Der FC Basel sichert sich den «chilenischen Iniesta»

Nun ist es offiziell: Der FC Basel verpflichtet Marcelo Díaz. Der Chilene spielt im zentralen Mittelfeld, unterschrieb bei den Baslern für vier Jahre und kostet rund 4,5 Millionen Franken Ablöse.

Die Spieler von Universidad de Chile veiern Marcelo Diaz's Tor (Mitte) im Spiel der Copa Libertadores gegen Paraguays Libertad. (Bild: Reuters/IVAN ALVARADO)

Nun ist es offiziell: Der FC Basel verpflichtet Marcelo Díaz. Der Chilene spielt im zentralen Mittelfeld, unterschrieb bei den Baslern für vier Jahre und kostet rund 4,5 Millionen Franken Ablöse.

Der weite Blick voraus und Profifussball, das sind zwei Dinge, die sich bisweilen ausschliessen. Und doch kann vorausschauende Planung ihre Früchte tragen. Das beweist derzeit der FC Basel. Bereits im Winter waren die Basler über ihren Südamerika-Scout Roberto Crausaz auf Marcelo Alfonso Díaz Rojas, genannt Marcelo Díaz, aufmerksam geworden. Kurz darauf wurde der FCB erstmals beim chilenischen Nationalspieler vorstellig. Und jetzt, Ende Mai, kann der FCB Vollzug melden. Der 25-jährige Díaz hat beim FC Basel einen Vertrag bis Juni 2016 unterschrieben.

Dabei war die Verpflichtung des zentralen Mittelfeldspielers «ein grösseres Projekt», wie es Bernhard Heusler umschreibt. Und der FCB-Präsident meint damit nicht nur die Ablösesumme von rund 4,5 Millionen Schweizer Franken, die Díaz hinter Alex Frei zum zweitteuersten Transfer der FCB-Geschichte macht. Zwischen den ersten Kontakten im Winter und der Vertragsunterzeichnung im Sommer habe Díaz «ein viel grösseres Echo ausgelöst», stellt Heusler fest.

Dreh- und Angelpunkt seines Teams

Konkret steht Díaz einerseits mit seinem Verein, dem Club de Futbol Universidad de Chile im Halbfinal der Copa Libertadores, dem Pendant zur europäischen Champions League. Dazu steht «U», wie der Club in Chile genannt wird, in den Viertelfinal-Playoffs der Primera Division.

Díaz ist bei diesem Höhenflug nicht irgendein Mitläufer. Er ist Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft. Ein Zwei-Wege-Spieler im zentralen Mittelfeld, der nicht bloss wegen seiner geringen Körperlänge von 166 Zentimetern mit zwei 1,70 Meter kleinen Mittelfeldstrategen des FC Barcelona verglichen wird. Wahlweise wird Díaz als «chilenischer Iniesta» oder «Xavi Südamerikas» gepriesen. 2011 gewann Universidad sowohl die Frühjahrs-, wie auch die Herbstmeisterschaft. Und dazu noch die Copa Sudamericana – vergleichbar mit der Europa League.

Ein lohnender Ausflug nach Santiago de Chile

So dominant ist Díaz bei Universidad, dass er inzwischen auch im chilenischen Nationalteam eine zentrale Rolle übernehmen soll. Für Heusler steht deswegen heute fest: «Der Transfer wäre für uns nicht möglich gewesen, wenn wir uns nicht bereits so früh um den Spieler bemüht hätten.»

Nun aber ist der FCB bei seiner Aufgabe, das Teampuzzle für die kommende Saison zusammenzusetzen, einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Wobei der Deal bereits seit Anfang Mai unter Dach und Fach war. FCB-Sportdirektor Georg Heitz weilte um den 10. Mai mehrere Tage in Santiago de Chile, um die Verträge endgültig abzuschliessen.

Dass der Transfer erst jetzt offiziell verkündet wurde, hatte damit zu tun, dass der FCB Rücksicht auf die sportliche Situation von Universidad nahm. «Und wir wollten auch den Spieler schützen», sagt Heusler.

Eine furchtlose Entscheidung

Trotz seiner derzeitigen Popularität bei den Fans ist Díaz’ Karriere keineswegs geradlinig verlaufen. Auch wenn er bis auf einen kleinen Unterbruch von Kindsbeinen an stets bei Universidad gespielt hat. Doch die Ausleihe zu La Serena im Jahr 2010 hatte ganz direkt mit einer furchtlosen Entscheidung Díaz’ zu tun: Er erhielt zwar wahlweise als rechter Flügel oder Aussenverteidiger viele Einsatzminuten bei «U». Doch er wollte zurück auf seine angestammte Position im zentralen Mittelfeld; dorthin, wo er bereits im Nachwuchs gespielt hatte.

Dieser Entschluss kostete ihn zunächst nicht nur den Stammplatz. Sie führte auch dazu, dass er zu La Serena ausgeliehen wurde. Schlussendlich aber wurde Díaz’ Mut belohnt. Erst wurde er wieder zu Universidad zurückgeholt. Und dann setzte er mit seinen mit einem grossen Kämpferherz gepaarten technischen Fähigkeiten zum Höhenflug an.

Der FCB muss sich gedulden

Die grossen Erfolge, die Díaz und «U» derzeit feiern, haben für den FCB allerdings auch negative Auswirkungen. Zum Trainingsbeginn am 18. Juni wird der Mittelfeldstratege sicher nicht in Basel sein. Schliesslich werden die Halbfinalspiele der Copa Libertadores gegen die Boca Juniors aus Buenos Aires erst am 14. und 21. Juni gespielt. Das Finalspiel findet sogar erst am 5. Juli statt. Möglich also, dass Díaz erst danach nach Basel reisen wird.

Davor steht Díaz im chilenischen Aufgebot für die WM-Qualifikationsspiele am 2. Juni in Bolivien und am 10. Juni in Venezuela. Und schliesslich muss damit gerechnet werden, dass «U» den Playoff-Final der heimischen Meisterschaft erreicht. Der würde am 30. Juni gespielt.

Es bleibt kaum Zeit, um Atem zu holen

Der FC Basel wird sich also höchstwahrscheinlich in Geduld üben müssen, bis er seinen neuen Spieler begrüssen darf. Und er muss damit leben, dass Díaz praktisch keine Zeit bleibt, um sich von den vielen Spielen in Südamerika zu erholen.

«Aber», sagt Bernhard Heusler, «wir können ihn erstens nicht aus der finalen Phase der Saison in seiner Heimat reissen. Gerade aus Respekt gegenüber dem Spieler nicht. Und zweitens sollten wir uns nicht beklagen, wenn ein Spieler, den wir verpflichten, grosse Erfolge mit seinem bisherigen Club feiert.» Wobei es dem FC Basel recht sein dürfte, wenn Marcelo Díaz möglichst bald seinen neuen Club zu ähnlichen Triumphen führen würde.

Marcelo Díaz beweist gegen Libertad in der Copa Libertadores, dass er ein Spieler mit Köpfchen ist.

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