Der FC Vaduz in Basel – ein Gegner, von dem nichts erwartet wird

Neuling und Super-League-Rückkehrer FC Vaduz kommt heute Abend (19.45 Uhr) in den St.-Jakob-Park, und vom FC Basel wird nichts anderes als ein Sieg erwartet. Die Mannschaft aus dem Ländle, eine Art Basler Filiale, hat mit Trainer Giorgio Contini zuletzt zwei Erfolgserlebnisse gesammelt.

Der Vaduzer Steven Lang, vorne Mitte, trifft mit einem passgenauen Freistoss zum 2:1 beim Fussball-Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Vaduz und dem FC St. Gallen am Sonntag, 14. September 2014, im Rheinpark Stadion in Vaduz. (KEYSTONE/Ar (Bild: Keystone/ARNO BALZARINI)

Neuling und Super-League-Rückkehrer FC Vaduz kommt heute Abend (19.45 Uhr) in den St.-Jakob-Park, und vom FC Basel wird nichts anderes als ein Sieg erwartet. Die Mannschaft aus dem Ländle, eine Art Basler Filiale, hat mit Trainer Giorgio Contini zuletzt zwei Erfolgserlebnisse gesammelt.

Giorgio Contini ist ein schlauer Trainer. Als sich die Wege von ihm als Co-Trainer in Luzern und Murat Yakin im August 2012 trennten, übernahm er drei Monate später den schlingernden FC Vaduz und führte ihn in die Super League zurück. Mit schlauem Fussball.

Und der 40-Jährige, der eine Spielerkarriere in der zweiten Reihe des Schweizer Fussballs hinter sich hat, weiss auch, was er sagen muss, bevor es zum FC Basel geht. In die Höhle des Löwen, dorthin, wo der FC Vaduz bei seinem ersten Intermezzo in der Super League in der Saison 2008/09 zweimal ein braver Punktelieferant war. 5:0 und 4:0 hiess es damals, und Marco Streller, Behrang Safari und Fabian Frei können sich daran noch lebhaft erinnern.

Der FC Vaduz muss sich also vorkommen wie der SC Paderborn, den dessen Trainer André Breitenreiter vor Saison als den «krassesten Aussenseiter der Bundesliga-Geschichte» betitelt hat – und der nach vier Runden Tabellenführer ist. Giorgio Contini ist mit seiner Mannschaft schwerer in die Gänge gekommen, hat aber mit vier Punkten aus den letzten beiden Spielen die rote Laterne an Luzern abgegeben.

Die Rolle des FC Vaduz

Der FC Vaduz ist der vielleicht krasseste Aussenseiter seit Erfindung der Super League. Der Aufsteiger aus dem Fürstentum Liechtenstein, der sich dank vertraglicher Basis und eines Geldbatzen an den Schweizerischen Fussballverband das Mitwirkungs- und Aufstiegsrecht in der Swiss Football League erworben hat. Von 300’000 Franken jährlich ist die Rede.

Zu was sie im Stande sind, haben die Vaduzer bei ihrem Überraschungscoup bei GC (1:0) und anschliessend beim 2:2 gegen St. Gallen demonstriert. 6733 Zuschauer im ausverkauften Rheinpark verfolgten das erste «Derby» gegen die Ostschweizer, ein Kampfspiel in Reinkultur, bei dem zwei Freistösse von Steven Lang zu den Toren des FCV beitrugen.

Lang hat eine Wanderzeit hinter sich, wurde von Grasshoppers an Lausanne und Servette ausgeliehen, ehe er im Ländle landete, gehörte in seiner Juniorenzeit auch mal dem FC Basel an. Und damit zur riesigen Fraktion ehemaliger FCB-Spieler, mit denen Giorgio Contini nun die zweite Super-League-Saison angegangen ist.

Von Burgmeier bis Pak

Der aktuelle Captain Franz Burgmeier, inzwischen 32-jährig, gehört dazu, der von 2006 bis 2008 für den FCB 23 Meisterschaftsspiele absolvierte, oder Pascal Schürpf, der mit vier Treffern der beste Saisontorschütze ist. Dazu kommen der derzeit verletzte Mathias Baron sowie Verteidiger Simone Grippo, Torhüter Oliver Klaus und Ramon Cecchini, die bei den Junioren des FCB ausgebildet wurden.

Und natürlich Kwang Ryong Pak, den der FCB an die Vaduzer ausgeliehen hat. Fast ist der Nordkoreaner, in den der FCB nicht wenig investiert hat und dessen Vertrag bis 2016 läuft, am Rheinknie schon in Vergessenheit geraten. Elf Tore trug Pak zum Aufstieg bei; in der neuen Saison läuft der inzwischen 21-Jährige noch dem ersten persönlichen Erfolgserlebnis hinter.

FCB schluckt eine Kröte

Die «inoffizielle Filiale des FC Basel» («Liechtensteiner Vaterland»; online nicht verfügbar) kommt relativ ausgeruht zum Abschluss des ersten Saisonquartals ans Rheinknie. Wohingegen dem FCB nicht einmal 52 Stunden Regenerationszeit seit dem Cupspiel in Winterthur blieben. Das entspricht zwar nicht dem Wettspielreglement, wonach 72 Stunden vorgeschrieben sind, doch den Umständen und den Fernsehverträgen entsprechend hat der FCB die Kröte geschluckt.

Trainer Paulo Sousa hat ja auch ein Kader, das die Belastung wegstecken kann. 27 Spieler hat er auf der offiziellen Liste, rechnet man den langzeitverletzten Ivan Ivanov heraus, sind es 26, von denen ihm Philipp Degen (verletzt) und Davide Calla (gesperrt) heute nicht zur Verfügung stehen.

In Winterthur nicht im Einsatz waren Goalie Tomas Vaclik, die Verteidiger Safari, Walter Samuel sowie der offenbar aus den Traktanden gefallene Arlind Ajeti, die Mittelfeldspieler Frei und Luca Zuffi sowie die Offensiven Streller, Derlis Gonzalez und Shkelzen Gashi. Der Top-Torschütze fehlte in Winterthur aufgrund einer fiebrigen Erkältung.

Das Vaduzer Bollwerk

Aus diesem Fundus sollte sich also eine Mannschaft aufstellen lassen, die den FC Vaduz schlagen kann. Sousa kündigte am Montag auch an, um der Konstanz willen nicht allzu sehr rotieren zu wollen, wird seine Startelf aber auch schon im Hinblick auf die nächsten beiden Heimspiele am Samstag gegen Thun und am Mittwoch darauf in der Champions League gegen Liverpool formieren.

Der FCB-Trainer erwartet jedenfalls einen FC Vaduz, der mit einer Systemänderung Punkte und Selbstvertrauen gesammelt hat. Gegen St. Gallen wählte Contini ein 4-1-3-2, wobei er vor der Abreise nach Basel sagte: «Wir werden wohl zu fünft oder sechst verteidigen und variabel sein müssen.»

Drei Punkte für den FC Basel würden 21 Punkte und ein nominell hervorragendes Quartalszeugnis für den Serienmeister und seinen neuen Trainer bedeuten. Und der FC Vaduz? Sein schlauer Trainer Contini sagt: «Nichts wird von uns erwartet.» Vielleicht macht das diesen Gegner tatsächlich ein bisschen gefährlich vor dieser Partie, für die am Montag im Vorverkauf 25’600 Karten abgesetzt waren.

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