Marco Streller wird für sein 300. Pflichtspiel für den FC Basel geehrt, trifft und gibt den stillen Geniesser. Sein Vize-Captain Fabian Frei kritisiert das kopflose Spiel der Mannschaft. Und Walter Samuel freut sich, 94 Minuten lang durchgehalten zu haben.
Die ersten beiden Hürden meistert Marco Streller mit der Klasse des erfahrenen Captains. Er bedankt sich vor dem Spiel höflich für die Blumen und zeigt bei seinem Rencontre mit Sanogo in der 70. Minute, wie leidenschaftlich unhöflich er auch nach 300 Pflichtspielen noch sein kann, wenn man ihn provoziert. Die Interviews überlässt er dann nach dem Spiel wieder höflich den andern.
Raphaël Nuzzolo zum Beispiel. Der Berner Torschütze muss nach Erklärungen suchen, warum seine Young Boys trotz tollem Spiel als Verlierer vom Platz gegangen sind. Seine Analyse: «Unsere grösste Schwäche war heute die Lücke zwischen Mittelfeld und Abwehr, da standen wir einfach zu weit auseinander.»
Vor allem Shkelzen Gashi und Derlis Gonzalez waren es, die sich immer wieder in diese Schneise schlichen, um dann von dort – ja wen wohl? – Marco Streller zu bedienen. Prompt erzielte der auf einen Pass Gashis das 2:0. Und erhält danach dafür das Lob des Gegners. «Für mich ist er der beste Stürmer der Liga», lobt Nuzzolo den Basler Angreifer, «niemand ist seit Jahren so dominant.»
«Wir haben wieder den Kopf abgeschaltet»
Auch Fabian Frei ist nicht entgangen, wie viel Platz die Young Boys dem FCB vor allem in der Anfangsphase zugestanden. Man habe den Platz auch effizient zu nutzen gewusst. «Trotzdem haben wir nach dem 2:0 wieder den Kopf abgeschaltet», sagt der Vize-Captain unzufrieden. In dieser Phase habe sich der FCB zu sehr auf die langen Bälle in Richtung – wessen wohl? – Marco Streller verlassen. Frei weiss zwar um die Kopfballqualitäten seines Captains: «Trotzdem ist das nicht unser Spiel.»
Der einzige, der nach dem Spiel nicht zu Marco Streller befragt wird, ist Walter Samuel, der gegen die Young Boys zu seinem Pflichtspieldebüt im Joggeli gekommen ist. Der Argentinier trainiert erst seit vier Wochen mit dem FCB. «Ich bin froh, dass ich die 90 Minuten durchgehalten habe», sagt er zufrieden. Überhaupt fühlt sich der 36-Jährige in Basel ganz wohl. Die Mannschaft verfüge über viel Qualität, «ich bin froh, hier spielen zu dürfen.»
Die Premiere: Sousa spricht über einen seiner Spieler
Und dann darf er sich auch noch darüber freuen, dass er der erste Spieler ist, zu dem sich Paulo Sousa nach einem Spiel ein Statement entlocken lässt. Auch der Portugiese ist zufrieden. Darüber etwa, dass Samuel immer wieder richtige Entscheidungen getroffen habe, wenn es darum ging, zwischen dem langen und dem kurzen Zuspiel zu wählen.
Sicher freut sich der Trainer auch darüber, dass sein neuer Innenverteidiger während 94 Minuten Spielrhythmus sammeln konnte. Denn den braucht Samuel dringend, soll er dem FCB dereinst in der Champions League helfen. «Es ist wichtig, dass er viel Einsatzzeit bekommt, um Spielpraxis zu sammeln», sagt Sousa.
13 gehen zum Nationalteam, der Rest hat frei
Um so wichtiger war das Spiel gegen YB für Samuel und seinen Trainer, weil der nächste Ernstkampf erst am 13. September ansteht, wenn der FCB bei den Grasshoppers antritt. Während sich gleich 13 Spieler des FCB zu ihren Nationalmannschaften verabschieden, gönnt der FCB seinen restlichen Profis eine Pause bis Donnerstag, um sich ein Erholungspolster für die kommenden englischen Wochen zuzulegen.
Wie Samuel hat auch Streller seine Länderspielkarriere schon lange hinter sich. Die beiden werden also gut erholt in den Meisterschaftsalltag zurückkehren.