Der FCB trotzt ukrainischem Sturm und Schweizer Schnee

Der FC Basel hat einen Fuss in der Tür zu den Achtelfinals der Europa League. Mit 2:0 (1:0) bezwingen die Basler die 100-Millionen-Franken-Mannschaft von Dnipro Dnipropetrovsk. Die Tore erzielen Valentin Stocker und Marco Streller. Das Rückspiel ist Donnerstag in einer Woche in der Ukraine.

Vollstrecker: Valentin Stocker überwindet Dnipro-Keeper Jan Lastuvka zum 1:0. Rechts Vorlagengeber Cabral. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Der FC Basel hat einen Fuss in der Tür zu den Achtelfinals der Europa League. Mit 2:0 (1:0) bezwingen die Basler die 100-Millionen-Franken-Mannschaft von Dnipro Dnipropetrovsk. Die Tore erzielen Valentin Stocker und Marco Streller. Das Rückspiel ist Donnerstag in einer Woche in der Ukraine.

Es ist Zeit, mit einem Vorurteil aufzuräumen. Mit der Vorstellung, dass Mannschaften aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion im Winter sowieso immer bei Schnee und Eis spielen und trainieren und deswegen geradezu froh sind, wenn sie beim Einmarsch in ein Stadion den eigenen Odem sehen.

Stimmen zum Spiel

Marco Streller: «Das 2:0 ist ein Wunschresultat. Wir sind effizient, ja, aber wir lassen auch sehr wenig zu. Wir haben jetzt in sieben Heimspielen unter Murat kein Tor kassiert. Das ist grossartig. Das gab es, glaube ich, noch nie.»

Valentin Stocker: «Wir haben das Optimum herausgeholt. Wir stehen defensiv extrem gut, und wir haben internationale Erfahrung. Das kommt uns zugute. Wir haben nach dem 2:0 nicht mit Biegen und Brechen das dritte Tor gesucht. Wir wissen, was das Ergebnis für die Schweiz bedeutet. Wir sind froh und hoffen, davon profitieren zu können. Wir wissen aber auch, was das Ergebnis für uns für das Rückspiel bedeutet.»

Fabian Schär:
«Wir haben unser Spiel den Platzverhältnissen sehr gut angepasst.»

Bei Dnipro Dnipropetrowsk ist das mit Nachdruck nicht der Fall. Die Mannschaft zieht im Winter jeweils monatelang nach Spanien ins Trainingslager. So hat sie es vor dem Treffen mit dem FC Basel im Hinspiel des Sechzehntelfinals der Europa League getan. So wird sie es vor dem Rückspiel wieder tun. Und das könnte ein Fehler sein.

Ramos: «Dann kam alles anders»

Denn als es am Donnerstag in der eiskalten Basler Nacht immer stärker zu schneien begann, als die Linien bereits einmal mit eilig herbeigeschafften Besen freigewischt worden waren, da gerieten die Pläne der Ukrainer durcheinander. «Es war ein scheussliches Wetter», sagte Dnipro-Trainer Juande Ramos, «ich habe dem Team zur Pause gesagt, es solle unbedingt das wichtige Auswärtstor suchen. Aber dann hat der Schneefall begonnen und alles kam anders, als wir uns das vorgestellt haben.»

Es wäre allerdings etwas zu kurz gegriffen, den Basler 2:0-Sieg nur dem Schnee zuschreiben zu wollen. Der FCB hatte gegen einen zu Beginn sehr stürmischen Gegner mit Leidenschaft dagegen gehalten. Er hatte eine erste Phase des ukrainischen Sturm und Drang abgewehrt. Und er war in jenen wenigen Momenten, in denen er vor dem gegnerischen Tor auftauchte, ohne jeden Zweifel in seinen Aktionen.

