Die Zeitspanne ist kurz bemessen für Paulo Sousa, um seine Ideen mit der Mannschaft des FC Basel umzusetzen. Und der neue Trainer des Meisters muss sich damit arrangieren, dass einige Spieler erst eine Woche vor Saisonstart dazustossen werden. Ob Marcelo Diaz dazugehören wird, ist ebenso offen wie die Frage, ob es einen Neuzugang aus Japan gibt.
Für einen Trainer, der während der 90 Minuten mitunter so laut werden musste, dass er bis unters Stadiondach zu hören war, und der in seinem emotionalen Eifer am Ende nahezu jeden Zentimeter seiner Coaching Zone abgegrast hatte, war Paulo Sousa nach dem Testspiel in Innsbruck erstaunlich relaxed und gut gelaunt.
«Richtig zufrieden», war er über das 3:0 seines FCB gegen den österreichischen Bundesliga-Absteiger Wacker Innsbruck, verkündete der neue, portugiesische Cheftrainer und verwies vor allem auf den zweiten Teil des Resultats. «Es war mir wichtig, dass wir diesmal kein Gegentor erhalten haben. Solche Spiele geben einer Mannschaft Sicherheit und Selbstvertrauen.»
Solche Vorbereitungsspiele geben freilich auch Aufschluss darüber, wo es in der Meistermannschaft gute zwei Wochen vor dem Saisonstart noch hakt und klemmt. Und es hatte natürlich seine guten Gründe, dass Paulo Sousa draussen an der Seitenlinie dann und wann seine Stimme erhob.
Schwachstelle links und die Neuen als Flügelzange
So musste es dem 43-Jährigen, penibel und erfolgsorientiert, wie er nun einmal ist, missfallen, dass der ambitionierte Testspielgegner aus Österreich fast alle seine Angriffe über die linke Basler Abwehrseite lancierte, an der Behrang Safari zumindest an diesem Tag nicht immer Herr der Dinge war. «Wir sind auf einen Gegner getroffen, der eine Woche früher mit dem Training begonnen hat», suchte Paulo Sousa mildernde Umstände und umging öffentliche Einzelkritik.
Grundsätzlich gab es ja auch wenig zu beanstanden beim Debüt der Basler Neuzugänge Shkelzen Gashi und Derlis Gonzàlez, die in einem 4-1-4-1-System eine Halbzeit lang als offensive Flügelzange zum Einsatz kamen. Die spielentscheidenden Aktionen waren dann aber doch wieder den arrivierten FCB-Spielern vorbehalten.
Captain Marco Streller zum Beispiel, der sich schon im Freundschaftsspiel im Wettkampfmodus befand. Es gibt nicht viele Spieler, die in dieser Phase der Vorbereitung schon jedem Ball bedingungslos nachhetzen und den Gegner zu Fehlern provozieren.
Sousa: «Es bleibt uns nur wenig Zeit»
Dem Nachdruck von Streller war auch das frühe Führungstor (15.) zu verdanken. Streller drängte mit seinem Solo-Pressing den Innsbrucker Verteidiger Siller zu einem Patzer, danach hatte Fabian Frei leichtes Spiel – 0:1. Kurz vor der Pause machte es dann der routinierte Angreifer im Alleingang und schob den Ball souverän ins Eck, nachdem er abermals einen Defensivmann der Österreicher schlecht aussehen hatte lassen.
Den Titel für das schönste Tor des Spiels musste Streller dann freilich Breel Donald Embolo überlassen, der im Finish, als Sousa praktisch eine runderneuerte Elf auf dem Feld hatte, einen sehenswerten Angriff zum 3:0 abschloss (83.). «Ich bin für jedes Testspiel dankbar», sagte Sousa, «weil uns nur sehr wenig Zeit bleibt.»
Kommt Diaz nur zum Kofferpacken nach Basel zurück?
Über dem Vorbereitungscamp am Tegernsee hängt noch das eine oder andere Fragezeichen. Etwa: Wann wird der FC Basel wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein? Es ist nachvollziehbar, dass Paulo Sousa die vier WM-Teilnehmer (Fabian Schär, Marcelo Diaz, Geoffroy Serey Die, Giovanni Sio) lieber gestern als heute im Trainingsbetrieb hätte, aber nach der kräftezehrenden Saison benötigt das Quartett unbedingt noch eine Auszeit.
Marcelo Diaz, an dem einige Vereine Interesse zeigen, könnte überhaupt nur mehr zum Kofferpacken noch einmal nach Basel kommen. «Am 13. Juli sollten dann alle wieder dabei sein. Klar ist das dann nur sehr wenig Zeit bis zum Saisonstart», weiss Paulo Sousa, «gerade für einen neuen Trainer. Andererseits ist es für die Reputation des Vereins natürlich auch sehr gut, dass der FC Basel mit vielen Spielern an der WM vertreten war.»
Der gefragte Japaner Kakitani
Ein anderes Fragezeichen ist auch Yoichiro Kakitani, dem in seiner Heimat hartnäckig ein Nahverhältnis zum FC Basel nachgesagt wird. Mittlerweile vermelden japanische Medien bereits, dass der Wechsel des WM-Teilnehmers von Cerezo Osaka zum Schweizer Meister schon auf der Zielgeraden sei.
FCB-Sportchef Georg Heitz wollte das am Donnerstag in Innsbruck so nicht bestätigen. «Es gibt für den Spieler auch Interessenten aus Deutschland und aus Italien.»
» Vor dem Trainingslager: Der FCB ist mit 23 fitten Spielern auf dem Weg an den Tegernsee
» Neues vom Transfermarkt: Japaner melden: Kakitani kurz vor Wechsel zum FC Basel