Am Schiedsrichter und am Gegner gab es aus Basler Sicht an diesem Abend nichts auszusetzen. Beide machten einen tadellosen Job. Dass ausgerechnet das Heimteam den Ansprüchen nicht gerecht werden konnte, wurmt die Basler enorm.
Das Rätselraten der Zuschauer über die diffuse Verfassung des Heimteams auf dem Feld war gerade zu Ende gegangen, da ging es für die Journalisten in den Katakomben noch in die Verlängerung. War das nun die Erleichterung darüber, dass die Partie vorüber war, die da in den Gesichtern der Basler Spieler geschrieben stand? Oder war es doch nur blanke Enttäuschung? Ratlosigkeit? Oder gar Wut?
Einen ersten Anlauf zur Aufklärung unternahm Fabian Frei: «Das war einfach nur schlecht von uns, wir waren weit davon entfernt, eine Topleistung abzurufen.» Der eigenen Enttäuschung hielt Frei selbst entgegen: «Vor dem Spiel hätten wir ein 1:1 nicht gekauft, aber jetzt müssen wir mit dem Resultat mehr als zufrieden sein.»
Diagnose: Unzureichend
Frei war es, der in der 11. Minute den Basler Torschützen Derlis Gonzalez mit einem herrlichen Steilpass lancierte. Es sollte eines der ganz wenigen Basler Highlights bleiben an diesem Abend, Frei mochte sich darum gar nicht recht freuen über sein Zuspiel: «Der Pass kam gut. Aber danach habe ich viel zu viele Fehler gemacht, das wurmt mich schon sehr.»
«Sie haben mehr individuelle Klasse bewiesen». Marco Streller, hier von Casemiro abgehängt, musste die spielerische Überlegenheit des Gegners neidlos anerkennen. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)
Da war also zum einen die Erleichterung über das Resultat. Aber es dominierten die Enttäuschung und die Wut über die eigene Vorstellung. Marco Streller konnte sich mit der Diagnose Fabian Freis gut identifizieren. «Das war unsere schlechteste Leistung in dieser internationalen Kampagne, wir konnten nicht umsetzen, was wir uns vorgenommen haben», resümierte der Captain.
Das Lob für den Gegner
Die harte Kritik an der eigenen Leistung versuchte Streller mit der Stärke des Gegners zumindest abzufedern. «Man hat gesehen, warum Porto Spieler für 40 Millionen verkauft», sagte er, «in Bezug auf die individuelle Klasse waren sie uns einfach überlegen.» Und aus der Stärke des Gegners vermochte Streller auch etwas Aufbauendes für die eigene Mannschaft zu ziehen: «Porto war extrem gut vorbereitet auf uns. Das zeigt, dass unsere Leistungen wahrgenommen werden. Und das macht mich stolz.»
Luca Zuffi vermochte dem Respekt des Gegners weniger Positives abzugewinnen. Er haderte wie Frei vor allem mit der eigenen Leistung. Für das Rückspiel wollte er keine Prognose abgeben, seine Vorschau klang mehr nach einem Appell an das eigene Team: «Wir müssen mehr an uns glauben und mit mehr Selbstvertrauen auftreten.»
Zuffis Forderung für das Rückspiel in Porto war klar: «Wir müssen mehr an uns glauben und mit mehr Selbstvertrauen auftreten.» (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)
Selbstvertrauen, wie es laut Thomas Vaclik etwa der Linienrichter bewies, als er in der 49. Minute das Tor Portos aberkannte. «Ich wurde beim Eckball von zwei Spielern gestört und konnte darum nicht eingreifen. Der Schiedsrichter hat mutig entschieden, das habe ich so noch nie erlebt.» War denn auch der Handspenalty gegen Samuel gerechtfertigt? «Ja, auch diese Entscheidung war richtig», findet Vaclik.
«Immer wenn wir uns am wenigsten zugetraut haben, waren wir am besten.»
Fabian Frei
Für das Rückspiel, da waren sich alle einig, braucht es eine deutliche Leistungssteigerung des gesamten Teams. «Porto wird an seinem Spiel nichts ändern, aber wir haben noch Reserven», war Vaclik überzeugt, während Streller ausgerechnet die drückende Überlegenheit des Gegners zum Hoffnungsschimmer erklärte: «Vielleicht denken sie nach diesem Spiel, es wird im Rückspiel noch einfacher für sie.»
Dass der Captain damit seinem zuvor geäusserten Befund widerspricht, der FC Basel würde in Europa nicht mehr unterschätzt, stellt in diesem Augenblick niemand in Frage. Und just als sich die erschöpfte Basler Delegation unter die Dusche begeben will, entfährt Fabian Frei noch ein aufschlussreicher Satz: «Immer wenn wir uns am wenigsten zugetraut haben, waren wir am besten.»
Im Umkehrschluss kann dieser Satz auch als Eingeständnis verstanden werden. Als Eingeständnis, dass man sich zu sicher wähnte gegen einen Gegner, der nicht in den Reigen der ganz grossen Nummern im europäischen Fussball gehört. Im Rückspiel bietet sich nun den Baslern die Chance, wieder in die bevorzugte Rolle des Underdogs zu schlüpfen.
Schöner Pass zum 1:0 ja, aber ansonsten zu viele Fehler, wie Fabian Frei – hier im Duell mit Hector Herrera – befindet. (Bild: Anton Geisser)