Der FC Basel kassiert im Klassiker gegen den FC Zürich seine erste Saisonniederlage. Streller bringt die Basler zwar in Führung, doch die risikoreiche Aufstellung von Trainer Murat Yakin mündet in zwei Kontertore und eine 1:2-Niederlage.
Was gut beginnt, endet für den FC Basel in einem äusserst wirren Auftritt. Die Basler kassieren gegen den FC Zürich die erste Niederlage der Saison. Und sie stolpern dabei über ihre eigene ultra-offensive Spielausrichtung, die den Zürchern zweimal zu viel Raum für erfolgsbringende Konter lässt.
Es ist ein hohes Risiko, das Murat Yakin im Heimspiel gegen den FCZ geht. Er setzt nicht nur sofort auf Ivan Ivanov in der Innenverteidigung, obwohl der Bulgare erst vor drei Tagen in Basel gelandet ist. Yakin stellt zugleich sein System um, lässt Defensive scheinbar Defensive sein und setzt auf einen Angriffswirbel, dem die Zürcher zunächst tatsächlich gar nichts entgegen zu setzen haben.
Doch am Ende zahlt sich die Risikofreude des Basler Trainers nicht aus. Im Gegenteil: Seine Mannschaft wirkt je länger desto desorientierter und verliert ein Spiel 1:2, das sie aufgrund der Spielanteile deutlich hätte gewinnen müssen.
Die Flügel gehören den Aussenverteidigern
Yakin überlässt die Flügel praktisch ausnahmslos seinen beiden Aussenverteidigern Philipp Degen und Behrang Safari, setzt dafür im Zentrum auf ein Dreiergespann mit Taulant Xhaka, Marcelo Diaz und Mohamed Elneny. In der Offensive dürfen sich Marco Streller, Mohamed Salah und Fabian Frei austoben.
Das sieht zunächst wunderbar aus. Die beiden Dreierblöcke rotieren den Zürchern um die Ohren, dass diesen Hören und Sehen vergeht. Und über aussen machen Degen und Safari soviel Druck, dass das 1:0 durch Streller nach bloss sieben Minuten eigentlich nichts als logisch erscheint. Sein über links via Safari und Frei vorbereitetes Tor ist bereits die dritte gute Basler Chance.
Doch der Basler Angriffswirbel birgt auch Gefahren. Dann nämlich, wenn es dem FCB nicht gelingt mit aggressivem Offensivpressing den Zürcher Spielaufbau entscheidend zu stören.
Ohne Netz und doppelten Boden
In der 24. Minute laufen die Basler erstmals in ihre eigene Falle: Nicht, dass sie durch einen ausgeklügelten FCZ-Angriff bestraft würden. Nein, das ist es beileibe nicht. Es ist ein Befreiungsschlag von Goalie David Da Costa der die erste Zürcher Chance und damit auch das 1:1 einleitet.
Was da sichtbar wird: Der FCB spielt ohne Netz und doppelten Boden. Es reicht, dass Fabian Schär den Ball unterläuft, damit der vielleicht etwas gar tief zurückstaffelnde Debütant Ivanov alleine gegen zwei FCZ-Angreifer steht. Im Zweikampf gegen Mario Gavranovic macht der Bulgare dann auch nicht den zupackendsten Eindruck – schon ist Avi Rikan alleine vor Goalie Yann Sommer und schiebt ein.
«Es ist klar, dass er da nicht zu viel Risiko gehen will», sagt Yakin über seinen Wunsch-Innenverteidiger Ivanov, «aber im grossen und ganzen bin ich zufrieden mit ihm.»
Das ändert nichts daran, dass dieses Tor der Wendepunkt der Partie ist. Das sieht nach dem Spiel auch FCZ-Trainer Urs Meier so: «Der FCB hat uns an die Wand gespielt. Aber nach dem 1:1 hat mein Team den Glauben zurückgewonnen.»
