Das Tableau der Swiss Indoors in Basel ist komplett. Als letzte qualifizierten sich am Wochenende vier Spieler, die zu den Top 80 gehören, darunter als bestklassierter Radek Stepanek (ATP 35).
Werfen wir ausnahmsweise mal einen Blick auf die alternative Nummer 1 dieser Basler Tenniswoche. Von der richtigen, der real existierenden Nummer 1 war schon zur Genüge die Rede; sie wird mit ihrer Basler Präsenz weiterhin Sendestunden belegen, Bildschirme und Zeitungsseiten füllen, im Idealfall bis zum nächsten Sonntag, im Idealfall bis sie fünf Matches gewonnen haben wird.
Swiss Indoors 2012
Das Tableau
Ein Blick also auf die alternative Nummer 1. Jenen Spieler, der als erster seinen Match verloren hat, der mit einem keineswegs bescheidenen Portefeuille an Renommee angereist ist und als erster wieder mit leeren Händen aus Basel abreisen muss. Der Lette Ernests Gulbis; er hat immerhin schon vier ATP-Turniere gewonnen und war vor anderthalb Jahren noch die Nummer 21 der Weltrangliste. Trotzdem: Ob er in der Schwemme medialer Berichterstattung mehr als diese paar Zeilen hier belegt? Wahrscheinlich nicht.
Vorbei, ehe es richtig begonnen hat
Er begann seinen ersten Match am Samstag kurz nach Mittag; um 13.20 bereits war er vorbei, verloren mit 3:6 und 3:6 gegen den Rumänen Victor Hanescu. Die Swiss Indoors waren für Gulbis also um, ehe sie richtig begonnen hatten. Mit ihm mussten 15 weitere Spieler in das Turnier vor dem Turnier, ins Qualifying, um mit vier Siegern das Hauptfeld aufzufüllen.
Einige der Teilnehmer des Basler Qualifyings mögen sich die Augen gerieben haben. Da wimmelte es geradezu an Spielern, die man sich eher in den Viertelfinals eines «richtigen» ATP-Turniers vorstellen würde als in der ersten Runde einer Qualifikation – Stepanek, Hanescu, Kubot, Llodra, Darcis etwa oder eben auch Gulbis; auch zwei Schweizer kamen in die Auslosung, allerdings nicht dank ihres Rankings, sondern dank einer Wild Card: Michael Lammer und Sandro Ehrat. Sie schieden beide in der ersten Runde aus, beide in zwei Sätzen.
Drin und nicht drin
Im Normalfall zeigen solche Qualifyings eher die beschattete Seite des Glamoursports. Für viele haben diese Qualies etwas Quälendes, mancher Aspirant mag sich da fühlen wie im Hamsterrad, er studiert übers Jahr den Turnierkalender, studiert die Teilnehmerfelder, reist am Wochenende an, versuchts, schaffts gelegentlich oder schaffts eher öfter nicht, steigt zurück ins Hamsterrad und hofft auf die kommende Woche.
Unser Mitleid hält sich allerdings in Grenzen; dass es einigen besser geht und anderen etwas weniger gut, ist eine der simplen Gesetzmässigkeiten des Sports. Der Nachteil einiger Spieler, die mit gewissen Erwartungen in die Basler Qualifikation gegangen sind, erwies sich zum Vorteil der Zuschauer: Sie sahen schon vor dem «richtigen» Turnier Tennis auf einem sehr guten Niveau.
Und sahen, wie arrivierte Spieler wie etwa Tobias Kamke oder Michael Llodra im Hamsterrad bleiben und wie vier andere, ebenso arrivierte Spieler dem Hamsterrad entsteigen durften und sich fürs Haupttableau qualifizieren konnten: Der Deutsche Benjamin Becker (ATP 80), der Russe Andrey Kuznetsov (ATP 73), der Pole Lukasz Kubot (ATP 67) sowie der Tscheche Radek Stepanek (ATP 35), ein ehemaliger Top Ten-Spieler; im Haupttableau sind derzeit nur gerade neun besser klassiert als er.