Der FCB verliert gegen Arsenal 0:2 und ist damit noch gut bedient

Ohne jede Aussicht auf ein besseres Resultat verliert der FC Basel beim überlegenen Arsenal mit 0:2. Theo Walcott erzielt vor 60’000 Zuschauern beide Tore der Engländer vor der Pause, und nicht nur in diesen Szenen war der Schweizer Meister überfordert.

Ohne jede Aussicht auf ein besseres Resultat verliert der FC Basel beim überlegenen Arsenal mit 0:2. Theo Walcott erzielt vor 60’000 Zuschauern beide Tore der Engländer vor der Pause, und nicht nur in diesen Szenen war der Schweizer Meister überfordert.

Tomas Vaclik hatte am Ende quasi jedes Körperteil eingesetzt, auch jenes, das bei Kontakt mit einem hart getretenen Fussball besonders weh tun kann. Dieses Investment lohnte sich zumindest insofern, als der Torhüter des FC Basel mit mehreren erstklassigen Paraden die Niederlage seiner Mannschaft in London in Grenzen hielt.

Mit dem 0:2 durch die beiden Tore des unwiderstehlichen Theo Walcott hatte Arsenal die Partie früh entschieden. Im Grunde deutete schon nach dem frühen Rückstand nichts mehr darauf hin, dass sich die Engländer die Partie aus den Füssen nehmen lassen würden. Zu überlegen ihre Präsenz auf dem Platz, zu schnell das Direktspiel, als dass der FCB darauf eine Antwort gefunden hätte.

«Da war Top-Top-Qualität in der ersten Halbzeit, auch wenn wir das dritte Tor nicht gemacht haben», sagte Arsène Wenger nach der Partie. Der Arsenal-Trainer, aktuell mal wieder Englands Wunschkandidat als Nationalcoach, war dennoch hochzufrieden mit seinem Team: «Das macht Appetit auf mehr.»

Unter dem Strich überfordert

Das kann man so vom FC Basel nicht behaupten. Die Umstellung auf eine Fünferabwehr mit Taulant Xhaka im Zentrum neben Marek Suchy und Eder Balanta, mit Michael Lang und Adama Traoré auf den Seiten, davor Luca Zuffi, Alexander Fransson und Birkir Bjarnason – das sah zwar auf dem Papier wie ein kleines Bollwerk aus, aber es hielt keine sieben Minuten.

In Klammern: Werte der 1. Halbzeit
Die Fakten zu Arsenal–FC Basel 2:0
  Arsenal Basel
Ballbesitz 60 (59) 40 (41)
Pässe gespielt/angekommen 713 / 623 377 / 291
Passquote 87 % 77 %
gelaufene Meter der Teams 104,4 km 108,0 km
Schüsse 17 (12) 7 (5)
Schüsse auf das Tor 7 3
Eckbälle 8 7
Fouls 3 12
Abseits 6 2
Balleroberungen 41 41

Dann kam Theo Walcott angerauscht und wuchtete die Massflanke von Alexis Sanchez zwischen den lauwarm verteidigenden Xhaka und Traoré mit dem Kopf ins Netz. Danach hatte der FCB eine bessere Phase, kam zu einigen Eckstössen und einem Kopfball von Suchy.

Doch als Arsenal das Tempo wieder verschärfte, seinen Hochgeschwindkeitsfussball mit sehenswerter Präzision vortrug, war der Schweizer Meister schlicht überfordert. Namentlich die linke Basler Flanke war das Einfallstor für den ständig vorstossenden Aussenverteidiger Hector Bellerin, für Walcott und Alexis Sanchez, der dem englischen Nationalspieler mit einem Doppelpass in der 26. Minute den zweiten Treffer vorbereitete.

