Janne Ahonen gehört mit 36 Jahren im Skispringen zum alten Eisen. Doch der Finne hat den Ehrgeiz, an den Olympischen Spielen in Sotschi Verpasstes nachzuholen. Und die einstige Skisprung-Hochburg Finnland hat die Klasse des Altmeisters bitter nötig.
Die Haare sind etwas kürzer geworden, die eine oder andere Stirnfalte ist dazugekommen, nur eines hat sich nicht verändert: Janne Ahonen kommt noch immer kein richtiges Lachen über die Lippen. Die heruntergezogenen Mundwinkel, mit denen er beinahe Angela Merkel Konkurrenz machen könnte, sind noch immer sein Markenzeichen, auch beim zweiten Comebackversuch des rüstigen finnischen Skispringers, der mit 36 Jahren noch einmal zu einem Höhenflug ansetzen will.
Es ist durchaus ein Bild mit Symbolcharakter. Denn die finnischen Skispringer hatten in den letzten Jahren tatsächlich nur wenig zu lachen. Aus der einstigen Skisprung-Nation Nummer 1 – mit 150 Weltcup-Siegen liegt Finnland in der ewigen Bestenliste hinter Österreich auf Rang 2 – ist ein Niemandsland geworden, wie die Auswertung des finnischen Flugschreibers belegt: In der Nationenwertung waren die Skandinavier im Vorjahr lediglich auf Rang 11 gelandet, im Einzelweltcup tauchte der beste finnische Adler (Lauri Asikainen) gar erst auf Position 46 auf.
Dementsprechend gross war deshalb von Helsinki bis Lahti auch der Applaus, als Janne Ahonen im vergangenen Frühjahr seine Rückkehr auf die Schanzen ankündigte. Es spricht zwar weder für die aktuelle finnische Springer-Generation noch für die Nachwuchsarbeit, dass er mit 36 Jahren auf Anhieb wieder all seine Teamkollegen überflügelte, mit seiner Erfahrung und Strahlkraft tut der zweifache Weltcup-Gesamtsieger und fünffache Vierschanzentournee-Triumphator dem finnischen Adler-Horst aber gut.
Die Konkurrenz blickt mit Neugier auf den Rückkehrer
Dabei ist Ahonens Comeback keineswegs der aktuellen finnischen Sprung-Krise geschuldet. Vielmehr verfolgt der Routinier ganz persönliche Motive: Ihn stört immer noch, dass er in seiner erfolgreichen Karriere (36 Weltcupsiege) bei all seinen Triumphen noch keine Einzel-Olympiamedaille gewonnen hat. «Ich bin wieder auf Top-Niveau», verkündet der Finne, «mein Glaube und mein Vertrauen sind zu hundert Prozent da.» Wie zum Beweis gewann Ahonen im Juli bereits einen Qualifikationsbewerb zum Sommer-Grandprix.
Die Konkurrenz blickt mit Neugier auf die Rückkehr des einstigen Überfliegers. «Ahonen war immer ein Idol von mir. Man muss ihn sicher auf der Rechnung haben», meint etwa der österreichische Weltcup-Gesamtsieger Gregor Schlierenzauer.
Dass man im hohen Alter jedenfalls immer noch Höhenflüge absolvieren kann, beweist nicht zuletzt Noriaki Kasai. Mit 41 Jahren hat der nimmermüde Japaner das Pensionsalter für Adler eigentlich längst schon erreicht, doch im vergangenen Winter ist Kasai gleich mehrmals in den Top fünf gelandet.