So, wie Valentin Stocker in der 23. Minute. Als er zwar erst ein Kopfballduell mit Vitaly Mandziuk verloren zu haben schien, aber dann gleich darauf bereits wieder da war, als sich ihm die Torchance doch noch bot. Mandziuk hatte die Kugel nämlich bloss zu Cabral befreit, zugleich seinen Teamkollegen Ivan Strinic umgeworfen und stand dann ziemlich orientierungslos in der Gegend, als Stocker aus nächster Nähe einschieben konnte.

Yakins Lob für den Gegner

Es war die Szene, die eine bis dahin ausgeglichene Partie auf die Seite des FCB kippen liess. «Wir mussten danach alles nach vorne werfen», haderte Ramos nach dem Schlusspfiff. Das sah in einigen Situationen recht ansehnlich aus, als Dnipro das Potential seines 100-Millionen-Franken-Kaders aufblitzen liess.

«Jeder im Stadion hat gesehen, dass Dnipro eine klasse Mannschaft ist», lobte danach FCB-Trainer Murat Yakin. Was im Umkehrschluss eigentlich ein noch grösseres Lob an sein eigenes Team war. Denn all zu grosse Gefahr konnte Dnipro nicht heraufbeschwören. Die beste Szene der Ukrainer, einen Schuss Roman Zozulyas aus vielleicht vier Metern, entschärfte Yann Sommer mit einer Mischung aus Riesenparade und angeschossen werden kurz vor der Pause.

Die restlichen Angriffsversuche prallten an einer sehr gut organisierten Basler Defensive ab, die Yakin erst eine Stunde vor Anpfiff endgültig eingefuchst hatte. Erst da wusste der FCB-Trainer dank der offiziellen Aufstellung, wie der Gegner zu erwarten war. Nur kurz nach Spielbeginn habe er noch etwas umstellen müssen, erzählte Yakin später, «als wir gesehen haben, wie hoch sie pressen».

Sieben Heimspiele in Serie ohne Gegentor

Es muss für Yakin ein Vergnügen gewesen sein, seiner Mannschaft zuzuschauen. Er, der immer wieder sagt, dass ihn die Bewegung gegen den Ball fast noch mehr fasziniert als Angriffszüge, darf inzwischen auf eine stolze Bilanz blicken. Die letzten sieben Heimspiele unter Yakin hat der FCB zu Null gewonnen. In der Europa League sind es inzwischen vier Partien, in denen die Basler ohne Gegentor geblieben sind.

Und vorne hat der FCB derzeit mit Valentin Stocker und Marco Streller ein Duo, das nicht viele Chancen braucht, um Tore zu erzielen. Eigentlich bloss eine. Bei Streller war es in der 67. Minute soweit, als er einen von – natürlich – Stocker getretenen Eckball mit dem Kopf verwandelte.

Und zumindest in dieser Szene war Ramos’ Katzenjammer über den Schnee verständlich. Strellers Gegenspieler rutschte nämlich im entscheidenden Moment aus und musste den Basler Goalgetter ziehen lassen.

Ein Sieg für die Fussballschweiz

Es war ein Tor, das wohl nicht nur von FCB-Anhängern bejubelt wurde. Mit dem 2:0-Sieg nämlich haben die Basler fast nebenbei auch der restlichen Fussball-Schweiz ein kleines Geschenk zum Valentinstag gemacht. Weil die Schweizer im Uefa-Ranking dank des Sieges auf Rang 13 klettern, kann der Schweizermeister der Saison 2013/14 darauf hoffen, direkt in die Gruppenphase der Champions League zu kommen.

Was der 2:0-Sieg in der Endabrechnung des Duells zwischen dem FCB und Dnipropetrovsk wert sein wird, steht erst in einer Woche fest, wenn die Basler zum Rückspiel anzutreten haben. Die Ukrainer werden dem FCB den Weg in die Achtelfinals nicht kampflos frei geben. Und in Basel werden sich noch einige an ein gewisses Rückspiel im Viertelfinal des Uefa Cup gegen Middlesbrough erinnern. 2006 war es, als der FCB nach einem 2:0-Heimsieg mit einem 1:4 in England noch unterging.

