Die Anzahl der Flitzer, die sich beim 0:1 des FC Basel gegen Real Madrid auf dem Joggeli-Rasen tummelte, könnte den FCB als Heimteam teuer zu stehen kommen, obwohl sich das Wanderer-Pärchen als FCB-Sicherheitsmitarbeiter entpuppt. Der Club kann aber versuchen, eine eventuelle Busse der Uefa auf die Flitzer abzuwälzen.
Es ist seit ihrem merkwürdigen Ausflug auf den Rasen des St.-Jakob-Parks ein kleiner Star des Internets: Das Pärchen, das sich beim 0:1 des FC Basel gegen Real Madrid mit einer Kamera auf das Spielfeld begeben hatte. Jetzt hat «Blick online» herausgefunden, dass es sich bei den zwei nicht um leicht verpeilte Rasenstürmer handelt, sondern um zwei Mitarbeiter der Stadionsicherheit, die die anderen Flitzer filmen wollten, die sich zu dem Zeitpunkt auf dem Feld Verfolgungsjagden mit der Security lieferten.
Damit jedoch ist der FCB sein grundsätzliches Problem nicht los. Am Donnerstagnachmittag, kurz vor fünf hat der Europäische Fussballverband Uefa bekannt gemacht, dass er gegen die Basler ein Verfahren eröffnen wird. Grund: Die vielen Cristiano-Ronaldo-Anbeter, die es vor und während der Partie auf das Feld geschafft hatten. Der FCB ist als Heimteam für die Sicherheit im Stadion zuständig.
Am 11. Dezember soll das Urteil der Disziplinarkammer ergehen. Alles andere als eine gesalzene Busse für die Basler würde überraschen. Schliesslich haben die Basler bei der Uefa inzwischen eine Akte, die einen Bundesordner füllen dürfte.
177’000 Euro Busse und ein Geisterspiel auf Bewährung
Innerhalb von etwas mehr als einem Jahr kamen zusammen: Eine Greenpeace-Aktion gegen Gazprom im Oktober 2013 ergab eine Busse von 30’000 Euro. Dann kamen die Vorkommnisse in Salzburg, die dem FCB ein Geisterspiel gegen Valencia und 107’000 Euro Busse einbrachten. Schliesslich wurde am 2. Oktober 2014 im Heimspiel gegen den FC Liverpool ein Schnapsfläschchen aufs Feld geworfen. Machte 40’000 Euro Busse.
Zu diesen 177’000 Euro an Strafzahlungen, die der FCB an die Uefa zu leisten hatte, dürfte nun noch einmal ein ordentlicher Batzen hinzukommen. Ganz zu schweigen davon, dass noch immer die Gefahr eines weiteren Geisterspiels wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Rotblauen hängt. Schliesslich spielt der FCB seit dem Beinahe-Spielabbruch in Salzburg auf Bewährung. Sollte in den nächsten zwei Jahren bei einem FCB-Spiel etwas Gravierendes vorfallen, würde ein weiteres Heimspiel ohne Zuschauer fällig. Es wäre das absolute Worst-Case-Szenario.
Die rechtlichen Grundlagen für Regress bestehen
Immerhin wäre es möglich, dass der FCB eine Busse auf die Zuschauer umzuwälzen versucht, die ihm die derzeitige Untersuchung der Uefa eingebrockt haben. Die juristische Grundlage dazu besteht. 2005 entschied das Landesgericht Rostock, dass Fans, die das Spielfeld betreten, für die ausgesprochenen Verbandsbussen einstehen müssen, so der Club Regress fordert. Die selben gesetzlichen Grundlagen bestünden auch in der Schweiz, befindet Dr. Andras Gurovits in einem Beitrag für den Tagungsband Sport und Recht 2007.
Allerdings müsste der FCB dazu den zivilrechtlichen Weg beschreiten. Ob das geschehen wird, ist noch offen. FCB-Pressesprecherin Andrea Roth erklärt, die Personalien der Platzstürmer seien aufgenommen worden: «Weitere Konsequenzen werden eingeleitet.» Ob das allerdings bedeutet, dass der FC Basel versuchen wird, eine allfällige Busse auf die Flitzer umzuwälzen, konnte der Club am Donnerstagabend noch nicht sagen.