Der FCB in der Einzelkritik: Schlafwandler, Salah und ein Stocker

Von der düsteren halben Stunde vom 3:0 bis zum 3:3 einmal abgesehen, hatte der FC Basel durchaus etwas zu bieten Tel Aviv. Dass ausgerechnet Salah traf, passt zur ganzen Geschichte der beiden Spiele gegen Maccabi, unter deren Strich Valentin Stocker der Orden für den herausragenden Mitarbeiter der dritten Qualifikationsrunde gebührt.

06.08.2013; Tel-Aviv; Fussball UEFA Champinos League 3. Quali'runde; Maccabi Tel-Aviv FC - FC Basel; Valentin Stocker (Basel) nach dem Spiel (Urs Lindt/freshfocus) (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Von der düsteren halben Stunde vom 3:0 bis zum 3:3 einmal abgesehen, hatte der FC Basel durchaus etwas zu bieten Tel Aviv. Dass ausgerechnet Salah traf, passt zur ganzen Geschichte der beiden Spiele gegen Maccabi, unter deren Strich Valentin Stocker der Orden für den herausragenden Mitarbeiter der dritten Qualifikationsrunde gebührt.

Yann Sommer | 5,5
Musste erst den ziemlich unfairen, harten Körpercheck von Rade Prica erdulden, durfte dann als Unbeteiligter in aller Gemütsruhe zuschauen, wie seine Kollegen vorne den Gegner aufmischten – und dann verging ihm selbst Hören und sehen. Unglücklich, wie er den Ball zu Schärs Eigentor abwehrt, chancenlos beim Anschlusstor, und gegen Radis Volley war auch kein Kraut gewachsen. Als es den FCB-Goalie dann noch einmal brauchte, war er erst bei Ben Haims Volley unmittelbar nach dem 2:3 zur Stelle und dann bei einem Kopfball aus kürzester Distanz in der 89. Minute mit einem Champions-League-würdigen Reflex.

Philipp Degen | 4
Gemessen daran, dass er vor ein paar Tagen noch mit Magen-Darm-Problemen ausfiel, war es eine ordentliche Partie. Liess sich erst mal ziemlich einfach überlaufen, zahlte das aber mit gleicher Münze zurück und bereitete mit seinem Rückpass die Situation vor, die zum Elfmeterfoul an Stocker führte. Punktabzug für die Kopfballabwehr in Zentrum, die zum Ausgleich führte, eine Situation, vergleichbar mit jener am Samstag in St. Gallen, als Safari vor dem 1:1 das gleiche passierte. War da in der Zwischenzeit noch keine Zeit zur Manöverkritik am Video? Machte nach 62 Minuten für Kay Voser Platz.

Fabian Schär | 4,5
Elfmeter verwandelt er so schlafwandlerisch wie sich andere morgens den ersten Kaffee rauslassen. Aus dem souveränen Auftritt wurde ein phasenweise wirrer, als ihm erst ein Eigentor unterlief, für das er wahrlich nichts kann, und als er beim Anschlusstor zwei Minuten gegen Zahavi ein reichlich naives Abwehrverhalten an den Tag legte. Anschliessend wieder besser.

Arlind Ajeti | 4,5
Gute und weniger gute Szenen wechselten sich ab in der Phase, als es die Zentralverteidiger brauchte. Er war im Kopfballspiel wertvoll. Den ersten Gegentreffer darf der noch so junge Innenverteidiger gemeinsam mit Safari auf die Kappe nehmen, als die Abstimmung nicht klappte und Itzhaki zu jenem Schuss kam, den Sommer Schär ans Bein lenkte.

Behrang Safari | 4
Hatte seine durchaus guten Offensivaktionen, die leise Aufwärtstendenz erkennen lassen, was diesen Arbeitsauftrag eines modernen Aussenverteidigers anbelangt, aber auch wieder Stellungsfehler und Ballverluste, die einem Mann seiner Erfahrung nicht unterlaufen sollten.

Fabian Frei | 3,5
Immer bemüht, Ruhe ins Spiel zu bringen, wenn Ruhe nötig war. Aber wo war der zentrale Spieler vor der Abwehr, als Maccabi aufs Tempo drückte? Mehr Fehler als gewohnt.

