bereits die Nummer zwei und vier der Setzliste – am Mittwoch kam mit Richard Gasquet nun auch die Nummer fünf abhanden (siehe Kasten «Die Einhändigen»).

Der Franzose (ATP 10), ein direkter Konkurrent Wawrinkas um die Qualifikation zu den ATP World Tour Finals, unterlag nach seinen vielen Matches der letzten Wochen wenig überraschend Michael Llodra. Auch dieser ist einer der vielen Franzosen im Turnier. Nach diesem Ausgang des Duells zweier Spieler, die mit einer einhändigen Rückhand agieren, verbleiben den Swiss Indoors noch die Nummern acht (Grigor Dimitrov), die Nummer drei (Roger Federer) und die Nummer eins der Setzliste.

Laaksonen draussen

Letztere Einstufung hat der Argentinier Juan Martin Del Potro inne. Er wurde heute von der Schweizer Nachwuchshoffnung Henri Laaksonen gefordert – und dieses Verb ist durchaus berechtigt: Der 21-Jährige, Nummer 224 im ATP-Ranking, deutete in mehreren Ballwechseln sein Potential an, entlockte der argentinischen Nummer 5 der Welt mehrmals ein Laut der Verärgerung – und verlor die Partie schliesslich nur, weil er den einen oder anderen Fehler zu viel machte.

Er durchlebte jedoch Momente, die ihm in der Zukunft zuträglich sein könnten: Denn nach den Enden der Karrieren Federers und Wawrinkas wird er mutmasslich die Nummer eins der Schweiz und somit das lokale Gesicht der Swiss Indoors sein. Noch aber präsentiert sich die Situation so, dass Federer der Hauptdarsteller und der letzte verbleibende Schweizer des Turniers ist. 

Die Neuauflage des Finals winkt

Die offene Tableauhälfte Federers – der nominell stärkste Spieler ist der Bulgare Dimitrov (ATP 28) – lässt die Tennisfans auf eine Neuauflage des letztjährigen Finals zwischen Juan Martin Del Potro und Roger Federer hoffen. Es wäre das höchste der Gefühle, wohl nicht zuletzt auch für die Turnierdirektion um Roger Brennwald.

Dafür muss aber Federer von Runde zu Runde weiterhin Schlimmes abwenden: Ein Turnier ohne die Mehrzahl der gesetzten Spieler, ohne Schweizer – und somit mutmasslich ohne Zuschauer. Denn was Federer auslöst, wurde heute klar: Die St.-Jakobs-Halle war an den Swiss Indoors 2013 zum ersten Mal ausverkauft.

 

Swiss Indoors Basel, Resultate (siehe auch Tableau)

2. Runde:
Roger Federer SUI–Denis Istomin UZB 4:6, 6:3, 6:2
Kei Nishikori JPN–Ivan Dodig CRO 1:6, 2:6

1. Runde:
Juan Martin Del Potro ARG–Henri Laaksonen SUI 6:4, 6:4
Richard Gasquet FRA–Michael Llodra FRA 4:6, 2:6
Grigor Dimitrov BUL–Radek Stepanek CZE 6:3, 
Paul-Henri Mathieu FRA–Denis Kudla USA 6:4, 7:5
Robin Haase NED–Vasek Pospisil CAN 4:6, 4:6
 

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