Der FCB erprobt ein neues Erfolgsmodell

Nach dem 2:0 (1:0) im Testspiel gegen den FC Vaduz besteht kein grosser Zweifel mehr: Murat Yakin setzt beim FC Basel auf eine neue Grundordnung, die auf einem Dreierabwehrblock fusst. Vor 500 Zuschauern bei Wind und Regen kam auch Mohamed Elneny, der neue Ägypter im Trikot des FCB, zum Einsatz.

Erstmals in Rotblau in Basel: Neuzugang Mohamed Elneny. (Bild: Manuel Geisser)

Nach dem 2:0 (1:0) im Testspiel gegen den FC Vaduz besteht kein grosser Zweifel mehr: Murat Yakin setzt beim FC Basel auf eine neue Grundordnung, die auf einem Dreierabwehrblock fusst. Vor 500 Zuschauern bei Wind und Regen kam auch Mohamed Elneny, der neue Ägypter im Trikot des FCB, zum Einsatz.

Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Entzug, Neugier und Vorfreude, die rund 500 Zuschauer zu einem Testmatch des FCB ins Leichtathletik-Stadion lockt. Zwölf Tage vor Meisterschaftsfortsetzung gab der Schweizer Meister nach dem Bayern-Spiel Anfang Januar und dem anschliessenden Trainingslager in Spanien ein zweites Mal auf heimischem Boden eine Kostprobe, ausserdem war mit Mohamed Elneny ein weiterer neuer FCB-Spieler zu begutachten.

Nächster Test am Samstag

Am Samstag (15.00 Uhr) folgt auf dem Rankhof der nächste Test, dann wieder gegen einen Challenge-Ligisten, den FC Biel, punktgleicher Tabellennachbar des FC Vaduz. Beim FCB ist wieder mit Alex Frei zu rechnen, der eine Erkältung auskuriert hat.

Was sich für Connaisseure der taktischen Feinheiten jedoch besonders lohnte war der Anschauungsunterricht, wie Murat Yakin das System der Mannschaft umstellt. Es ist der Dreierblock in der Abwehr, von dem schon im Herbst die Rede war, von dem sich der FCB-Trainer auch schon wortreich distanziert hat, auf dem jedoch nun die Grundordnung fusst.

Dass Yakin diese Variante ein weiteres Mal praktizieren liess, sowohl in der ersten Halbzeit von einer Elf, aus der ziemlich viele auch am 10. Februar im ersten Punktspiel daheim gegen den FC Sion auflaufen werden, als auch in der zweiten Halbzeit vom Rest des Kaders, spricht sehr dafür, dass der FCB auch die kommenden Pflichtaufgaben dergestalt angehen wird.

Ein System, das aus der Mode gekommen war

Was Yakin im Trainingslager in Spanien mehrfach exerzieren liess, was er bei seinen ersten Trainerstationen in Thun und Luzern schon einübte, ist beileibe keine Revolution. Aber es war zuletzt ein bisschen aus der Mode gekommen. Vladimir Petkovic versuchte die Berner Young Boys in einem 3-4-3 (vergeblich) zu einem Titel zu führen, erfolgreicher ist mit einer Dreierabwehrreihe Juventus Turin. Seit Antonio Conte ein 3-5-2-System etabliert hat, dominieren die Turiner die Serie A.

Gegen den FC Vaduz sah das beim FCB so aus: Schär rechts, Dragovic in der Mitte und Ajeti links bildeten den zentralen Block. Philipp und David Degen besetzten die Flügel, wo in diesem System anspruchsvolle Laufarbeit zu verrichten ist: mit einem Auge immer den Flanke nach hinten im Blick haben, einrücken, so dass es im Zweifelsfall wie eine Fünferreihe aussieht – und ansonsten Dampf nach vorne machen.

Im Mittelfeldzentrum teilten sich Geoffroy Serey Die und Marcelo Diaz die Rolle des Auslösers, der Zerstörers oder – vor allem Serey Die – die des offensiv Agilen. Hinter den Spitzen auf der Lauer lag Valentin Stocker und davor suchten Marco Streller und Mohamed Salah die Lücke im gegnerischen Abwehrverbund.

Fünf Defensive, fünf Offensive

Das ganze kann man als 3-5-2 oder auch als 3-4-3 interpretieren, wahrscheinlich ist die angemessenste Formel für die Ausrichtung, dass fünf eher offensiv orientierte Spieler und fünf mit ausgeprägtem defensivem Gewissen auf dem Feld stehen.

Defensiv sah das deshalb gut aus, weil der mit überschaubarem Punch agierende Challenge-League-Mittelfeld-Club aus Vaduz in den ersten 45 Minuten zu so gut wie keiner Abschlusssituation kam. Abgesehen von einem Schuss Ernes aus spitzem Winkel an den Aussenpfosten.

Der junge Ajeti, an dem Yakin offenbar Gefallen gefunden hat, verteidigte griffig, und Serey Die hinterliess einen prima Eindruck. Der Ivorer, nach dem Wechsel von Sion erst seit vier Wochen im Training mit dieser Mannschaft, dirigiert und redet viel, ist aggressiv im Zweikampf und lässt keine Gelegenheit aus, sich nach vorne einzuschalten.

Bei dieser Omnipräsenz fällt Diaz ab. Der Chilene bleibt ein Rätsel, spielt im Schatten von Serey Die und der Offensiven zwar einen nüchternen, absichernden Part, kommt aber kreativ nach wie vor nicht zur Geltung. Ein gefährlicher Distanzschuss – mehr hatte Diaz nicht zu bieten.