Auch Delgado bringt die Erlösung nicht
Ganz im Gegensatz dazu der FCB: Er ist zwar weiterhin dauernd im Ballbesitz. Aber weil der FCZ besser steht, kommen die Basler kaum einmal zu Chancen. «In der Pause konnten wir uns besser auf den Gegner einstellen», sagt Meier und spricht davon, dass seine Mannschaft «defensiv kompakt» gestanden sei.
An diesem Abwehrblock arbeitete sich der FCB erfolglos ab. Und das ändert sich auch nicht, als in der 61. Minute der vom Publikum heiss ersehnte Auftritt von Matias Emilio Delgado folgt. Der Rückkehrer beweist zwar bei seinem Heimdebüt, dass er noch immer einen seidenfeinen rechten Fuss besitzt, dem der Ball ein Freund ist. Doch die entscheidenden Impulse kann auch er nicht mehr setzen. Und stringent wirkt der FCB nach seiner Einwechslung schon gar nicht mehr.
Im Gegenteil: Das Basler Spiel wird in der letzten halben Stunde immer wirrer. 1:2 liegt das Heimteam da bereits zurück, nachdem ein diesmal tatsächlich schön herausgespielter Konter über die rechte Basler Abwehrseite zur zweiten Zürcher Chance und damit auch zum zweiten Zürcher Tor durch Gavranovic geführt hat.
«An die eigene Nase fassen»
«Wir müssen uns an die eigene Nase fassen», befindet Yakin nach der 1:2-Niederlage, «wir haben viele Offensivaktionen – aber wir fassen zu oft die falsche Entscheidung.» Er dürfte bei dieser Aussage zum Beispiel an Salah denken, dessen Leistungskurve sozusagen als Sinnbild für die gesamte Mannschaft von stark zu konfus absackt; mit der vergebenen Gross-Chance in der 68. Minute als Höhepunkt.
Sieben Punkte liegt der FCB nun nach fünf gespielten Runden hinter den furios aufspielenden Young Boys. Das bereitet den Baslern noch keine Bauchschmerzen. «Der Abstand zu YB ist mir Wurst», sagt da Goalie Sommer stellvertretend. Doch dass er jede Saison hinstehen und erklären müsse, warum der FC Basel mässig in die Saison startet, das immerhin «langweilt» Captain Streller.
Für alle anderen aber dürfte der weitere Saisonverlauf alles andere als langweilig werden. Dafür sorgt schon Murat Yakin mit seinem Willen zur stetigen Veränderung des Basler Spiels und der damit verbundenen Frage, wie offensive Power und defensive Stabilität unter einen Hut zu bringen sind. Gegen den FCZ jedenfalls ist die Balance verloren gegangen.
FC Basel–FC Zürich 1:2 (1:1)
St.-Jakob-Park. – SR Kever. – 28’668 Zuschauer.
Tore:
7. Streller 1:0 (Pass von Frei in die Tiefe, Streller mit seinem linken Fuss tief rechts unten).
24. Rikan 1:1 (Gavranovic setzt sich gegen Ivanov durch und legt quer, Rikan bezwingt Sommer mit einem Flachschuss).
58. Gavranovic 1:2 (er kann aus vier Metern einschieben, nachdem sich Rikan auf links durchgesetzt hat).
Verwarnungen:
52. Xhaka (Foul).
78. Schär (Foul).
88. Da Costa (Unsportlichkeit/Zeitspiel).
FC Basel: Sommer; P. Degen (61. Voser), Ivanov, Schär, Safari; Frei; Salah, Elneny (74. Andrist), Diaz, Xhaka (61. Delgado); Streller.
FC Zürich: Da Costa; Benito, Djimsiti, Nef, P. Koch; Pedro, Chiumiento, Rikan (74. Schönbächler), Kukuruzovic, Mariani; Gavranovic (67. Chermiti).
Bemerkungen: FC Basel ohne Stocker (gesperrt), Serey Die, Ritter (beide verletzt), Bobadilla (Aufbau), Adili und Aliji (beide U21). FC Zürich ohne Kukeli, Teixiera (beide verletzt) und Chikhaoui (abwesend/im Aufbau). – 72. Pfostenschuss Chermiti.
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