Ein Blitztor nach 76 Sekunden durch Luca Zuffis Kopfball, dann der schnelle Ausgleich in der 11. Minute durch Steven Langs Penalty – danach gerät der FC Basel aus dem Tritt. Und quält sich gegen den Aufsteiger FC Vaduz, bis Marco Streller in der 80. Minute trifft und Ahmed Hamoudi in der Nachspielzeit zum 3:1 nachlegt.
Vielleicht hat die unermüdliche Muttenzerkurve den Ball ins Tor gesungen, oder der Rest des Publikums mit seinem Langmut, der die Oberhand über den Unmut behielt, auch seinen Anteil an diesem mühsamen Erfolg. Es war jedenfalls ein schwacher Auftritt des FCB, fast so enttäuschend wie die Heimpleite gegen St. Gallen und fast in der Gewichtsklasse der Niederlage bei den Grasshoppers vor zehn Tagen.
Dass es dennoch zum siebten Sieg in der Super League unter Paulo Sousa gereicht hat, dass der Trainer rein nominell mit 21 Punkten auf ein für FCB-Verhältnisse prächtiges erstes Saisonquartal zurückblicken kann, lag an Marco Streller. Ausgerechnet, muss man sagen, denn der Captain spielte gegen den Aufsteiger wie ein Schatten seiner selbst. Und war in der 80. Minute dann halt doch zur Stelle.
Auf streller ist auch an einem weniger guten tag verlass! #fcbasel #rotblaulive
— David Sieber (@CR_Sieber) 23. September 2014
Auf ein kurzes, tiefes Zuspiel des ebenfalls enttäuschenden Fabian Frei schüttelte Streller an der Strafraumkante Daniel Kaufmann ab, tankte sich am Vaduzer Innenverteidiger vorbei, erreichte mit zwei, drei grossen Schritten den Ball und netzte ihn überlegt in die kurze Torwartecke.
Das hat dann halt grosse Klasse – einen jour sans so zu beenden. Zuvor war Streller kaum in Erscheinung getreten gegen ein sehr clever, mit einem Dreierblock im Zentrum verteidigendes Vaduz. In der 77. Minute, als Peter Jehle ein Fehler unterlief, war Streller allein auf den Vaduz-Goalie zugelaufen, legte sich den Ball aber zu weit vor, so dass Jehle seinen Bock selbst wieder ausbügeln konnte.
Das süsse Gift der frühen Führung
Und sonst? Hatte es blendend begonnen! Derlis Gonzalez auf Matias Delgado, ein Hüftwackler, mit dem der Argentinier Florian Stahel stehen liess, eine butterweiche Flanke und ein Kopfball von Luca Zuffi. Nach 76 Sekunden stand es 1:0.
Doch diese frühe Führung wirkte wie ein süsses Gift auf den haushohen Favoriten. Eine Chance noch für Gonzalez, dann setzte Vaduz den ersten Nadelstich. Oder soll man sagen: Sandro Schärer setzte ihn. In seiner zehnten Super-League-Partie entschied der 26-jährige Schiedsrichter zum Entsetzen der Basler auf Elfmeter, als Steven Lang Fabian Schär in die Hacken lief. «Er berührt meinen Fuss, und ich falle um», beschrieb Lang hinterher die Szene.
Lang verwandelt diskutablen Penalty ungerührt
So eindeutig dies kein Penalty war, so ungerührt verwandelte Lang selbst in der 11. Minute vom Punkt. Es war in der gemeinsamen Super-League-Geschichte beider Clubs das erste Vaduzer Tor gegen den FCB, nachdem die Bilanz 2008/09 noch vier Vadiuzer Niederlagen mit 0:12 Toren gelautet hatte. Einschneidender am Dienstag jedoch war, welche Auswirkung der Ausgleich auf das Spiel des FCB hatte. Fortan ging – gar nichts mehr. Streng genommen bis zur 80. Minute und Strellers Tor.
So unglaublich viele Fehlpässe…. #rotblaulive
— Céline Feller (@chicharita1878) 23. September 2014
Die Vaduzer schienen auf gutem Weg, sich einen nicht budgetierten Punkt beim Serienmeister zu ermauern und zu erkämpfen. Mit hoher taktischer Disziplin und hohem läuferischen Aufwand stellten sie jeden Raum zu, den sich der FCB für sein pomadiges Spiel ausgeschaut hatte. Geschickt verschob sich Continis Team, immer ballorientiert und nach Ballgewinn erst noch frech.
So wie in der 35. Minute, als Philipp Muntwiler nach einem Konter mit einem Kopfball knapp scheiterte. Oder Markus Neumayr, der – als ob er in der Bundesliga und in Paderborn Anschauungsunterricht genommen hätte – in der 60. Minute aus über 50 Metern versuchte, Tomas Vaclik zu übertölpeln und dabei nur knapp das FCB-Tor verfehlte.
Der FCB quält sich
Die Rotblauen quälten sich Angriff für Angriff. Nichts wollte mit leichtem Fuss gelingen, Torgefahr entstand schon gar nicht. Sousa wechselte und ersetzte das südamerikanische Element – die wirkungslosen Delgado und Diaz – durch das ägyptische Element mit Mohamed Elneny und Ahmed Hamoudi.
Ok, 3:1. Resultat mindestens zwei Tore zu hoch für den @FC_Basel. Schlusspfiff. #rotblaulive
— Sali Zämme! (@salizaemme) 23. September 2014
Was man dem FCB nicht vorwerfen kann: Dass er es nicht versuchte. Taulant Xhaka war beispielgebend mit seiner Hartnäckigkeit, über den Flügel Lücken zu reissen. Sousa versuchte mit seinen Umstellungen in der zweiten Halbzeit mehr Dynamik, mehr Intensität, mehr Tempo in die Aktionen zu bringen und das Konterspiel der Gäste zu unterbinden.
Und dieses Vaduz zollte seinem aufwändigen Verteidigungsstil Tribut. Als Fabian Frei endlich die Lücke fand und Marco Streller eine der wenigen Strafraumszenen in das 2:1 ummünzte. Das fand Giorgio Contini «ärgerlich», der Vaduzer Trainer sah seinen lange Zeit aufgehenden Matchplan «auf den Kopf gestellt» und fasste es immerhin als Kompliment auf, dass Kollege Sousa seinen Plan umstellen musste. «Fussballerisch», so Continis Fazit zum Auftritt beim Meister, «sind wir auf dem richtigen Weg.»
Sousa: «Wir können sehr viel besser spielen»
Paulo Sousa räumte ein, seine Mannschaft könne «sehr viel besser spielen» als sie es gegen die Liechtensteiner gezeigt hat: «Vaduz hat uns grosse Schwierigkeiten bereitet.» Er führte dafür die kurze Vorbereitungszeit in den 52 Stunden nach dem Abpfiff in Winterthur ins Feld, und er weiss, dass die Erwartungen in Basel an sein Team hoch sind.
Dennoch darf er auf das beste erste Saisonquartal des FC Basel seit 2008/09 (8 Siege/24 Punkte) zurückblicken. «Soweit bin ich glücklich, da nicht jeder einen guten Start erwartet hat», sagt der FCB-Trainer, der offenbar spürt, dass es Leute gibt, die nicht zufrieden sind. «Es ist ein anderer Fussball mit einer guten Anzahl Punkten und einem guten Anzahl Tore», lautet seine Quartalsbilanz und er reklamiert Zeit für den Entwicklungsprozess der Mannschaft, für die «daily basics», wie er es ausdrückt.