Andraz Sporar muss weiter auf sein erstes Tor beim FC Basel warten. Nach langwieriger Verletzung und Comeback in der ersten Mannschaft verpasst er das Spiel am Sonntag wegen einer Viruserkrankung. Dabei befindet sich der 22-jährige Slowene auf dem besten Weg zurück, der Alte zu werden – auch wenn er noch immer auf sein erstes Tor für Rotblau wartet.
Er möge keinen Kaffee, sagt der slowenische Stürmer und bestellt auf Deutsch ein Glas Wasser. Andraz Sporar sitzt in der Sonne vor dem St.-Jakob-Park auf einer Festbank, die so gar nicht passt zum Fussballer, der Schuhe von Gucci und eine Armbanduhr von Rolex trägt. Auf dieser einfachen Sitzgelegenheit demonstriert der 22-Jährige am Bein seines Gegenübers, wo bei ihm im Januar 2016 die Sehne gerissen ist.
Die Verletzung am rechten Fuss, seinem stärkeren, beschäftigte Sporar einen Grossteil des vergangenen Jahres. Neben anderen Blessuren, einer Entzündung und einem Muskelfaserriss, hat ihn der Sehnenriss vom wettkampfmässigen Fussball abgehalten, fast 30 Spiele hat er deswegen verpasst.
Eine Viruserkrankung zwingt ihn für das Spiel gegen Lausanne (Sonntag, 13.45 Uhr) zwar zur nächsten Pause. Aber von den Verletzungen der letzten Monate ist Sporar genesen. Die gerissene Sehne ist operiert, zwei Sehnenstränge vorübergehend als Stütze zu einem zusammengenommen.
Schmerzen hat Sporar nach dieser «furchtbaren Zeit», wie er sie nennt, keine mehr, sein junger Körper ist wieder der Alte. Nur auf Kunstrasen spüre er manchmal, dass da etwas war.
Ein Captain – wie der Vater
15 Spiele hat Sporar absolviert, neun in der Meisterschaft, vier in der Champions League und zwei im Cup, seit er im Dezember 2015 nach Basel gewechselt ist: mit einem Leistungsausweis von 50 Toren und 18 Vorlagen in 108 Spielen für Olimpija Ljubljana, dem Verein, bei dem er als 17-Jähriger in der ersten Mannschaft debütierte.
Bei Olimpija ist Sporar als Fussballer gross geworden. Wie schon sein Vater, der als Halbprofi beim slowenischen Erstligisten engagiert gewesen war und wie sein Sohn die Captainbinde trug. Schon die Grossväter spielten Fussball, für die Karriere von entscheidender Bedeutung aber war der Vater. Und beinahe hätten die beiden noch gegeneinander gespielt, als Miha Sporar von einem unterklassigen Team angefragt wurde, für eine Cuppartie gegen Sporars Team auszuhelfen.
Zum Familienduell kam es dann aber doch nicht, und Sporar entschied sich für den nächsten Karriereschritt. Er hatte mit seiner beeindruckenden Torquote aus Ljubljana Angebote aus der Bundesliga: Hannover 96 und der FC Ingolstadt hätten sich bemüht, sagte Sporar wenige Wochen nach seiner Ankunft in der Schweiz. Für den FC Basel hat er sich entschieden, weil dieser einen offensiven Fussball spiele.
Beim FCB hat der zweifache Nationalspieler eine andere Welt kennengelernt. «Alles ist neu hier, wir verfügen über hervorragende Bedingungen. In Slowenien hatten wir nicht acht Trainingsfelder», sagte Sporar kurz nach Vertragsunterzeichnung. «Ich mag es hier, und das Level der Super League ist höher als in Slowenien.»
Die Einsamkeit eines Verletzten
Sporar ist der erste Slowene beim FCB, eineinhalb Jahre hat ihn der Verein beobachtet, bevor es zur Unterschrift kam. Zur dritten bei einem Profiverein. Den ersten Vertrag erhielt er als 16-Jähriger beim NK Interblock Ljubljana aus der zweiten slowenischen Liga.
Am 27. Februar wird Sporar 23 Jahre alt. Und manchmal ist er allein. Zumindest habe er sich so gefühlt während der Verletzungspause, weil er in der Schweiz kaum jemanden kannte: «Wenn man verletzt ist, denkt man viel nach. Man ist weg von zu Hause, spricht die Sprache nicht. Das ist eine Erfahrung, nach der man gewisse Dinge schätzen lernt, die man für gegeben hielt. Man merkt, dass der Beruf als Fussballer auch schwierige Seiten hat», sagt Sporar.
Jetzt, da der Stürmer wieder gesund ist, lernt er eine andere schwierige Seite seiner Arbeit kennen: Sporar erzielt keine Tore. Zum ersten Mal in seiner Karriere. Beim FCB hat er bisher lediglich für die U21 in der Promotion League getroffen: sechs Mal in zwei Spielen. Dazu kommen drei Torvorlagen in der Super League. Immerhin.
19 Tore weniger als die Konkurrenz im Sturm
Sporar, der wegen der Sprache oft Zeit mit dem dritten Torhüter Djordje Nikolic verbringt, glaubt, dass der Knoten mit einem Tor platzen würde: «Ich behaupte allerdings nicht, dass ich dann 17 Treffer bis Ende der Saison erzielen werde», sagt er. Aber helfen würde dieses Erfolgserlebnis, das glaubt auch sein Trainer Urs Fischer im Anschluss an die Partie gegen den FC Thun, als Sporar zum zweiten Mal in Folge in der Startelf stand.
Zur dritten Nominierung in Serie wird es am Sonntag gegen Lausanne (13.45 Uhr) wegen der Viruserkrankung nicht kommen. Entweder Marc Janko oder Seydou Doumbia übernehmen dann die Position in der Angriffsspitze – die zwei Spieler, mit denen Sporar den einen Platz im Basler Sturm teilt. «Ich arbeite hart. Aber die Konkurrenz im Sturm mit Marc und Seydou ist gross.»
Der Österreicher und der Ivorer kommen in der laufenden Spielzeit zusammen auf 19 Tore und kennen die Emotion, die Andraz Sporar so sehr sucht: «Wenn du triffst, dann erlebst du das schönste Gefühl der Welt», erinnert sich der Stürmer, der jetzt zuerst wieder gesund werden muss. Einmal mehr.