Der FCB lässt es bei einem halben Dutzend bewenden

Fünf Tore schenkt der FC Basel einem inferioren FC Aarau bis zur Pause ein – das gab es im Joggeli zuletzt 2004. Am Ende wird es für den Tabellenführer ein 6:0-Heimsieg, zu dem Matias Delgado, Marco Streller und Shkelzen Gashi jeweils einen Doppelpack beitragen.

Der Basler Matias Emilio Delgado, Mitte links, erzielt das 5:0 gegen Aarauer Toerhueter Joel Mall, MItte rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Aarau im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 4. Maerz 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Fünf Tore schenkt der FC Basel einem inferioren FC Aarau bis zur Pause ein – das gab es im Joggeli zuletzt 2004. Am Ende wird es für den Tabellenführer ein 6:0-Heimsieg, zu dem Matias Delgado, Marco Streller und Shkelzen Gashi jeweils einen Doppelpack beitragen.

Ein Spiel so richtig nach dem Geschmack des Heimpublikums, eine klare Angelegenheit ohne nervenaufreibendes Zittern und Bangen, ein Schützenfest – davon hat es nicht im Übermass gegeben in jüngster Zeit. Ziemlich genau vor Jahresfrist gewann der FCB 5:0, ebenfalls gegen den FC Aarau, und noch mal zwei Jahre zurück gab es ein 5:0 gegen Servette.

Ein Basler 6:0 findet man im September 2011, auch daheim gegen Lausanne. Ein Spiel, in dem der FCB zwischen der 9. Minute (Tor: Marco Streller) und der 27. Minute (Alex Frei) ein 4:0 zur Halbzeit vorlegte.

Aber ein 5:0 zur Pause? Da muss man schon ganz weit zurückblättern, in die Anfänge der Super League, ihre zweite Saison und zum 12. September 2004. Ein junger Mann namens Matias Emilio Delgado eröffnete den Reigen seinerzeit in der 21. Minute, vier Mal traf Christian Gimenez und mit 8:1 demontierte der FCB damals die Grasshoppers.

30 Minuten für fünf Tore

Gegen den FC Aarau des Jahres 2015 benötigte der FCB ein paar Minuten mehr, um von der 6. bis zur 36. Minute fünf Tore zu erzielen. Wieder stand Delgado am Anfang, diesmal mit einem von Frank Feltscher und einer unkontrollierten Abwehraktion gegen Shkelzen Gashi verursachten Foulpenalty.

Im Dauerregen von Basel wurde schnell deutlich: Diese Aarauer sind der Aufgabe nicht gewachsen. So mutig sich der Tabellenletzte präsentierte, so naiv wirkte er bei den defensiven Aufgaben. Trainer Raimondo Ponte hatte bei seinem Debüt als Nothelfer die Abwehr umstellen müssen, brachte den Mittelfeldspieler Sandro Wieser als Innenverteidiger, dessen Überforderung sinnbildlich für die Gäste stand.

Räume, von denen man nicht zu träumen wagt

Hatte der FCB den ersten Verteidigungswall überwunden, fand er gegen einen hoch aufgerückten Gegner Räume vor, von denen er wahrscheinlich nicht einmal im Training zu träumen wagt. Und die er sehr zur Freude von Paulo Sousa weidlich ausnutzte. Der FCB-Trainer freute sich über die Laufwege und die Pässe und die Effizienz seiner Spieler: «Das hat einfach ausgesehen, aber sie haben es sehr gut gemacht.»

Delgado auf Breel Embolo, der quer zu Marco Streller, ein Schlenker noch – 2:0. Ein No-Look-Pass von Streller in den Lauf von Shkelzen Gashi: 3:0. «Wir sehen im Training», sagt Fabian Frei, «was möglich ist, wenn alles zusammenpasst.»

Gegen Aarau bedeutete das: zauberhafte Tore und weitere, herrlich vergebene Chancen. So wie Gashi vor dem leeren Tor (18.), Malls toller Reflex gegen Walter Samuels Kopfball (44.) oder Strellers Querpass ins Nirgendwo (39.). Streller glaubte, jemanden rufen gehört zu haben. «Wahrscheinlich», erklärte er später in aufgeräumter Stimmungslage, «wahrscheinlich war es Alex Freis Geist.»

