Das 3:0 gegen den FC Sion war eine Demonstration des Potenzials beim FC Basel. Angeführt von einem brillanten Matias Delgado hat der Meister mit einer verblüffend geschlossenen Mannschaftsleistung einen makellosen Saisonstart perfekt gemacht.
Nach knapp einer Stunde, es stand noch 1:0 und die Schlinge um den FC Sion begann sich zuzuziehen, da kochte die Stimmung im St.-Jakob-Park auf. Das Publikum, offiziell 27’792 Menschen abzüglich der Dauerabonnenten in Ferien, spürte, dass es nicht einem Allerweltsspiel in 36 Super-League-Runden beiwohnte. Unten auf dem Rasen wehrten sich zehn Sittener nach dem frühen Platzverweis für Veroljub Salatic (34. Minute) mit Kratzen und Beissen gegen einen FC Basel, dessen Auftritt schlicht brillant war.
Matias Delgado war schon der grosse Inspirator der ersten Halbzeit gewesen, hatte mit seinem perfekten Freistoss von der Strafraumkante, über die Mauer in den Torwinkel gezirkelt, das Führungstor gezaubert. Dann hob er in der 66. Minute ab zu einem Fallrückzieher, der haarscharf das Ziel verfehlte, und es war ein Jauchzen und Frohlocken im Joggeli.
Die Krönung einer verblüffenden Vorstellung
Endgültig von den Sitzen riss es das Publikum drei Minuten später: Ein zweikampffester Delgado setzt sich gegen die physisch starken Walliser durch, spielt mit Adama Traoré einen Doppelpass und schickt den Aussenverteidiger mit einem, wie es so schön heisst «tödlichen Pass» in die Tiefe. Der ivorisch-australische Doppelbürger erzielte mit einem überlegten Abschluss mit dem Innenspann das 2:0. Ein Genuss, dieser Treffer.
Es war die Entscheidung in diesem Feiertagsspiel zu Basel, es war das erste Tor im FCB-Dress von Traoré, der im Winter aus Guimarães gekommen war, und es war die Krönung einer Leistung, die aus der Basler Warte in diesem Stadium der Saison verblüffend und entzückend ist. Und aus der Perspektive der Konkurrenz muss sie erschreckend wirken.
Sechs Neue und kein Bruch
Drei Spiele, drei Siege in der Meisterschaft, dazu mit einem weiteren Auswärtssieg unter der Woche auf Kurs Champions League – so lautet die Bilanz eines perfekten Saisonstarts für den FC Basel. Und das mit einem neuen Trainer, der sich nicht scheute, im Vergleich zur Posen-Elf auf sechs Positionen neue Spieler zu bringen. Und dieser Trainer sah, dass es deshalb keinerlei Bruch im FCB-Spiel gab. Im Gegenteil. «Die Mannschaft ist förmlich explodiert», sagt Urs Fischer.
Seine Mannschaft setzte dem Gegner, der vor acht Wochen im Cupfinal noch überlegen triumphiert hatte, vom Anpfiff an zu – und liess erst locker, als Leo Lacroix in der 89. Minute eine Freistosshereingabe von Luca Zuffi mit dem Kopf ins eigene Tor zum 3:0 verlängerte.
Ein Bild spricht Bände: Urs Fischer bedankt sich bei FCB-Captain Matias Delgado bei dessen Auswechslung. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
So sieht ein Trainer aus, der mit vier Siegen aus vier Spielen bei seinem neuen Arbeitgeber gestartet ist: Urs Fischer nach dem 3:0 gegen Sion. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Fischer lässt Cupfinal unerwähnt
An der Seitenlinie applaudierte Fischer seinen Spielern ein paar Mal. Er hatte den verlorenen Cupfinal und die Revanche nicht zum Thema der Vorbereitung gemacht, «mit keinem Wort», so der Trainer, habe er diesen Tolggen im Reinheft der vergangenen Saison erwähnt. Die Spieler, die am 7. Juni dabei waren und auch gestern von Beginn an auf dem Platz standen – Traoré, Suchy, Elneny, Xhaka und Calla – und der Rest mussten nicht speziell scharf gemacht werden auf diese Revanche.
Sie machten das besser, was im Endspiel schief gegangen war: Sie suchten die Zweikämpfe, sie waren giftig, sie bearbeiteten den Gegner weit in seiner Hälfte, und hatten sie dann den Ball, suchten und fanden sie die Räume, um sehenswerten Fussball zu spielen und Chancen zu kreieren. Der FCB war das bessere Team, auch, als noch numerischer Gleichstand herrschte. Für den Betrachter war das eine helle Freude, für den Trainer offenbar ebenso: «Es macht Spass», sagte Urs Fischer irgendwann nach dem Spiel über seine ersten Wochen in Basel.
Der Spass überträgt sich
Da wächst wieder etwas Grosses heran beim FC Basel, und der Spass überträgt sich. Vom Training aufs Spielfeld und von dort auf die Ränge, und in der Tabelle schlägt sich der Spass nach nur drei Runden schon einem veritablen Vorsprung auf die Konkurrenz nieder, auf die Young Boys vor allem, die ein drittes Mal 1:1-Unentschieden spielten und das in St. Gallen diesmal sehr glücklich mit dem Ausgleich kurz vor Schluss.
Adama Traoré: Mit perfekter Schusshaltung vollendet er Delgados Vorarbeit zum spielentscheidenden 2:0. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Und dem FC Sion, dem man zutraut, Basel gefährlich werden können, hat der FC Basel zudem sein wahres, neues Gesicht gezeigt. Die Walliser, mit Ausnahme des gesperrten Xavier Kouassi (für ihn begann Follonier) mit der Cupsieger-Elf, blieben diesmal in Ansätzen stecken, sie spielten je länger desto galliger und traten teils wild um sich. Aber zu einer eindeutigen Torchance kamen sie unter dem Strich nicht. Was für die Basler Defensive um den starken Saison-Debütanten Walter Samuel spricht, der Goalgetter Moussa Kanoté aus dem Spiel nahm.
Ein bisschen Schwärmen erlaubt sich der Trainer
So elektrisierend die Stimmung im Joggeli bei dieser Galavorstellung am Feiertag auch war – Urs Fischer will der Momentaufnahme noch nichts beimessen. Als er die ersten Fernseh-Kommentare hörte, war er irritiert: «Da bekommt man ja das Gefühl, dass die Meisterschaft schon entschieden sei.» Er kann das amüsiert zur Kenntnis nehmen und die Parole ausgeben: «Schön auf dem Boden bleiben.»
Aber Fischer spürt natürlich, welches Potenzial er da zur Verfügung hat. Und deshalb erlaubt er sich schon, ein bisschen zu schwärmen. Vom herrschenden Teamgeist, von der schnellen Integration der neuen Spieler, von Matias Delgado («Er hat wirklich einen sehr guten Match gemacht») und vom Hunger der Mannschaft, den siebten Titel zu holen.
«Da haben viele Leute einen sehr guten Job gemacht», sagt Fischer, und zwar, bevor er als neuer Trainer kam. «Das», betont er, «kann man ruhig erwähnen.»
Das Aufwärmprogramm:
» Eine Gelegenheit zur Revanche und andere Glücksgefühle – der FCB vor dem Spiel gegen Sion
» «Wir wissen, dass es möglich ist, Basel in Basel zu schlagen» – Sion-Trainer Didier Tholot und die in der Meisterschaft seit 18 Jahren anhaltende Sieglosigkeit in Basel