Die Hälfte seiner Feldspieler liess Murat Yakin in Lausanne rotieren – der sicherste Wert blieb einer, den man sich derzeit nicht aus der ersten Elf wegdenken möchte: Valentin Stocker, der beim 2:1-Sieg zum dreizehnten Mal eine Vorlage zu einem Treffer gab und selbst Saisontor Nummer 5 erzielte.
Yann Sommer | 4,5
27 Minuten dauerte es, bis er erstmals eingreifen musste, um einer scharfen, aber ungefährlichen Malonga-Hereingabe habhaft zu werden. Den ersten Torschussversuch Gabris in der 47. Minuten sah er am Kasten vorbeirauschen, den zweiten Versuch Malongas sechs Minuten später hinter sich ins Netz einschlagen. Gegen diesen Volleyschuss war er machtlos, aus viel mehr als hinten Ruhe und Sicherheit auszustrahlen, bestand sein restlicher Arbeitstag nicht.
Philipp Degen | 4,5
Am Freitag ist er – und deshalb mit einiger Logik auch sein Zwillingsbruder David – 30 Jahre alt geworden, und somit gewinnt das Erwachsensein und der Ernst des Lebens an Bedeutung. So ungefähr hat Philipp Degen das nach dem Dnipro-Match erzählt. In Lausanne zeigte sich der Neu-Dreissiger unternehmungslustiger nach vorne als noch gegen Sion und Dnipro – und seiner Flanke entsprang prompt das 2:0.
Fabian Schär | 4
Nach einer mehr oder weniger problemlosen ersten Halbzeit liess ihn Matt Moussilou zwei-, dreimal nicht so gut aussehen, was gegen den bulligen Lausanne-Stürmer allerdings schon anderen passiert ist. Bei zwei, drei Wacklern putzte Sauro für ihn aus – und umgekehrt. Der Argentinier überliess ihm mehrheitlich die Spielauslösung von hinten – was auch gut so ist (siehe: Sauro).
Gaston Sauro | 4
Kam zum Handkuss, weil Aleksandar Dragovic gelb-gesperrt fehlte und brauchte diese Art von Wertschätzung auch, wie Murat Yakin berichtet, nachdem der Trainer die Nummer 3 zwischen Sauro und Arlind Ajeti nicht eindeutig vergeben hat. Dass es Sauro zum Teil am Timing im Zweikampf fehlte – so, als er sich eine gelbe Karte einhandelte – kann nicht verwundern bei einem Innenverteidiger, der seit Oktober auf sehr wenig Einsatzzeit gekommen ist. Wäre wahrscheinlich derjenige gewesen, der sich beim Anschlusstreffer am ehesten Malonga hätte annehmen können. Seine ausslösenden Pässe nach vorne waren gewohnt verbesserungswürdig, aber nach dem kollektiven Durchhänger fing auch er sich und spielte einen im Grossen und Ganzen soliden Match.
Markus Steinhöfer | 4,5
Für einen, der zuletzt nicht zur ersten Wahl gehört hat, fügte er sich nahtlos ein, war vor allem in der ersten Halbzeit viel nach vorne unterwegs. Tauchte nach dem Seitenwechsel als Anspielstation vorübergehend ab, um mit seinem Wiedererscheinen sofort auch wieder für die Stabilisierung des Teams zu sorgen.
Cabral | 5
Im Pressing des FCB eine wertvolle Figur in Yakins System, der Aktivposten gegen den Ball. Hatte viele Eroberungen, war so etwas wie die Instanz im Zentrum, an dem die Gastgeber nicht vorbeikamen, und die Pässe, die er spielt – und seien sie noch so unspektakulär – sind meistens die richtigen Entscheidungen. Sah ein bisschen unglücklich bei der Entstehung des Gegentreffers aus, als er im Mittelfeld crashte und Moussilou enteilen konnte.