Marcelo Diaz | 5
Ein Auftritt mit mehr Licht als Schatten. Immer noch gibt es Situationen, da fragt man sich, seit wann der Chilene Laufwege mit seinen Mitspielern beim FCB einstudiert. Dennoch: ein paar gute Bälle von ihm, und der Beste war natürlich jener, den er von Streller aufgelegt bekam und den er in 32. Minute mit dem rechten Aussenrist aus 22 Metern ins hohe Toreck zum 0:3 schlenzte. Am Ende wusste man, dass dieses Tor jenes war, das in der Schlussphase den Israelis den Glauben an eine Fortsetzung der Aufholjagd raubte.

Taulant Xhaka | 4
Erhielt den Vorzug vor Mohamed Elneny. Ein guter, ein aggressiver Beginn des Mittelfeldspielers, der im Europacup noch grün hinter den Ohren ist. Nicht ohne Fehler, aber er fiel nicht ab und verlegte sich in der zweiten Halbzeit ganz auf die Defensive und versuchte die Räume dichtzumachen.

Mohamed Salah | 5
Gab, wie man so schön sagt, die Anwort auf die grossen Aufgeregtheiten um seine Person auf dem Platz. Wie er nach der perfekten Vorarbeit Stockers das 0:2 erzielte, hätte man ihm fast nicht zugetraut: elegant, überlegt und kontrolliert den Ball unten rechts in die Ecke versteckt. Grosse Klasse. Weniger Klasse hatte, dass er nach dem Tor für einmal nicht auf sein Ritual verzichtete, niederkniete und den Boden küsste. Die Zuschauer im Bloomfield fühlten sich provoziert und pfiffen – aber das taten sie das ganze Spiel über ja sowieso bei jeder Aktion des Ägypters.

Valentin Stocker | 5,5
Grosse Spieler machen in wichtigen Spielen wichtige Sache. Also sah sich Maccabi-Captain Yeini genötigt, Stocker, den Schützen des einzigen Tores im Hinspiel, zu foulen, als der Philipp Degens Rückpass anlief. Stocker luchste dann auch Zahavi an der Mittellinie den Ball ab, stürmte vor und hatte den Überblick zum idealen Querpass auf Salah zum 0:2. Ja, und dann leitete er auch den dritten Treffer ein. Als Maccabi aufkam, ward auch Stocker nicht gesehen. Gab am Ende, als Streller und Salah draussen waren, den einsamen Kämpfer in der Spitze – das hätte er sich wohl auch nie träumen lassen.

Marco Streller | 4,5
Ging angeschlagen ins Spiel und leistete generösen Einsatz wie immer, aber das gilt auch für die anderen. Hatte seine stärkste fussballerische Szene, als er gegen heftige Gegenwehr den Ball behauptete und mit der Fussspitze auf Diaz zum 0:3 lenkte. Vor dem 0:2 demonstrierte er, wie man als Stürmer mit einem geschickten Kreuzen Abwehrspieler auf sich zieht, den Raum aufmacht und so seinen Beitrag leistet zu einem Tor, ohne am Ball zu sein. Klasse. Die stärkste Szenen als Captain war jene, als er Salah nach dessen Kniefall und Boden-Küss-Aktion im Anschluss ans 0:2 ins Gebet nahm.

Gaston Sauro | 4,5
Wurde in der 55. Minute unmittelbar nach dem Ausgleich für Streller eingewechselt. Verteidiger für Stürmer – das Signal von Murat Yakin war klar. Sauro bildete anschliessend mit Schär und Ajeti jenen Dreierblock im Zentrum,von dem der FCB-Trainer wahrscheinlich heimlich träumt. In Tel Aviv bekam der FCB auf diese Weise die Schotten wieder dicht. Eine lohnende Einwechslung unter dem Strich.

Kay Voser | 4,5
Löste in der 62. Minute Philipp Degen ab und leistete einen untadeligen Part ab. Machte die rechte Seite schnörkellos zu und fand sogar noch Musse zum Vorstoss. Für ihn gilt das gleiche wie für Sauro.

Mohamed Elneny | –
Kam erst in der 75. Minute anstelle von Landsmann Salah zum Einsatz, nachdem der Trainer eine Pause für angeraten gehalten hatte und Xhaka den Vorzug im Mittelfeld gegeben hatte. Zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.

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