Bei der 0:2-Niederlage in der Champions League gegen den Arsenal FC ist der Torhüter des FC Basel bester Mann auf dem Rasen des Emirates Stadium. Höchstnote für den Tschechen, dessen Vorderleute ihm ein dickes Dankeschön schulden.
Tomas Vaclik | Torhüter
Es ist wie so oft: Ein Torhüter des FC Basel, der in der Liga kaum gefordert wird, braucht Spiele wie diese, um seine ganze Klasse zu zeigen. Und wenn Tschechiens Nationalgoalie nicht einen derart guten Abend erwischt hätte, wäre der FC Basel im Emirates Stadium dem Untergang geweiht gewesen. Vaclik hielt, was es zu halten gab – und eine ganze Menge mehr: Er wehrte sich gegen Monreal, mehrmals gegen Özil, mehrmals gegen Sanchez, gegen Bellerin und wie sie alle heissen, die Londoner des Arsenal FC. Ganz der Teamspieler wird Vaclik jedoch kaum Trost finden in seiner starken Leistung, die wir hier mit der Bestnote würdigen.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Hatte schon immer von den grossen Spielen in den grossen Stadien dieser grossen Liga geträumt. Realisierte den Traum nicht nur, sondern machte im Emirates auch Bekanntschaft mit der Realität auf diesem Level. Wenn er nicht gegen Alexis Sanchez überfordert war, dann war es der Ostschweizer gegen einen anderen. Kam kaum zurecht mit den schnellen Londonern, die sich des Aussenverteidigers spätestens bei der zweiten Körpertäuschung entledigten, und musste Mal für Mal ansehen, wie auf seiner Seite die Offensivspieler Tomas Vaclik prüften. Pluspunkte gibt es für seine Offensivleistung: Eigentlich eine von Langs Stärken, kam er zu Beginn zwar kaum in gute Positionen. Gegen Ende gelangen ihm aber mehrere Hereingaben, vor allem auf Birkir Bjarnason.
Für einmal nicht mehr am Ball, aber wir behaupten jetzt einfach mal, dass Tomas Vaclik Mesut Özils Versuch auch noch pariert hätte, wäre dieser denn aufs Tor gekommen. (Bild: Keystone/FACUNDO ARRIZABALAGA)
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Hatte immerhin so etwas wie eine Halbchance, die wir deswegen erwähnen, weil es in dieser Startphase sonst nichts, aber auch gar nichts zu berichten gab bezüglich Basler Offensivszenen. Wurde ansonsten vom Tempo des Premier-League-Dritten ebenso gefordert wie seine Mitspieler in der Fünferabwehr, war aber nicht im gleichen Masse überfordert wie einige von ihnen.
Taulant Xhaka | zentraler Innenverteidiger
Kaum hatte das Spiel gegen seinen Bruder Granit begonnen, war es für den Älteren eigentlich auch schon wieder vorbei. Und die Szene, die das ganze Geschehen endgültig in englische Bahnen lenkte, erlebte Taulant Xhaka ganz nah: Der Doppelpass von Alexis Sanchez und Torschütze Theo Walcott erwischte auch den albanischen Nationalspieler, der von Urs Fischer als zentraler Mann einer Fünferkette aufgestellt worden war. Nichts Neues für Xhaka, schon Paulo Sousa hatte das Experiment mit der personifizierten Vielseitigkeit gewagt. Aber im einseitigsten Spiel der Basler Saison nützte auch diese Vielseitigkeit nichts.
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Hatte in den letzten Monaten immer mal wieder den Atlantik überquert. Als mildernde Umstände geht das inzwischen nicht mehr durch. Fiel mehrmals mit Stellungsfehlern auf, beispielsweise beim zweiten Gegentreffer, als er zu hoch stand und dem Torschützen nicht mehr nachkam, oder bei verunglückten Versuchen, Pässe in die Tiefe wegzugrätschen. Ein glückloser Abend für den Kolumbianer, der in Europa angekommen ist, aber noch nicht auf dem Level, das es gegen dieses Arsenal gebraucht hätte.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Ein Wackler mit der Hüfte reichte jeweils, um den Ivorer im Emirates Stadium ins Leere laufen zu lassen. Und Traoré machte immer mal wieder den Anschein, als wüsste er gar nicht, wo sein Gegenspieler auf der linken Basler Abwehrseite ungefähr stehen könnte. Diese Orientierungslosigkeit führte zum 1:0, bei dem Traoré den Torschützen nicht mehr störte, oder in andere Situationen, in denen er seinem Gegenspieler Räume überliess, die dieser in der Premier League nicht vorfindet.
