Der FCB vor dem Rückrundenstart: Torjäger-Analyse, Trainer-Check, Umschalt-Test und noch mehr

Wie schnell funktioniert der Umschalter des FC Basel? Welcher Basler Torjäger hat seinen rechten Fuss in der Vorrunde nur gebraucht, um das Gleichgewicht zu halten? Und wie gut ist dieser Paulo Sousa eigentlich im rotblauen Trainervergleich?

FCB vor Rückrunde 2014/15, Statistikbild. (Bild: AP/fra)

Wie schnell funktioniert der Umschalter des FC Basel? Welcher Basler Torjäger hat seinen rechten Fuss in der Vorrunde nur gebraucht, um das Gleichgewicht zu halten? Und wie gut ist dieser Paulo Sousa eigentlich im rotblauen Trainervergleich?

Bald beginnt für den FC Basel mit dem Auswärtsspiel bei den Grasshoppers die zweite Halbzeit der laufenden Saison. Da blicken wir schnell zurück auf die Herbstrunde und dröseln ein paar Statistiken auf, die wir in den Untiefen unserer Datenbank ausgegraben haben. Wie schiessen die Basler ihre Tore? Ist Paulo Sousa besser als Christian Gross? Was macht Marco Streller eigentlich mit seinem rechten Fuss? Und wie wichtig sind Standardsituationen für diese Basler wirklich?

Der Trainer-Check

Sicher, ganz ohne mediale Störgeräusche ist Paulo Sousas Start beim FCB nicht über die Bühne gegangen. Und auch in der Mannschaft murrte der eine oder andere über lange Anwesenheitspflichten, Schlafüberwachung und manchmal schulmeisterlich anmutende Ansprachen. Doch das alles hat sich spätestens mit den starken Resultaten gegen Ende des Herbstes erledigt.

Der Blick auf die Statistik beweist: Sousa hat das beste erste Halbjahr aller FCB-Trainer seit der Inauguration von Christian Gross im Sommer 1999 hingelegt. Nur Heiko Vogel hat in seiner ersten kompletten Saisonhälfte als Cheftrainer im Schnitt fast so viele Punkte gewonnen wie der Portugiese. Mit Vogel schoss der FCB gar gleich viele Tore wie mit Sousa – und das bei zwei Spielen weniger (Xamax-Konkurs sei Dank). Unter Murat Yakin war der FCB defensiv stärker, dafür weist Sousas Team die bessere Tordifferenz aus.

Streller links, Embolo rechts, Gashi so, wie es halt grad kommt

30 der 58 Basler Tore im Herbst gingen auf das Konto der Herren Shkelzen Gashi (13), Breel Embolo (11) und Marco Streller (6). Wir haben mal geschaut, wie genau die drei Basler ihre Tore erzielen und stellen fest: Marco Streller hat sein rechtes Bein bloss gebraucht, um beim Torjubel nicht umzukippen. Alle sechs Tore mit links – und auch mit dem Kopf hat es bislang in dieser Saison noch nicht geklappt. Aber das kommt sicher noch.

Nicht ganz so einseitig, aber immer noch recht deutlich geht es bei Youngster Embolo zu und her, der eine gewisse Rechtslastigkeit nicht verhehlen kann. Und Topskorer Gashi? Der trifft, wie es sich für einen Vollblutstürmer gehört: Einfach so, wie ihm der Ball gerade vor die Füsse beziehungsweise auf den Kopf fällt.



Die Tore der drei Basler Topskorer nach Extremität. Breel Embolo, Shkelzen Gashi, Marco Streller (v.l.).

Die Tore der drei Basler Topskorer nach Extremität. Breel Embolo, Shkelzen Gashi, Marco Streller (v.l.). (Bild: Keystone/Grafik Raz)

Der versteckte Anteil an den Basler Toren

Kommen wir von den offensichtlichen Anteilen am Torerfolg zu den versteckteren Beiträgen an rotblauem Jubel. Schliesslich braucht es vor jedem Tor meistens nicht bloss einen Assistgeber und einen Torschützen. Sondern auch noch jemanden, der den Ball vom Gegner gewinnt, jemanden, der das Spiel auslöst und einen, der den künftigen Assistgeber auf dem Flügel bedient.