Mitgespielt und bestraft worden

Für die Zwischentöne im Basler Torfestival sorgten die Aarauer, die sich einen Vorsprung im Eckballverhältnis erarbeiteten und ein paar Aufreger erzeugten, auch, weil Tomas Vaclik für einmal einen wackligen Eindruck bei der Strafraumbeherrschung hinterliess. Es war eine äusserst unterhaltsame erste Halbzeit, die nach einem Abstauber Strellers auf einen Schär-Freistoss und Delgados zweitem Treffer zur Pause auf Rekordkurs war.

Oder, wie es Captain Streller, nach 54 Minuten unter grossem Applaus verabschiedet, ausdrückte: Es sei ja schön, wenn eine Gastmannschaft im Joggeli aktiv nach vorne spiele, «aber heute sind sie dafür bestraft worden».

Jubilar Ponte nimmt Schuld auf sich

So sieht das auch Raimondo Ponte. «Ich bin auch selbst Schuld, weil ich zu viel wollte.» Es war sein Einstand in Aarau, der Samstag sein 60. Geburtstag – da schien ihn die Euphorie davongetragen zu haben. «Am Ball waren wir nicht mal so schlecht», fand Ponte, «aber wir waren nicht gut, wenn wir ihn nicht hatten.»

Weil Joël Mall in der 83. Minute einen weiteren, von Kim Jaggy an Luca Zuffi verursachten und von Fabian Schär getretenen Elfmeter parierte, blieb Ponte immerhin erspart, die höchste Niederlage der Aarauer seit 1980/81 erklären zu müssen. Das war seinerzeit ein 0:7 bei den Grasshoppers, mit Ponte als GC-Stürmer («Ich hab‘ ungefähr drei gemacht»), und weil Ponte nach diesem schwarzen Ostersamstag noch nicht die Waffen strecken kann, sagte er tapfer: «Ich bin nicht so unglücklich, wie man meinen könnte. Wir haben etwas versucht, und es hat nicht geklappt.»

Gashi: «Wirklich kein einfacher Match»

Somit ist die Platzwahl vor dem Anpfiff das einzige, was die Aarauer in Basel gewonnen haben. Für jedes Lebensjahrzehnt bekam Ponte an seinem Jubeltag ein Gegentor eingeschenkt, und es bleibt die Erkenntnis, dass der FCB im Titelrennen nichts anbrennen lässt, seinen Sieben-Punkte-Vorsprung auf YB wahrt und Aarau so absteigen wird.

Nach dem Seitenwechsel liessen es die Basler bei einem weiteren Treffer bewenden: Vor dem eingewechselten Yoichiro Kakitani klärte Mall in der 63. Minute, der Ball landete weit vor dem Tor bei Gashi, der aus gut und gerne 40 Metern Mass nahm und traf. Es war sein Ligatreffer Nummer 20 in dieser Saison, und der Mann meinte hinterher allen Ernstes: «Das 6:0 sieht so einfach aus, aber es ist wirklich kein einfacher Match gewesen.»

Am Mittwoch in St. Gallen im Cup-Halbfinal

Wie auch immer: Ein paar Körner konnte der FCB aufsparen für den Mittwoch und St. Gallen, wo es um den Einzug in den Cup-Final geht. Sousa schonte einige seiner Nationalspieler (Marek Suchy, Taulant Xhaka, Mohemed Elneny), Derlis Gonzalez fehlte krankheitshalber und Philipp Degen gesperrt.

Die Ostschweizer sind zwar das einzige Team, gegen das Sousa noch nicht gewinnen konnte, aber der FCB-Trainer wies schon einmal darauf hin, dass er in den drei bisherigen Vergleichen seine Mannschaft als die bessere gesehen hatte. «Mit mehr Effizienz können wir das Endspiel erreichen», so Sousa. Etwa so, wie beim 6:0 gegen Aarau.

 

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