Die schönste Parade des Tomas Vaclik: Alexis Sanchez scheitert am tschechischen Goalie. (Bild: Keystone/FACUNDO ARRIZABALAGA)
Birkir Bjarnason | rechter Mittelfeldspieler
Man sah ihn wie die ganze Mannschaft in Halbzeit eins nicht. Doch dann stand der Isländer für den Anfang der Basler Druckphase nach einer Stunde: Drehte Langs Hereingabe direkt aus 18 Metern aufs Tor, David Ospina wehrte ab, und kam nach einer Ecke frei an den Ball, schoss diesen aber aus kurzer Distanz über das Ziel. Wurde in der 79. Minute durch Matias Delgado ersetzt.
Luca Zuffi | zentraler Mittelfeldspieler
Es ist nicht überliefert, ob es Überzeugung in die eigenen Fähigkeiten oder Verzweiflung ob der Darbietung der eigenen Mannschaft war: dieser Eckball, der in Richtung Tor flog und so zur ersten Prüfung für Ospina wurde. Viel mehr als dieser und andere stehende Bälle gingen nicht aus von Zuffi, der nach zwei Wochen Verletzungspause erstmals wieder auf den Rasen geschickt worden war. Vor allem zu Beginn machte sich bemerkbar, dass der Nationalspieler nach der Auszeit im Zentrum eines Dreiermittelfelds noch nicht der beruhigende Fuss ist, als der er sonst überzeugt. Verliess das Feld in der 71. Minute für Mohamed Elyounoussi.
Luca Zuffi zum Spiel:
Alexander Fransson | linker Mittelfeldspieler
War ins Team gerutscht, weil Matias Delgado von einer Verletzung genesen noch keine 90 Minuten hätte spielen können. Machte im Dreiermittelfeld kaum auf sich aufmerksam, nicht einmal mit dem bedachten Spiel, das ihn sonst auszeichnet. Immerhin dürfte der junge Schwede aus seinem ersten Auftritt in einem der grossen Stadien der Champions League jede Menge Erfahrung mitnehmen.
Renato Steffen | Stürmer, später linker Mittelfeldspieler
Hatte zu Beginn seine besten Szenen, als er mit dem Rücken zum Tor immerhin die Bälle halten konnte. So, wie das ein Stürmer eben machen soll. Offensivaktionen kreierte Steffen auf dieser ihm nicht fremden, aber doch selten praktizierten Position kaum, und er merkte nach der Partie enttäuscht an: «Der Rhythmus hier ist halt ein anderer als in der Super League.»
Seydou Doumbia | Stürmer
Versuchte sich, mangels Alternativen, zuweilen am Dribbling gegen vier Gegenspieler. Scheiterte damit wenig überraschend und blieb auch als bester Basler Scorer ohne Torerfolg. Bisher hatte er nur in der Liga getroffen, für eine Überraschung gegen Arsenal wäre der erste Treffer Doumbias in der Champions League seit Oktober 2015 hilfreich gewesen. Verliess das Feld nach 58 Minute für Andraz Sporar.
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Andraz Sporar | Stürmer
Kam in der 58. Minute für Doumbia in die Partie und brauchte handgestoppte fünf Minuten, um auf mehr bemerkenswerte Szenen zu kommen als der Ivorer und Steffen zusammen. Schoss aus einem Laufduell neben das Tor, entschied sich nur Sekunden später fälschlicherweise zum Pass, als er es nochmals hätte selbst versuchen können und war kurz vor dem Ende wohl selbst überrascht, dass er nicht aus dem Abseits zurückgepfiffen wurde. Zu überrascht jedenfalls, um einen überlegten Abschluss zu produzieren.
Mohamed Elyounoussi | Stürmer
Ersetzte in der 71. Minute Luca Zuffi und reihte sich in der vordersten Reihe ein. Kam dort in gut 20 Minuten kaum zu einer gefährlichen Szene, hat mit dem Einsatz aber immerhin seine Premiere in der Champions League hinter sich.
Matias Delgado | zentrales Mittelfeld
Hatte wegen der Nachwehen einer Verletzung auf der Bank Platz genommen und betrat in der 79. Minute für Bjarnason den Rasen. Agierte dort entsprechend zu kurz, um bewertet zu werden.
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Bewertungsdurchschnitt: 3,9
Nicht eingesetzt: Vailati (TH), Gaber, Hoegh, Calla