Der FCB ist dem Minimalismus verpflichtet – 1:0 in Münsingen

Matias Delgado schiesst per Penalty das einzige Tor der Cuppartie des FC Basel in Münsingen. Die Basler machen genau das, was nötig ist, um in den Achtelfinal einzuziehen.

Viele Zuschauer verfolgen das Sechzehntelfinale des Schweizer Cup zwischen dem FC Muensingen (1. Liga Classic) und dem FC Basel (SuperLeague), am Samstag, 14. September 2013, auf dem Sportplatz Sandreutenen in Muensingen. (KEYSTONE/Peter Schneider) (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Matias Delgado schiesst per Penalty das einzige Tor der Cuppartie des FC Basel in Münsingen. Die Basler machen genau das, was nötig ist, um in den Achtelfinal einzuziehen.

Der FC Basel stellt in dieser laufenden Cup-Saison ein gewisses Talent unter Beweis: Er kann Pflichtaufgaben wirklich wie eine Pflicht aussehen lassen. Das war so beim 1:0-Sieg über die Old Boys in der ersten Hauptrunde. Und das war auch im Sechzehntelfinal beim FC Münsingen so.

Wieder begnügten sich die Basler mit einem herzlich uninspirierten Auftritt und dem Minimalresultat von 1:0. Diesmal immerhin in 90 und nicht wie gegen OB in 120 Minuten. Matias Delgado verwandelte in der 55. Minute einen Foulpenalty zum einzigen Tor des Abends. Und FCB-Trainer Murat Yakin bemängelte: «Es sollte nicht sein, dass wir einen Elfmeter brauchen, um hier weiter zu kommen. Da müssen wir etwas ändern in unserem Spiel.»

Wobei, so richtig unzufrieden schien Yakin nicht am Vorabend seines 39. Geburtstag. Er habe Kurt Feuz, dem Trainer des FC Münsingen schon vor dem Spiel gesagt, das werde wohl kein gutes Spiel des FCB werden: «Aber was zählt im Cup? Das Weiterkommen.»

Hier das Spiel des Lebens, dort der Blick nach London

Damit wäre aus Basler Sicht auch schon fast alles erzählt zu diesem Abend, an dem wieder einmal ein Amateurclub mit aller Liebe zum Detail ein Aufeinandertreffen mit dem FCB zum Ortsfest werden liess.

Es war halt so, wie es so oft ist in den ersten Runden des Cups. Hier Spieler aus der 1. Liga Classic, für die der Auftritt gegen die drei Ligen höher spielenden Basler «das Spiel des Lebens» ist, wie Goalie Lars Müller nach dem Schlusspfiff meinte. Da der FCB, dessen Blick schon vor dem Anpfiff weit über den Sportplatz Sandreutenen in Münsingen hinausreichte: Hin, nach London, wo er am Mittwoch auf den Chelsea FC trifft.

Zwei Dinge durften trotzdem erstaunen. Erstens, wie ungenutzt jene Spieler, die sonst nicht zu vielen Einsatzminuten kommen, die Chance verstreichen liessen, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. «So ein Spiel kann neue Erkenntnisse bringen», befand Yakin, um sogleich vielsagend anzufügen: «Oder es kann bestätigen, was man schon weiss.»

Zweitens war es augenfällig, wie scheinbar planlos der FCB auftrat. Natürlich hat die Mannschaft selten bis nie in dieser Zusammenstellung gespielt. Ein paar Lauf- und Passwege dürften aber trotzdem zu erkennen sein.

Der Schachzug des Trainer-Urgesteins

So durfte sich das Münsinger Trainer-Urgestein Feuz – 28 Jahre beim selben Verein – darüber freuen, wie gut seine taktischen Vorgaben aufgegangen seien. Seine Massnahme: Er liess vor den beiden Innenverteidigern einen Scheibenwischer die Steilzuspiele auf die Basler Stürmer Pak und Streller abfangen. Das reichte eigentlich schon, um den FCB-Angriffen den Zahn zu ziehen.

Entschieden wurde die Partie durch einen Moment der Unachtsamkeit in der Münsinger Abwehr – und wohl auch von Schiedsrichter Stephan Studer. Ein Steilzuspiel auf Marco Streller verleitete Verteidiger Marcel Koch zur Grätsche, und Studer zum Elfmeterpfiff. Wohl zu unrecht, da das Foul, das unbestritten war, kurz vor dem Strafraum stattgefunden hatte.

«Sehr genau» habe er gesehen, dass Streller vor der Sechzehnerlinie gewesen war, erzählte Koch danach: «Darum gehe ich überhaupt so rein.» Ja, der Basler Captain selbst habe ihm noch auf dem Feld gesagt, er habe auch das Gefühl, das Foul habe sich ausserhalb des Strafraums ereignet.

Über die Schiedsrichter kann der FCB bislang nicht klagen

Das klang in Strellers Worten danach leicht anders: «Ich weiss es ehrlich nicht.» Was aber auch nichts am Ausgang der Szene änderte. Delgado durfte sich den Ball auf den Elfmeterpunkt legen und zum 1:0 verwerten. Nach der überharten gelb-roten Karte gegen OB-Captain Diren Akdemir im Erstrundenspiel kann sich der FCB in diesem Cupwettbewerb bislang jedenfalls nicht über die Schiedsrichter beklagen.

Weil die Münsinger bei allem Einsatz und bei aller defensiven Stabilität gegen vorne ebenfalls herzlich wenig zu Stande brachten, war es das schon fast mit den Aufregern der Partie. Nur in der 68. Minute schien noch einmal Spannung am Horizont aufzuziehen, als Schiedsrichter Studer mit dem Abbruch der Partie drohte, sollte Münsinges Goalie Müller noch einmal von den Basler Fans mit einem Gegenstand beworfen werden.

Novum in Münsingen: Der Trainer war nicht zu hören

Das Spiel stand allerdings nie wirklich am Rande des Spielabbruchs. Müller hatte aus den Zuschauerrängen einen Ball an den Kopf geworfen erhalten. Eine dämliche Aktion, «aber auch nichts Dramatisches» wie Müller selbst befand.
Grundsätzlich konnte der Münsinger Goalie die Stimmung geniessen, die die Basler Fans hinter seinem Tor erzeugten.

«Es war noch ein schönes Gefühl, den Anderen draussen nicht zu hören», erzählte Müller mit einem breiten Grinsen. Der «Andere», das ist Trainer Feuz, der mit seiner lauten Art an der Seitenlinie im Bernbiet eine kleine Berühmtheit erlangt hat.

Am Mittwoch Abend wird Müller seinen Trainer wieder hören können. Der FC Münsingen tritt dann in der 1. Liga Classic beim FC Baden an. Der FC Basel wird gleichzeitig ein paar Flugstunden und eine fussballerische Weltreise entfernt gegen Chelsea spielen, in der Champions League. «Dann sind wir der Aussenseiter», sagte Marco Streller noch, bevor er in die Dusche verschwand. Es klang, als würden sich die Basler richtig auf diese Rolle freuen.

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