Der FC Lugano und sein neuer Trainer Fabio Celestini – da gibt es besondere Verbindungen mit der jüngsten Geschichte des FC Basel. Am 4. Februar dieses Jahres, zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte, unterlag der FCB vor eigenem Publikum dem FC Lugano 0:1. Es war die erste Heimniederlage gegen die Tessiner seit über 16 Jahren und quasi der Auslöser der Urkrise.
Denn wenn man Sportdirektor Marco Streller richtig versteht, setzte damals eine Erosion ein: das bröckelnde Vertrauen in Trainer Raphael Wicky. Das wurde intern noch einmal übertüncht, zunächst durch den verblüffenden, wenn auch bedeutungslosen Auswärtssieg im Achtelfinal-Rückspiel bei Manchester City.
Diese zu hoch gehängte, beste Champions-League-Kampagne des FCB war auch mit ein Grund, warum es mit Wicky in die neue Saison ging – um dann nach dem nächsten schlechten Saisonstart mit zwei Niederlagen panikartig die Reissleine zu ziehen.
Seit Marcel Koller das Ruder übernommen hat, sind Fortschritte nur unter dem Vergrösserungsglas feststellbar. Weit entfernt ist der FCB von seinen Zielen, zu denen ja im Frühjahr 2017 auch gehörte, im Joggeli wieder attraktiveren Fussball zu zeigen. Attraktiver in den Augen der neuen Klubführung jedenfalls, als der Fussball unter Urs Fischer.
Attraktiverer Fussball – es klingt heute wie Hohn
Das klingt heute, eineinhalb Jahre später, immer noch wie Hohn nach. Beim 1:1 vor 14 Tagen gegen das Tabellenschlusslicht Xamax wandten sich die Zuschauer mit Grausen ab.
«Die Erwartungshaltung des Publikums ist uns bewusst», sagt Marcel Koller, «und wir können das nur beeinflussen durch unsere Leistung. Indem wir als Mannschaft auftreten, mit Einsatz, mit Zug nach vorne, zielstrebig und aggressiv. Und mit positiven Ergebnissen.»
Sechs Spiele ohne Niederlage hat der FCB seit der monumentalen Schlappe in Bern aneinandergereiht und Platz 2 zurückerobert, am Mittwoch die Viertelfinals im Cup-Wettbewerb erreicht und somit das, was Koller «eine gute Stimmung im Training» nennt.
Luganos Hoch unter Celestini, aber für Janko ist kein Platz
Nun kommt also der FC Lugano und mit ihm der neue Trainer Fabio Celestini. Auch der trug vergangene Saison, damals noch in Diensten von Lausanne, seinen Teil bei zu den Hochs und Tiefs beim neuen FC Basel. Im September vor einem Jahr zum Beispiel mit der ersten Heimniederlage für Wicky.
Drei Siege inklusive des Viertelfinaleinzugs am Mittwoch haben die Tessiner unter Celestini geholt, sie liegen in der Super League lediglich vier Punkte hinter Basel.
Einer, der dabei keine Rolle spielte, war Marc Janko als Reservist. Dessen Ansehen in Basel ist nach der Trennung im Sommer 2017 höher, als er in den zwei Basler Jahren je war mit seinen 34 Toren in 66 Spielen. In Lugano, wo er im Februar anheuerte, kommt er in der laufenden Saison gerade einmal auf 90 Minuten in vier Super-League-Einsätzen.
Auch neulich, beim 2:2 des FCB in Lugano, war das herzliche Wiedersehen mit Koller, seinem Förderer im österreichischen Nationalteam, der schönste Moment für Janko. Den Rest des Spiels sass der 35-Jährige auf der Ersatzbank. Für die Tore unter Celestini sorgt derzeit Alexander Gerndt (2) oder er bereitet sie vor (2).
Beim FCB bleibt die Liste der Langzeitverletzten unverändert (Suchy, Zambrano, Campo) und wer die drei Spieler waren, die am Freitag nicht auf dem Platz standen, wollte Koller partout nicht preisgeben: «Muss der Gegner nicht wissen.»
Weil die «bz Basel» am Trainingsgelände hingeschaut hat, dürfen es zumindest die FCB-Interessierten erfahren: Eder Balanta, Eray Cömert und Kevin Bua traten kürzer. Erst am Samstag erwartet Koller Rückschlüsse darauf, ob die drei am Sonntag (16 Uhr; Vorverkauf: 24’500) zur Verfügung stehen.
Nachdem Valentin Stocker am Mittwoch in Winterthur erstmals nach seiner zweieinhalbmonatigen Verletzung wieder für ein paar Schritte in der Nachspielzeit eingewechselt wurde, erklärt ihn Koller grundsätzlich auch als parat für die Startelf. Weiter entfernt davon denn je ist Zdravko Kuzmanovic, der wieder einmal an einer Verletzung an der Wade laboriert.
«Die Zitrone ausdrücken, bis zum letzten Tropfen»
Das Aufeinandertreffen vor fünf Wochen mit Lugano, als der FCB im Cornaredo eine 2:0-Führung verspielte, kann man nicht als Beginn einer Krise beschreiben. Aber Koller stellte seinerzeit der Mannschaft und ihrer mentalen Verfassung kein gutes Zeugnis aus.
Sehr viel weiter scheint man seither nicht gekommen. Denn auch am Mittwoch in Winterthur wurde der Trainer grundsätzlich: «Man muss sich auf dem Platz unterstützen und den Jungen gut zureden. Aber es muss auch mal möglich sein, dass man jemanden auf dem Platz anschreit, damit er wach wird. Damit ihm bewusst wird, dass man nicht immer nur streicheln kann, dass nicht immer alles schön ist. Damit muss man leben, und wenn man gewonnen hat, kann man sich wieder knuddeln und es lustig haben.»
Und wie schon nach dem Sieg bei den Grasshoppers am Samstag (Koller: «Ich stehe den Spielern auf die Füsse») sieht der Trainer weiterhin viel Arbeit darin, der Mannschaft regelmässig den Kopf zu waschen: «Das haben wir noch nicht drin. Und von der Erfahrung weiss ich, dass man dranbleiben muss. Wenn man erfolgreich sein will, kann man sich nicht zurücklehnen. Da muss man wie bei einer Zitrone alles rausdrücken, bis zum letzten Tropfen.»