Der FC Basel und DIE Karte

Die Basler reden sonst gerne über IHN, Matias Delgado. DER spielte im Cupfinal aber eher eine untergeordnete Rolle. Das Thema nach dem Spiel war darum ein ganz anderes: DIE Karte; DIE Gelbrote für eine angebliche Schwalbe von Sio, DIE ihn auch nach dem Schlusspfiff noch sichtlich empörte.

21.04.2014; Bern; Fussball Schweizer Cup Final - FC Zuerich - FC Basel; Marco Streller (Basel) troestet Geoffroy Serey Die (Basel) nach dem Spiel (Urs Lindt/freshfocus) (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Die Basler reden sonst gerne über IHN, Matias Delgado. DER spielte im Cupfinal aber eher eine untergeordnete Rolle. Das Thema nach dem Spiel war darum ein ganz anderes: DIE Karte; DIE Gelbrote für eine angebliche Schwalbe von Sio, DIE ihn auch nach dem Schlusspfiff noch sichtlich empörte.

DER Pfiff und DIE Karte – das waren selbstverständlich auch nach dem Spiel die grossen Themen in den Kabinengängen des Stade de Suisse. Bloss: Was sollte man als Basler dazu sagen? Am besten wohl möglichst wenig. So wie Marco Streller. «Jeder hat diese Szene gesehen. Das brauchts keinen Kommentar mehr von mir.»

Eine schlaue Strategie: Nichts sagen – und doch alles. Leider waren die Basler auf dem Platz nicht ganz so clever wie ihr verletzter Captain.

«Da müsste der Schiri so was von extrem überzeugt sein»

Auch ein Grund, warum sie nach dem Abpfiff so viel über DEN Pfiff und DIE Karte sprechen mussten. Andere waren da ein klein bisschen weniger zurückhaltend als Streller. «Ich kanns einfach nicht verstehen», sagte Yann Sommer: «Das war ein klarer Fehlentscheid.» Und Fabian Frei fügte an: «Ein Schiedsrichter, der für eine Schwalbe eine Karte zeigt, muss sich seiner Sache ganz sicher sein. Und wenns dann auch noch Gelb-Rot ist, dann müsste er sogar extrem überzeugt sein. Und wenn sich das Ganze sogar noch in einem Final abspielt, dann müsste er so was von extrem überzeugt sein.»

Nur einer sagte absolut gar nichts zum Thema: Sio selbst, der auch nach Schlusspfiff noch sichtlich empört war.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Und was gab es sonst noch zu sagen? «Dass wir den Zürchern gratulieren» (Streller, Sommer und Frei). «Dass diese Niederlage sehr, sehr weh tut» (Streller). «Dass diese Niederlage wirklich sehr, sehr, sehr weh tut» (nochmals Streller). Und – ganz wichtig: «Dass am Sonntag Gott sei Dank ein kapitaler Match ansteht» (wiederum alle): Das Spiel daheim gegen die Grasshoppers, das so etwas wie die Vorentscheidung in der Meisterschaft bringen könnte. An Motivation sollte es den Baslern jedenfalls nicht fehlen, wie Frei ankündigte: «Dieses Final hat uns alle in unserem Stolz verletzt.»

Dann könnten die Basler vielleicht sogar noch etwas glücklicher sein als die Zürcher kurz nach dem Schlusspfiff. Der eine oder andere roch zwar nach Weisswein, als käme er von einer Riesenparty. Aber so richtig ausgelassen schienen sie eben doch nicht. Vielleicht nervten halt diese ewigen Fragen nach der 99. Minute Minute und, ja genau, DER Karte.

«Wir waren hungriger als die Basler»

Nachdem die Zürcher beim grossen Spiel vom vergangenen Mittwoch im St.-Jakob-Park noch über den Schiedsrichter lamentiert hatten (wegen der angeblichen Schwalbe von Stocker), sprachen sie nun schon fast staatsmännisch von einem «Tatsachenentscheid, den man akzeptieren muss» – um dann das Thema zu wechseln: Auf das wirklich Entscheidende, ihrer Ansicht nach. «Wir waren hungriger als die Basler, weil für uns auch mehr auf dem Spiel stand. Basel kann immer noch Meister werden», sagte Davide Chiumiento.

So schnell kann es im Fussball gehen – gestern Ärger mit dem Schiri – und heute ist schon wieder alles in Ordnung; gestern Verlierer im Cupfinal – und wenn nicht morgen, so doch vielleicht übermorgen Schweizer Meister?

Vielleicht ist ja sogar der angebliche Schiri-Bonus für die Basler bis auf Weiteres kein Thema mehr in der Schweizer Fussballszene und den Zürcher Medien.  

«Jammern lohnt sich». Ein Thema war der Schiedsrichter auch für die Trainer.  «Die Penaltyszene war spielentscheidend», sagte Murat Yakin. Mit neun Mann sei es unmöglich gewesen, das 0:0 über die Runden zu bringen und sich ins Penaltyschiessen zu retten. Und noch etwas sagte Yakin: «Offenbar kommt man mit Jammern weit.» Eine sehr deutliche Anspielung auf die Zürcher, die sich nach dem Basler Sieg vom Mittwoch in der Super League über den Penalty zum 4:2 und den Platzverweis gegen Loris Benito enerviert hatten.

Nächster Artikel