Das ukrainische Selbstverständnis

Wie es um das Selbstverständnis am Dnipro steht, zeigte die Frage eines ukrainischen Medienvertreters an Murat Yakin nach dem Spiel. Ob er überrascht gewesen sei, dass sein Team 2:0 gewonnen habe, wollte der Journalist wissen. Yakins Antwort klang dann tatsächlich etwas überrascht – das wiederum ein Zeichen für das Basler Selbstvertrauen: «Überrascht? Wir haben gegen eine starke Mannschaft stark gespielt und verdient 2:0 gewonnen.»

Gut möglich, dass der FCB deswegen demnächst auf den nächsten Gegner aus Osteuropa treffen wird. Zenit St. Petersburg hat sein Heimspiel im Duell der möglichen FCB-Gegner im Achtelfinal gegen den FC Liverpool ebenfalls 2:0 gewonnen.

Europa League, Sechzehntelfinal, Hinspiel
FC Basel–Dnipro Dnipropetrovsk 2:0 (1:0)
St.-Jakob-Park. – 8314 Zuschauer. – SR Svein Oddvar Moen (Norwegen).

Tore:
23. Stocker 1:0 (Streller verlängert per Kopf einen Einwurf, Stocker verliert zunächst ein Kopfballduell, aber via Cabral landet der Ball doch noch bei Stocker – eine Drehung fünf Meter vor dem Tor und drin).
67. Streller 2:0 (Stocker zirkelt den dritten Corner auf den ersten Pfosten, wo der entgegenlaufende Streller den Ball mit der Stirn in die entfernte Ecke lenkt).

Verwarnungen: 49. Park (Foul), 52. P. Degen (Foul, im Rückspiel gesperrt), 54. Serey Die (Foul), 70. Mazuch (Foul).79. Mandziuk (Foul).

FCB: Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Park; Serey Die, Cabral; D. Degen (68. Salah), F. Frei (78. Elneny), Stocker (88. Zoua); Streller.
Dnipro: Lastuvka; Mandzyuk, Cheberyachko, Mazuch, Strinic; Giuliano, Rotan, Kravchenko (53. Matheus), Konoplyanka; Zozulya (68. Kankava), Kalinic (53. Seleznyov).

Bemerkungen: Basel ohne Bobadilla (verletzt/nicht spielberechtigt) und Alex Frei (krank).

Zu den Details der Sechzehntelfinals

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Europa League
Sechzehntelfinals (Rückspiele: 21. Februar)
FC BASEL Dnipro Dnipropetrowsk 2:0
Bate Borrisow (WRuss) Fenerbahçe 0:0
Inter Mailand CFR Cluj 2:0
Levante UD Olympiacos Piräus 3:0
Zenit St. Petersburg FC Liverpool 2:0
Dynamo Kiew Girondins Bordeaux 1:1
Bayer Leverkusen Benfica Lissabon 0:1
Newcastle United Metalist Charkiw 0:0
VfB Stuttgart KRC Genk 1:1
Atletico Madrid Rubin Kasan 0:2
Ajax Amsterdam Steaua Bukarest 2:0
Anschi Machatschkala Hannover 96 3:1
Sparta Prag Chelsea 0:1
Mönchengladbach Lazio Rom 3:3
Tottenham Hotspur Olympique Lyon 2:1
SSC Napoli Viktoria Pilsen 0:3
Achtelfinals (7. und 14. März)
FC Basel/Dnipro St. Petersburg/Liverpool
Napoli/Pilsen Borissow/Fenerbahçe
Leverkusen/Benfica Kiew/Bordeaux
Anschi/Hannover Newcastle/Charkiw
Stuttgart/Genk Gladbach/Lazio
Tottenham/Lyon Inter/Cluj
Levante/Olympiacos Atletico/Rubin
Ajax/Bukarest Prag/Chelsea

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