Der FCB ist bereit zu feiern

Nach dem 2:2 bei GC kann der FC Luzern den FC Basel nicht mehr einholen. Der FCB aber fühlt sich erst als Meister, wenn auch der FC Sion so weit distanziert ist, dass kein juristisches Mittel der Welt mehr etwas ändern kann. Nach einem Sieg heute, Sonntag (16.00 Uhr) im St. Jakob-Park gegen Lausanne wäre alles klar. Danach gäbe es in Basel eine Freinacht.

Können sie sich am Sonntag gemeinsam auf dem Platz freuen? Der eine – David Abraham (rechts) kommt zurück, den anderen – Marco Streller – zwickts bedenklich. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)

Nach dem 2:2 bei GC kann der FC Luzern den FC Basel nicht mehr einholen. Der FCB aber fühlt sich erst als Meister, wenn auch der FC Sion so weit distanziert ist, dass kein juristisches Mittel der Welt mehr etwas ändern kann. Nach einem Sieg heute, Sonntag (16.00 Uhr) im St. Jakob-Park gegen Lausanne wäre alles klar. Danach gäbe es in Basel eine Freinacht.

Das neue Gesicht auf dem Trainingsplatz des FCB hat zwar mal 1860 München gespielt, hört auf den klangvollen Namen Sebastian Zeitelhack, ist aber kein Neuzugang. Der 24-Jährige kickt in der bayrischen Bezirks-Oberliga für Holzhausen, hat gerade seinen Trainer-A-Schein in Köln gemacht und hospitiert im Rahmen seiner Ausbildung an der Seite von Heiko Vogel. Denn der erinnert sich an seine eigenen Anfänge als Fussballlehrer und daran, wie  ihm Felix Magath bei Bayern München und Jürgen Klopp in Mainz seinerzeit «so tiefe Einblicke wie möglich» in den Trainingsalltag einer Profimannschaft gewährten. «Da will man auch etwas zurückgeben», sagt der FCB-Coach.

Der junge Mann aus München wird einiges erleben können in seinen Basler Tagen. Zum Beispiel, dass sich Mentor Vogel am frühen Sonntagabend «Meistertrainer» wird nennen können. Voraussetzung dafür ist, dass der FCB heute Sonntag mindestens so viele Punkte wie der FC Sion in Thun holt. Am besten wäre natürlich ein Heimsieg gegen Lausanne, dann ist der FCB mit 65 anstandslos erworbenen Punkten in der Tabelle geführt und gefeit gegen jegliche juristische Spitzfindigkeit und richterliche Entscheidung. Dann kann ihn auch der FC Sion keinesfalls mehr überrunden, selbst wenn die Walliser die 36 abgezogenen Punkte wieder zurückerhielten. Bereits entscheidend distanziert ist der FC Luzern, der am Samstag im Auswärtsspiel gegen GC zwar zuerst 2:0 führte, sich schliesslich aber mit einem 2:2 begnügen musste.

Die Rechen-Varianten
Auf der Zielgeraden einen anstrengenden Saison, die streckenweise Züge eines juristischen Seminars trug, die Einblicke ins Insolvenzrecht und in menschliche Abgründe bot, können heute in der Meisterschaftsfrage folgende Situationen eintreten:

Basel verliert, Sion verliert
Der FC Basel ist mit 62 Punkten MEISTER, weil der FC Sion nur noch auf maximal 61 Punkte kommen könnte – vorausgesetzt, die Walliser bekämen eines schönen Tages am grünen Tisch 36 Punkte zurück.
Basel verliert, Sion spielt remis
Gleichstand bei 62 Punkten. Die definitive Meisterschaftsentscheidung wäre um drei Tage verschoben. Neue Gelegenheit: Mittwoch, 2. Mai, 19.45 Uhr, wieder daheim gegen den FC Thun.
Basel verliert, Sion gewinnt
Dann kann Sion noch auf maximal 64 Punkte kommen. Siehe oben.
Basel spielt remis
In diesem Fall hätte der FCB 63 Punkte, müsste Sion in Thun also auf jeden Fall gewinnen, um auf 64 Punkte kommen zu können und noch eine winzige Möglichkeiten offen zu halten. Spielt Sion in Thun unentschieden (oder sie verlieren), liegen maximal noch 62 Punkt drin (61) – Basel wäre heute Abend MEISTER.
Basel gewinnt
Dann ist alles andere wurscht, dann können sich der FC Sion und sein nervensägender Präsident auf den Kopf stellen – Basel ist MEISTER.

 Der Geruch der Meisterschaft

32‘300 Karten waren bis Freitagnachmittag abgesetzt, nach wie vor läuft die FCB-Aktion, zu der man für 25 Franken ins Stadion kommt, und für alle Daheimbleibenden überträgt SF2 live. Der FCB kann und will es also aus eigener Kraft richten, und Heiko Vogel erinnert zart daran, dass der Tabellenachte Lausanne zuletzt ein paar gute Resultate (drei Siege, zwei Niederlagen) erzielt hat, darunter das überraschende 3:1 bei den Young Boys.

Zu irgendwelchen Rechenspielen will er «nix mehr sagen», will den Focus aufs rein Sportliche gerichtet sehen («Wir messen uns an unserem eigenen Leistungsvermögen») und sagt immerhin: «Wenn wir gewinnen, ist alles andere Makulatur. Wir wollen auf dem grünen Rasen Meister werden, dort ist der Geruch der Meisterschaft am schönsten.»

