Erst eine Austragung der Badminton Swiss Open hat Nicole Grether wegen einer Verletzung verpasst. Doch nun könnte die deutsche Rekordnationalspielerin aus Schopfheim ihre Abschiedsvorstellung in der St. Jakobshalle gegeben haben.
Niemand hat häufiger an den Badminton Swiss Open teilgenommen als Nicole Grether. Von 23 Ausgaben des Basler Turniers hat die deutsche Rekord-Nationalspielerin bloss 2008 verletzt passen müssen, war aber als Betreuerin der kanadischen Spieler auch in jenem Jahr in der St. Jakobshalle. Doch ihre 22. Swiss Open könnten auch die letzten gewesen sein für die gebürtige Schopfheimerin, die inzwischen für Kanada startet. Mit 38 Jahren fühlt sie sich zwar immer noch fit genug, ihr fehlt aber die finanzielle Unterstützung.
Wie so häufig war für Nicole Grether früh Schluss bei den Swiss Open. Ein Mal gelangte sie bis in den Viertelfinal. Ihr bestes Ergebnis, aber das ist schon einige Jahre her. Meistens schied sie bereits in der ersten Runde aus wie in diesem Jahr. Mit ihrer kanadischen Doppelpartnerin Charmaine Reid verlor sie gegen Hui Ern Ng/Hui Lin Ng aus Malaysia klar mit 8:21 und 13:21. Und auch im Einzel musste sie sich einer Konkurrentin aus Malaysia geschlagen geben, obwohl sie gegen Lydia Li Ya Cheah im ersten Satz gute Chancen hatte und erst in der Verlängerung 23:25 unterlag. Der zweite Satz ging deutlich mit 21:9 an Cheah.
Weibeln für den Badminton-Sport
«Irgendwie ist das hier einfach nicht meine Halle», sagte Grether, «ich wünschte es wäre anders.» Schließlich kommen jedes Jahr Familie und Freunde aus dem nahe gelegenen Schopfheim, um sie zu unterstützen. Für die 38-Jährige sind die Swiss Open schon seit ein paar Jahren vor allem ein Anlass, die Heimat zu besuchen. Verbunden mit einem sportlichen Auftritt, der inzwischen über die St. Jakobshalle hinaus reicht. Vor Turnierbeginn war Grether zusammen mit Charmaine Reid während dreier Tage in der Internationalen Schule in Basel und in einer Schule in Zürich zu Gast, um dort für Badminton zu werben.
«Eine professionelle Turniervorbereitung sieht sicherlich anders aus», gibt Grether zu, «aber ich will den Sport nach vorne treiben.» Zusammen mit ihrer Doppelpartnerin demonstriert sie Schülern und Lehrern die wichtigsten Schläge, zeigt ihnen Trainingsmöglichkeiten. Und sie beantwortet Fragen zu den Olympischen Spielen, an denen sie zwei Mal für Deutschland teilgenommen hat, zur richtigen Ernährung und wie man sich Ziele setzt.
«Eigentlich alles, was wichtig ist, auch so im Leben», sagt Grether. Den Kontakt zu den Schulen hat sie selbst aufgebaut, mittlerweile schon in mehreren Ländern. Nebenbei kassiert sie dafür auch ein kleines Honorar, das in ihrer aktuellen Situation immer wichtiger wird.
Ohne Sponsor hängt sie in der Luft
Bis zum vergangenen Jahr hatten Grether und Reid einen Prämienvertrag mit Babolat, spielte viele Turniere und waren damit abgesichert. Jetzt hängen die beiden, in der Damendoppel-Weltrangliste aktuell an Nummer 37 geführt, etwas in der Luft. Der Sponsor hatte ihnen einen neuen Vertrag versprochen, diesen aber noch nicht vorgelegt, so dass sie sich derzeit selbst finanzieren und deshalb überlegen müssen, ob und wo sie noch an den Start gehen.
«Ich habe gerade gedacht, vielleicht war das hier mein letztes Spiel», sagte Grether nach der Niederlage im Einzel. Andererseits fühlt sie sich körperlich noch immer in der Lage mitzuhalten: «Im vergangenen Jahr habe ich im Einzel sogar noch einige der Top-Spielerinnen geschlagen, obwohl ich meistens nur spiele, um mich für das Doppel aufzuwärmen.» In Basel musste sie zuerst im Doppel ran. «Das Einzel war diesmal eher zum abkühlen.»
Die Idee einer eigenen Turnierserie
Seit rund zwei Jahren spielt die gebürtige Schopfheimerin und 106-fache deutsche Nationalspielerin mittlerweile unter kanadischer Flagge. Zusammen mit Reid wollte sie sich noch ein Mal für die Olympischen Spiele in London qualifizieren, was nicht gelungen ist. Deshalb hat sie den olympischen Badminton-Skandal nur am Bildschirm verfolgt. Acht Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien wurden vom Weltverband ausgeschlossen, weil sie versucht hatten, ihre Spiele absichtlich zu verlieren, um in der nächsten Runde einem stärkeren Gegner aus dem Weg zu gehen. Badminton wurde deshalb auf die mögliche Streichliste für Olympia gesetzt.
«Das schadet unserem Sport sehr», ärgert sich Grether. Sie beklagt auch die Übermacht Chinas, das im Badminton-Weltverband «die Strippen ziehen» würde. Ihr Traum wäre es deshalb, eine eigene Turnierserie zu gründen. «Dann würde ich vom Spielen ein bisschen zurücktreten.» Dafür bräuchte sie allerdings jenen potenten Geldgeber, der ihr momentan auch als Spielerin fehlt. «Ich weiss gerade nicht wie es weiter geht.» Möglich, dass die 24. Swiss Open im kommenden Jahr erstmals ohne Nicole Grether stattfinden.