Der FC Basel: eine Mannschaft ganz bei sich selbst

Auch ohne den gesperrten Captain Marco Streller will der FC Basel sein Nachtragspiel in der Super League in Lausanne (Mittwoch, 18.30 Uhr) gewinnen. Es wäre das 20. Spiel in Folge ohne Niederlage.

Streller-Ersatz: Für den gegen Lausanne gesperrten Marco Streller darf auf der Pontaise Jacques Zoua (hier beim 5:0 gegen Servette) ran. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Auch ohne den gesperrten Captain Marco Streller will der FC Basel sein Nachtragspiel in der Super League in Lausanne (Mittwoch, 18.30 Uhr) gewinnen. Es wäre das 20. Spiel in Folge ohne Niederlage.

Da ist sie also dahingeschrumpft die Super League. Von der irrsten Liga alle Zeiten, wie sie vor Saisonbeginn angepriesen wurde, ist grösstenteils nur eine irrwitzige geblieben. Die einen gibts gar nicht mehr (Xamax), die anderen nur noch um 36 Punkte amputiert (Sion). In Zürich bereiten zwei Clubs im laufenden Wettbewerb in aller Gemütsruhe die nächste Saison vor, wobei die einen (GC) den ganzen Laden auf den Kopf stellen. Und in Bern muss sich Christian Gross vom «Blick» vorrechnen lassen, wie teuer jeder einzelne Punkt zu stehen kommt. Umgerechnet auf das vermeintliche Jahressalär des Trainers der hinter ihren Titelträumen herdümpelnden Young Boys.

Vom Kosten-Nutzen-Faktor her betrachtet kommt der FC Basel nicht schlecht weg. Wie ein grosser, schwerer Tanker hält er seinen Kurs. Mit 14 Punkten Vorsprung und einer Serie, die seit dem 20. August 2011 auf 19 Meisterschaftsspiele ohne Niederlage (14 Siege, fünf Remis) angewachsen ist. 49 von 57 möglichen Punkten hat er seither geholt. Damit tastet sich die Mannschaft langsam an die Serie aus der Saison 2003/2004 heran, als es vom Saisonstart weg erst nach 23 Spielen (19 Siege, vier Remis) eine Niederlage setzte (0:1 beim FC Zürich im März 2004). Damals gewann der FCB den Meistertitel mit 13 Punkten Vorsprung auf die Young Boys.

«Alles andere kommt von alleine»

Dass nun am Mittwoch im Nachtragspiel in Lausanne die aktuelle Serie auf 20 Spiele geschraubt werden kann, tangiert Heiko Vogel angeblich nicht. Sein Anteil seit der Amtsübernahme ist inzwischen auch schon auf 17 Punktespiele ohne Niederlage angewachsen, inklusive dreier Cuppartien sogar schon auf 20. Auf nationaler Ebene hat Vogel als Trainer noch gar nicht das Gefühl des Verlierens kennengelernt, aber er sagt: «Ich mache mir keine Gedanken über Serien.»

Ihm geht es nur um eines: das Spiel seiner Mannschaft.

Wann der FC Basel den Titel-Hattrick und damit seine 15. Meisterschaft perfekt machen könnte – das, sagt Heiko Vogel, «interessiert mich auf gut Deutsch einen Scheiss.» Ihn kümmert, wie seine Mannschaft Fussball spielt, und das hat ihm zuletzt sehr gut gefallen. An das 5:0 gegen Servette habe sie in Thun nahtlos angeknüpft, 20 Torschüsse und neun davon aufs Tor taxiert der Trainer als «sensationelle Werte», und in der Tat ist es so, dass es zur Zeit ein grosses Vergnügen ist, diesem FCB zuzuschauen. Einer Mannschaft, die sich, so Vogel, gelöst habe vom Gedanken, ob es sich um ein Heim- oder Auswärtsspiel handle.

