Eigentlich will Guiseppe Troisi in Fribourg bloss eine Cuppartie zwischen zwei Nachwuchsteams leiten. Doch weil er während der ersten Halbzeit bestohlen wird, verkommt sein Ausflug zur veritablen Odyssee.
Als Guiseppe Troisi und sein Schiedsrichterassistent am 16. August 2008 zur Pause bei ihrer Garderobe ankommen, denken sie erst, die Heimmannschaft habe bereits den Tee bereit gestellt. Die eigentlich abgeschlossene Tür steht offen. Doch schnell bemerken sie, dass jemand eingebrochen haben muss.
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Troisi stellt fest, dass ihm die Brieftasche, das Mobiltelefon, der Autoschlüssel und sogar sein Trainingsanzug gestohlen worden sind. Und das während er die ersten 45 Minuten der U18-Cuppartie zwischen Neuchâtel Xamax und dem FC Thun geleitet hat.
Die zweite Halbzeit pfeift der Basler Schiedsrichter gar nicht erst an. Stattdessen rennt er, so schnell er kann, auf den Parkplatz, um zu schauen, ob sein Auto ebenfalls verschwunden ist. Immerhin: Sein Wagen steht noch dort, wo er stehen sollte.
Das Heimteam möchte gerne weiter spielen. Aber das kommt für Troisi nicht infrage. Stattdessen informiert er mit dem Handy seines Assistenten den Präsidenten der Schiedsrichterkommission Nordwestschweiz, der ihn zum Spiel aufgeboten hat, dass er die Partie abbrechen werde.
Im Schiedsrichter-Tenue auf den Polizeiposten
Schliesslich kommt die Polizei auf den Fribourger Sportplatz Saint Léonard und nimmt Troisi samt Kollegen direkt in der Schiedsrichter-Kleidung mit auf den Posten. Dort werden Schiedsrichter und Assistent getrennt befragt. Erst um 22.30 Uhr dürfen die beiden wieder zurück auf den Sportplatz, um sich zu duschen und wieder zivile Kleider anzuziehen. Und das, nachdem die Partie um 14 Uhr begonnen hatte.
Ohne Autoschlüssel müssen die beiden mit dem Zug nach Basel zurück. Und immerhin: Die SBB haben ein Einsehen und lassen Troisi zum Nulltarif nach Hause fahren. Dort aber steht Troisi ohne Schlüssel vor verschlossenen Türen. Und der Schlüsseldienst, den er aufbietet, es ist inzwischen ein Uhr Morgens, möchte gerne 500 Franken Vorschuss. Und die kann er ohne Portemonnaie schlecht bezahlen.
Schliesslich endet die Odyssee bei Schiedsrichterkollege Gioachino Giarratana zuhause, wo Troisi für zwei Nächte Unterschlupf findet. Das Auto muss er später bei der Polizei Fribourg abholen. Und der Diebstahl? Der wurde nie aufgeklärt.