Dann wird der FC Basel erstmals zum dritten Mal in Folge Meister sein, seinen 15. Titel in der auf 1893 zurückgehenden Geschichte feiern. Dies mit dem absehbaren Ritual, dass er irgendwann nach Spielschluss vor einigen tausend Fans auf dem Barfüsserplatz auf den Balkon des Stadtcasinos treten wird und das ganze begleitet von einer Freinacht, für die die Behörden grünes Licht gegeben haben. Den Meisterpokal wird es allerdings erst am 23. Mai zu sehen geben, wenn er im Anschluss an das letzten Saisonspiel gegen die Young Boys im St.-Jakob-Park übergeben wird.

Strellers Hüftbeugeransatz

Ob Marco Streller den überfälligen, nicht mehr zu vermeidenden Moment der definitiven Entscheidung am Sonntag auf dem Platz erleben wird, ist fraglich. Beim Captain wächst zwar ein Mittelhandbruch zusammen, nun laboriert er allerdings an muskulären Problemen, am Hüftbeugeransatz, wie der Trainer präzisiert. Streller fehlte am Freitag im Training, wo dafür wieder David Abraham auftauchte. Der Argentinier dürfte nach auskurierter Reizung im Knie wieder in die Innenverteidigung zurückkehren für eines seiner letzten Spiele in Rotblau. Sein Vertrag läuft nach vier Jahren aus, und alles andere als ein Wechsel wäre eine Überraschung.

Super League, 31. Runde

Basel – Lausanne-Sport
Sonntag, 16.00 Uhr (live/SF2)
FCB ohne Chipperfield, Voser; Lausanne ohne Coltorti, Moussilou, Negrão (alle verletzt), Pasche (gesperrt). – Fraglich: Degen, Streller; Meoli, Lang, Page, Sanogo. – Basel strebt gegen den Aufsteiger das 23. Spiel ohne Niederlage an. Mit dem vierten Heimsieg in Serie stünde der FCB vorzeitig als Schweizer Meister fest. Gegen Lausanne, das in 15 Auswärtsspielen erst fünf Punkte holte, treten die Basler zum dritten Mal innerhalb von fünf Wochen an. Den Cup-Viertelfinal (5:2) und das Nachholspiel der 20. Runde (2:0) gewann der FCB. – Bisher gespielt: 2:0, 3:2, 6:0/5:2 Cup-Viertelfinal.

Grasshoppers – Luzern
Samstag, 17.45 Uhr (live/Teleclub)
GC ohne Adili, Bunjaku, Cabanas, Coulibaly, Hossmann (alle verletzt), De Ridder, Hajrovic (beide gesperrt); Luzern ohne Puljic, Shalaj, Stahel (alle verletzt). – Der letzte Sieg der Grasshoppers, das 2:0 gegen die Young Boys, liegt mehr als einen Monat zurück. Immerhin holte GC beim Debüt von Trainer Uli Forte am letzten Samstag in Thun einen Punkt. Luzern hat seit dem 22. September 2011 (2:0 gegen Servette) in neun Anläufen auswärts nicht mehr gewonnen. – Bisher gespielt: 0:1, 1:2, 0:1/0:3 Cup-Viertelfinal.

Servette – Young Boys
Samstag, 17.45 Uhr (live/TC)
Servette ohne Baumann, Diallo, Esteban, Eudis, Saleiro (alle verletzt), Kouassi, Rüfli (beide gesperrt). – Servettes Folge ohne Sieg dauert seit sechs Spielen (2:1 gegen Luzern) an. Bei den Genfern nimmt der erneut eingestellte Trainer João Alves wieder auf der Trainerbank Platz. Unter dem Portugiesen punktete der Aufsteiger gegen YB in dieser Saison in beiden Spielen. Die Young Boys, die in der Fremde seit vier Partien nicht mehr den vollen Ertrag erreichten, wollen Luzern noch vom 2. Rang verdrängen. – Bisher gespielt: 1:3, 1:0, 1:1.

Thun – Sion
Sonntag, 16.00 Uhr (live/TC)
Thun ohne Lüthi, Reinmann, Siegfried; Sion ohne Basha, Mrdja, Serey Die, Yoda (alle verletzt). – Gegen kein anderes Team der Liga hat das seit 193 Minuten torlose Thun eine derart schwache Saisonbilanz vorzuweisen. Aus drei Duellen resultierten weder ein Treffer (0:6) noch ein Punktgewinn. Wenn die Schneuwly-Brüder Christian und Marco reüssierten, holte Thun aus sieben Begegnungen 15 Zähler. Von den restlichen fünf Rückrundenspielen verloren die Berner Oberländer deren vier. Für Sion wäre es – den Abzug der 36 Zähler nicht berücksichtigt – noch möglich, die beste Saison seit dem Wiederaufstieg vor sechs Jahren zu überbieten. Die Sittener Bestmarke sind 60 Punkte aus der Saison 2006/07. – Bisher gespielt: 0:1, 0:2, 0:3.

 

Artikelgeschichte

Dies ist eine aktualisierte Version mit einem Hinweis auf das Unentschieden des FC Luzern. Die ursprüngliche Version stammt vom 27. April 2012

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