Die Mannschaft kann sich bei Vaclik bedanken

Nicht, das Michael Lang auf der anderen Seite nicht auch seine liebe Mühe bekundete – aber im linken Korridor funktionierten Traoré und Balanta nicht, rückte der eine zu weit ein, statt den Verbund in die Breite zu ziehen, rückte der andere zu weit nach hinten auf eine Linie und machte es Arsenal noch einfacher, die Bälle ohne grossen Druck auf den Ballführenden durch die Schnittstellen zu spielen.



epa05560783 Basel's goalkeeper Tomas Vaclik (L) saves a shot from Alexis Sanchez (R) of Arsenal during the UEFA Champions League group A soccer match between Arsenal FC and FC Basel in London, Britain, 28 September 2016. EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Immer wieder Tomas Vaclik: Hier wehrt er grandios gegen Alexis Sanchez (rechts) ab. (Bild: Keystone/FACUNDO ARRIZABALAGA)

Bei ihrem Schlussmann Tomas Vaclik konnte sich die Mannschaft bedanken, nicht schon zur Pause weit höher zurückzuliegen. Aussichtslos war das Unterfangen, den Überraschungen gegen englische Teams der vergangenen Jahre eine weitere hinzuzufügen, ohnehin längst. Und mit dem 0:2 ist der FCB gut bedient. «Das können wir nicht schönreden, man hat einfach den Klassenunterschied gesehen», räumt Taulant Xhaka ein.

Fischer verteidigt das System 

Seine Systemumstellung verteidigt Urs Fischer. «Wir waren der Überzeugung, dass es das richtige System gegen Arsenal ist. Solange wir nach vorne verteidigt haben, hat das phasenweise auch gegriffen. Aber dann hat der Mut und die Überzeugung gefehlt. Dann lädt man den Gegner ein, und dann wird es gegen dieses Arsenal mit seinem Tempo gefährlich.»



Britain Soccer Football - Arsenal v FC Basel - UEFA Champions League Group Stage - Group A - Emirates Stadium, London, England - 28/9/16 FC Basel coach Urs Fischer Action Images via Reuters / Andrew Couldridge Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Sah seine Mannschaft an Grenzen stossen, aber nicht nur Schlechtes von ihr: FCB-Trainer Urs Fischer im Emirates Stadion. (Bild: Reuters/Andrew Couldridge)

Weil Arsenal es versäumte, den dritten Treffer zu machen, sich vor allem Sanchez als Sünder im Abschluss hervortat und an Vaclik verzweifelte, hatte der FCB nach einer Stunde und mit der Einwechslung des emsigen Andraz Sporar für den völlig wirkungslosen Seydou Dombia plötzlich mehrere Chancen innert fünf Minuten.

Lang und Bjarnason spielten sich einmal schön durch, und Bjarnason scheiterte zweimal mit seinen Schüssen. Dazu kam in der 88. Minute eine Möglichkeit für Sporar aus klarer, nicht geahndeter Abseitsposition, wovon der Slowene so überrascht schien, dass er keinen vernünftigen Abschluss hinbekam.

Mehr wie dieser Hauch an Offensive lag aber nicht drin. Arsenal verwaltete das 2:0 und brauchte dafür nicht einmal einen besonders auffälligen Granit Xhaka. Mohamed Elneny, der zweite Ex-Basler in Reihen der Londoner, wurde in der 70. Minute eingewechselt, trat aber auch nicht mehr gross in Erscheinung.

«Jedes Glied dieser Arsenal-Mannschaft ist ein kleiner Weltstar», sagte FCB-Präsident Bernhard Heusler, beeindruckt von der «unheimlichen Qualität» des Gegners, dem Tempo und der Präzision im Spiel. Der eigenen Mannschaft schenkte er Milde: «Sie hat ihr Bestes gegeben.»

«Haben unsere Grenzen gesehen»

Weil Paris St-Germain die Aufgabe bei Ludogorets Razgrad mit einem 3:1-Sieg gelöst hat, rangiert der FCB nach zwei Spielen auf dem letzten Platz, und der Weg führt ihn als nächstes in die französische Hauptstadt. «Wir haben in gewissen Phasen unsere Grenzen gesehen», sagt Urs Fischer, «wichtig ist, dass wir aus dem Spiel gegen Arsenal unsere Lehren ziehen. Uns fehlen Punkte, und jetzt müssen wir versuchen, das in Paris zu ändern.»

Das dürfte ein nicht weniger schwieriges Unterfangen werden als in London.

 

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