Eine Mannschaft also, die ganz bei sich selbst ist. «Wir fokussieren uns auf unser Spiel», sagt Vogel, «alles andere kommt von alleine.» Wie überlegen der FC Basel ist, zeigt auch der Blick in die Statistiken. Lediglich bei den Gegentoren ist der FC Sion dem FC Basel voraus.

Lausanne trifft wieder

Eines fällt Heiko Vogel dann doch noch ein zu Serien: «Je länger sie dauern, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie gebrochen werden.» So geschehen bei Lausanne-Sport, das bis vergangenen Sonntag warten musste, um beim 3:1 gegen Servette nach sechs vergeblichen Anläufen den ersten Sieg des Jahres zu feiern und nach 608 Minuten erstmals wieder ins Tor zu treffen. Und: Das Spielfeld auf der Pontaise sah – zumindest nach den TV-Bildern – einigermassen wie ein Rasen aus. Anders noch als am 12. Februar, als die Swiss Football League das vereiste Terrain reichlich spät als Grund zu Absage erachtete. Die FCB-Fans aus dem Extrazug waren da bereits den Berg hinauf zur Pontaise unterwegs.

Dort liegen die goldenen Zeiten noch weitaus länger zurück: 1965 gab es den letzten der sieben Meistertitel. Und apropos: Die letzte Basler Niederlage gegen Lausanne datiert aus dem Frühjahr 2001.

Klare Kräfteverhältnisse

Jetzt ist Lausanne-Sport schon froh, wenn die Klasse erhalten wird. Das sieht nach dem Sieg im Léman-Derby wieder besser aus. Acht Punkte sind es bis zum FC Sion, der im Augenblick in die Barrage müsste. Dass Jocelyn Roux, zuletzt im Cup-Viertelfinal zweifacher Torschütze gegen den FCB, gesperrt fehlen wird, erachtet Heiko Vogel als Schwächung der Gastgeber: «Er ist ein Brechertyp im Strafraum, ein Verlust, den Lausanne nicht wird kompensieren können.» So oder so: An den Kräfteverhältnissen wird sich grundsätzlich sowieso nichts verändern.

Streller gesperrt, Degen angeschlagen

Um 18.30 Uhr ist am Mittwoch bereits Anpiff im Stade Olympique de la Pontaise zu diesem Nachtragspiel der 20. Runde. Weil aller europäischer Fussball ab 20.45 Uhr der Champions League vorbehalten ist.
Cabral, nach seiner Gelb-Roten-Karte in Thun, und Marco Streller, der sich beim grossen Disput um ein vermeintliches Hands in der Schlussphase für Reklamieren seine vierte Verwarnung in dieser Saison abholte, fehlen beim FCB gesperrt. Heiko Vogel hat durchblicken lassen, das Jacques Zoua an der Seite von Alex Frei eine Chance als Sturmspitze erhält. Weil Philipp Degen aufgrund muskulärer Beschwerden nicht zum Aufgebot gehört, wird Markus Steinhöfer, in Thun auf der Bank, auf seine gewohnte Position als Rechtsverteidiger zurückkehren.
Geschont wurden zuletzt auch Gilles Yapi und Granit Xhaka, und es würde nicht überraschen, wenn sie hoch über dem Genfersee in der Startelf stehen werden.

Mögliche Aufstellungen:
FCB: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri, Yapi, Xhaka, Stocker; Zoua, A. Frei.
Lausanne: Coltorti; Avanzini, Tall, Meoli, Sonnerat; Luccin; Chakhsi, Marazzi, Lang; Pasche, Moussilou.

Schiedsrichter: Gremaud (Genf).
Bemerkungen:
FCB ohne Streller, Cabral (gesperrt), Degen (angeschlagen), Chipperfield, Voser (Aufbau); Lausanne ohne Roux (gesperrt), Prijovic (krank).
In dieser Saison gespielt, FCB-Lausanne: 6:0 (A. Frei/3, Streller, Huggel, Shaqiri), 3:2 (A. Frei/2, Huggel – Moussilou/2); Cup, FCB-Lausanne 5:2 (Streller/2, A. Frei, F. Frei, Eigentor – Roux/2)

 

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