Matias Delgado verletzt sich am Tag vor dem Cupfinal. Eine Spritze ermöglicht seinen Einsatz, nach einer Stunde spielt der Captain des FC Basel mit einem Kopfverband weiter. Und nach dem Sieg zeugt eine lange Umarmung von einer funktionierenden Beziehung zwischen dem Argentinier und seinem Trainer Urs Fischer.
Das ist keine Geschichte, die nur der Fussball schreibt. Denn es gibt keine Geschichten, die nur der Fussball schreibt. Aber es ist eine Geschichte, die viel erzählt über den zwölften Cupsieg des FC Basel. Sie beginnt vor mehreren Wochen; in all den Spielen, in denen Matias Delgado nicht mehr überzeugte.
Der Argentinier war selten richtig schwach, aber eben meist nicht mehr der Mann, der die Fans in Ekstase versetzt, der mit einem Pass ganze Abwehrreihen aushebelt. Es kam die Niederlage gegen die Young Boys, ein wunderbarer Doppelpass mit Seydou Doumbia war Delgados Höhepunkt, mehr kam nicht vom kreativen Gewissen.
Auf den Captain verzichten wollte Trainer Urs Fischer im Cupfinal trotz Formbaisse nicht. Aber mit der Idee im Kopf, Delgado hinter der Spitze aufzustellen, begannen die Probleme erst richtig: Im Abschlusstraining am Mittwoch verletzte sich der 34-Jährige am Fuss so, dass er am Morgen des Cupfinals nicht einmal richtig laufen konnte. Erst die Spritze der medizinischen Abteilung machte einen Einsatz möglich.
Delgado setzt den ersten Hammerschlag
Im Stade de Genève forderte Delgado mit seinem Meisterteam den Walliser Mythos heraus. Und den ersten Hammerschlag in die Mauer rund um diesen Mythos setzte der Argentinier höchstselbst: Kurz nach der Pause lief er so in Position, dass er 16 Meter vor dem Tor an Doumbias Ableger kam und den Ball mit seinem rechten Fuss so sicher an Anton Mitryushkin vorbeibrachte wie bei seinen Elfmetern.
Medikamente und ein für Normalbegabte unvorstellbarer Adrenalinspiegel sorgten dafür, dass Delgado zu diesem Zeitpunkt keine Schmerzen im Fuss hatte. Schmerzvoll wurde es erst zehn Minuten später, als er mit Veroljub Salatic zusammenstiess, auf dem Boden liegen blieb und abermals von der medizinischen Abteilung behandelt werden musste.
Weiter gehts mit einem Kopfverband: Matias Delgado (links) und Veroljub Salatic nach ihrem Zusammenstoss. (Bild: Keystone/SALVATORE DI NOLFI)
Mit einem Kopfverband machte der Mann weiter, er biss auf die Zähne, eine Eigenschaft, die man vom Schönspieler kaum kannte. Und später stemmte dieser Eiserne die Sandoz-Trophäe in die Höhe – zum ersten Mal in seiner Karriere. Nach dem gewonnen Meistertitel «hat Trainer Urs Fischer hart und aggressiv mit uns weitergearbeitet und die Spannung hochgehalten», sagt Delgado zum Rezept, wie Basel dem FC Sion kaum eine Chance auf den Sieg zugestand.
Eine lange Umarmung als Zeichen einer funktionierenden Beziehung
Was nach dem Schlusspfiff zu sehen war, zeugte von einer innigen Beziehung zwischen einem Spieler, der sich im hohen Fussballeralter zum Weitermachen entschied, und seinem Trainer, der aus ihm nochmals eine ungeahnte Hochform herauskitzelte. Nach einem gewonnenen Titel umarmen sich viele Spieler und Trainer, Assistenten und Betreuer. Aber Urs Fischer und Matias Delgado lagen sich in den Armen.
«Wir sind unglaublich glücklich über diesen Titel. Und für Urs ist er so speziell, weil er gehen muss. Aber er geht mit drei Titeln», sagt Delgado. In zwei gemeinsamen Jahren haben sie sich gefunden. Fischer vertraute seinem Captain, und im Wissen um dieses Vertrauen entwickelte Delgado augenscheinlich nochmals eine Menge Freude an seinem Beruf.
Noch zwei gemeinsame Spiele bleiben den beiden. Dann macht Delgado in Basel alleine weiter. Zum Helden kann er in seinem letzten Jahr nicht mehr werden. Er ist längst einer.
Diese zwei mögen sich, und müssen nächste Saison getrennte Wege gehen: Trainer Urs Fischer und Matias Delgado bei seiner Auswechslung. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)