Der Trainer ist zufrieden mit der Umsetzung

Was dem FCB in der ersten Halbzeit fehlte: nachhaltiger Druck über die Flügel und die Präzision beim letzten Pass. Noch sucht die Mannschaft die offensiven Automatismen in einem System, das vorderhand defensive Stabilität verspricht und gleichzeitig zum Erfolgsmodell wachsen soll.

Viele der langen, auslösenden Bälle von Schär oder Dragovic wurden zudem vom Winde verweht. Immerhin: Ein schöner Zug in der 24. Minute über rechts und Philipp Degen führte zum 1:0, das Stocker mit einem platzierten Flachschuss erzielte. Viel mehr Torgefahr beschwor die erste Garnitur allerdings nicht herauf.

Das Fazit des Trainers fiel schon deswegen positiv aus, weil auf einem schneefreien Rasen geprobt werden konnte: «Wir haben mal was ausprobiert vom System her, nicht zum ersten Mal, und die Mannschaft hat das gut umgesetzt», sagte Yakin, «wir schaffen an der Flexibilität, und es war ein guter Test.»

Elnenys Heimdebüt, Yakins Ansage

Mit einer komplett neuen Elf nahm der FCB den zweiten Durchgang in Angriff, darunter auch der zuletzt an leichten Muskelbeschwerden laborierende Raul Bobadilla. Die zweite Garnitur begann wie die Feuerwehr, der Argentinier hatte gleich die erste Chance und mit der zweiten erhöhten der FCB auf 2:0. Ex-FCB-Juniorengoalie Oliver Klaus parierte zwar gegen Fabian Frei, den Abpraller aber staubte Jacques Zoua ab.

Was schwungvoll begann, verflachte dann aber bald, als von Westen stürmischer Wind und Regen aufzog. Mohamed Elneny, am Vortag bis Saisonende in Ägypten ausgeliehen, hinterliess den Eindruck, den die Techniker von ihm aus der Testphase im Trainingscamp geschildert hatten: technisch versiert, mit Ruhe und Überblick bewegt sich der 20-Jährige im Zentrum vor der Abwehr.

«Wir sind alle überzeugt davon, dass er diese Rolle von Anfang an übernehmen kann», sagt Yakin und deutet damit an, dass Elneny nicht als Perspektivspieler zum FCB geholt worden ist, sondern den Arrivierten – Yapi, Cabral und Diaz – den Platz streitig machen wird.

Bobadilla scheidet angeschlagen aus

Den Aufreger kurz vor Schluss hätte sich Yakin dann gerne erspart. Mit einem rustikalen Check stoppte Vaduz-Verteidiger Daniel Kaufmann einen Tempogegenstoss von Bobadilla. Hart am Knie getroffen schied der argentinische Stürmer aus. Eine genauere Diagnose steht aus, «aber es hat sich nicht gut angehört», sagt Yakin, vor dem an der Seitenlinie das Foul passiert war.

Noch fällt ein schmerzendes Knie – so es nicht ernsthafter verletzt ist – nicht ins Gewicht, muss Bobadilla in der Meisterschaft doch noch vier Spielsperren absitzen, und im Europacup ist der Goalgetter nicht spielberechtigt.

FC Basel–FC Vaduz 2:0 (1:0)
Leichtathletik-Stadion St. Jakob. – 500 Zuschauer. – SR Nikolaj Hänni.
Tore: 24. Stocker (P. Degen) 1:0, 49. Zoua (F. Frei) 2:0.

FCB, 1. Halbzeit (3-5-2): Sommer; Schär, Dragovic, Ajeti; P. Degen, D. Degen; Serey Die, Diaz; Stocker; Streller, Salah. – 2. Halbzeit (3-5-2): Vailati; Simani, Schär, Cabral; Steinhöfer, Park; Elneny, Yapi; F. Frei; Zoua, Bobadilla (87. Vuleta).
Vaduz (4-4-2): Jehle (46. Klaus); Milosevic (46. Burgmeier), Bader (60. Cvetinovic), Zarkovic (60. Kaufmann), Oehri (60. Gétaz); Tighazoui, N. Hasler (46. Ciccone), Sara, Cecchini,; D. Hasler (60. Tripodi), Erne (46. Hassell).
Bemerkungen: Basel ohne Adili, Jevtic (Aufbau), Alex Frei (krank), Salvi (ohne Aufgebot). – 23. Aussenpfostenschuss Erne.

Die FCB-Vorbereitung bis zur Saisonfortsetzung
Datum Uhrzeit Partie Ort Resultat FCB-Tore
Sa, 12.1.   FCB–Bayern München St.-Jakob-Park 0:3  
Fr, 18.1.   FCB–Steaua Bukarest Marbella 1:1 Zoua
Mo, 21.1.   FCB–Ferencvaros Budapest Marbella 2:2 Elneny, D. Degen
Mi, 23.1.   FCB-Dinamo Kiew Marbella 0:1  
Do, 24.1.   FCB–China Marbella 2:1 Diaz, F. Frei
Mi, 30.1.   FCB–FC Vaduz LA-Stadion 2:0 Stocker, Zoua
Sa, 2.2. 15.00 FCB–FC Biel Rankhof    
Mi, 6.2. 15.00 FCB–AC Bellinzona Rankhof    
So, 10.2. 16.00 FCB–FC Sion

St.-Jakob-Park

   

Der Spielplan des FCB in der Super League

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