Gilles Yapi | 4,5
Die einzige Frage, die sich stellt: Wo war der Routinier nach dem Wiederbeginn, als der FCB für 15, 20 Minuten die zuvor so bestechende Ordnung verlor? Schaffte es aber immer wieder, mit klugen Pässen seine Mitspieler zu lancieren, so Salah in der Szene, als der Ägypter den Pfosten traf (51. Minute). War, als Streller ausgeschieden war, der Captain des Teams.
Mohamed Salah | 5
Von der Tribüne und ungefähr 60 Metern Entfernung sah der Zweikampf mit Facchinetti nicht nach einem zwingenden Elfmeterpfiff aus, den TV-Bildern nach überhaupt nicht. Aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul – solange er nicht zur Bolognese weiterverarbeitet wird. Ansonsten brachte der Ägypter ordentlich Zug, Tempo und eine gewisse Unberechenbarkeit ins Offensivspiel, und war höchstens eine Spur zu hektisch in Kontersituation. Pech hatte er mit seinem Pfostenschuss (siehe Yapi).
Marcelo Diaz | 5
Erholt von muskulären Problemen, die er von der Nationalmannschaft mitgebracht hatte, unternahm der Königstransfer des Sommers einen weiteren Anlauf, sich unentbehrlich zu machen. Die erste Halbzeit war gut, phasenweise sehr ordentlich, gekrönt von seinem ersten Super-League-Tor. Eine Situation – Philipp Degen flankt hoch und weit auf den zweiten Pfosten, Stocker lenkt den Ball mit dem Kopf zurück zur Mitte – in der Diaz dahin stiess, wo es dem Gegner wehtut und wo man den Chilenen noch nicht oft gesehen hat. Im zweiten Durchgang war er Teil des Problems, das der Trainer Unordnung nannte; ausserdem beim Gegentreffer Moussilou nicht gewachsen. Als Diaz mit den Gedanken wieder im Spiel war, erlosch das Lausanner Srohfeuer auch alsbald wieder.
Valentin Stocker | 6
Man möchte ihn sich derzeit nicht wegdenken aus dieser Mannschaft. Der offensive Aktivposten, wieder mit einem Tor – Nummer 4 in der Liga und Nummer 6 in dieser Saison – und einem Assist, seinem 13. in dieser Saison. Das sind starke Werte. Nahm den Rebound bei Yapis Elfmeterschuss an den Innenpfosten mit jenem Risiko, für das meistens nur Spieler belohnt werden, denen gerade die Sonne scheint. Ging nach 62 Minuten humpelnd vom Feld, gab aber Entwarnung: ein Schlag gegen den Oberschenkel – das tut in dieser Form ein bisschen weniger weh als in schlechten Zeiten.
Marco Streller | 4
Von der Körpersprache her klaglos eingebunden ins Spiel seiner Mannschaft, in dem der Captain nicht mehr so oft gesucht und gefunden wird. Ein paar schöne, direkte Weiterleitungen des Balls – ansonsten aber mit wenig Szenen, die in Erinnerung bleiben würden. Ausser natürlich jener, als er den Ball fast von der Aussenlinie volley nach innen bringen will, ein Luftloch schlägt, sich im nächsten Moment ans rechte Knie fast und mit der Trage in die Kabine gebracht werden muss. Diagnose: offen.
David Degen | 4
Tauschte mit Salah den Flügel, als er in der 63. Minute eingewechselt wurde für Stocker, ohne dessen Wirkung zu erzielen.
Jacques Zoua | 4
Kam in der 72. Minute für Marco Streller und hatte die besten, unspektakulären Szenen, wenn er den Ball mit dem Rücken zum Tor behauptete. Gefährlich in den Abschluss kam auch er nicht mehr.
Kay Voser | –
Ersetzte in der 81. Minute für Philipp Degen und kam somit zu seinen ersten Pflichtspielminuten im neuen Jahr. So nervös, dass ihm gleich mal ein Ball bei der Annahme ins Seitenaus entglitt, aber zu kurz im Einsatz, um bewertet werden zu können.