Wir haben geschaut, welche Spieler bei den meisten FCB-Toren ihre Füsse im Spiel hatten – und dabei nicht bloss Tore und Assists gezählt. Grundlage sind unsere Daten, die wir auf www.rotblaulive.ch erheben.

Topskorer Gashi kann sich auch hier an der Spitze halten. Aber die Plätze zwei und drei bieten doch eine gewisse Überraschung: Da schieben sich Derlis Gonzalez und Matias Delgado auf die Ränge zwei und drei. Neben ihren jeweils zehn Skorerpunkten leistete Gonzalez zusätzlich bei acht weiteren Toren Vorarbeit, Delgado bei sieben.

Und auch auf den hinteren Rängen der Basler Top 11 gibt es durchaus Erstaunliches zu sehen. Der Wert des eben nach Hamburg abgewanderten Marcelo Diaz etwa lässt sich kaum in Toren (1) und Assists (0) messen. Dass der Chilene aber an acht weiteren Treffern mitbeteiligt war, zeigt, wie wichtig er für eine Mannschaft sein kann.

Ebenfalls auffällig: Behrang Safari mag kaum Assists schlagen (1). Und doch hatte er insgesamt an acht Toren seinen Anteil, womit er den offensiven Rechtsverteidiger Philipp Degen (4 Assists/3 weitere Beteiligungen) aus den Top 11 verdrängt. Das spricht für Safaris Qualitäten in der Spielauslösung – und kann erklären, warum der Schwede von Trainer Sousa vom Aussen- zum Innenverteidiger umfunktioniert worden ist.

Standards werden immer wichtiger? Es geht so

Es galt mal beim FCB die absolute Wahrheit, dass «Standards immer wichtiger werden» (C.G. aus H.). Diese Gewissheit ist inzwischen etwas ins Wanken geraten. Acht Standard-Tore hat der FCB unter Sousa in drei Wettbewerben zusammengerechnet erzielt, das ist nicht sonderlich beeindruckend. Immerhin, sechs Corner fanden früher oder später den Weg ins Tor. Ansonsten ist eher dunkle Nacht (1 direkter, 1 indirekter Freistoss).

Macht aber nichts, bei der spielerischen Klasse, die der FCB entwickelt, wenn der Ball rollt. 50 Tore aus dem Spiel heraus – das spricht für die offensive Durchschlagskraft der Basler.

Die Standards der Gegner

Prozentual sind die Gegner nach ruhenden Bällen um einiges gefährlicher als die Basler. 37 Prozent der Gegentore hat sich der FCB nach Standardsituationen eingefangen. Wobei von diesen insgesamt 10 Gegentreffern gleich vier auf Elfmeter fallen, die nach dem Pfiff jeweils eher schwierig zu verteidigen sind. Des Weiteren gab es zwei Treffer nach Eckbällen, einen nach einem indirekten Freistoss – und gleich drei nach direkten Freistössen: Chermiti, Dingsdag (aus circa 40 Metern …) und Gerrard.

Negativ gesagt: Der FCB muss bei Standards noch konzentrierter auftreten. Positiv formuliert: Der FCB steht defensiv so solide, dass der Gegner auf ruhende Bälle angewiesen ist, um Torgefahr zu erzeugen.

Was uns auch noch aufgefallen ist: Bloss ein Tor konnten die FCB-Gegner bislang per Kopf erzielen. Das beweist entweder, dass die Flanken heute nicht mehr «wie Schüsse kommen» (P.Z. aus F.), wie das in Basel auch mal der Fall war. Oder es zeigt, dass Goalie Tomas Vaclik und die Innenverteidiger den Luftraum im Basler Sechzehner beherrschen.

Wird der FCB unter Sousa zur eierlegenden Wollmilchsau?

Wirklich recht kann es ein FCB-Trainer der rotblauen Anhängerschaft und uns Journalisten ja fast nicht machen. Hält die Mannschaft den Ball in den eigenen Reihen und wartet geduldig auf den Fehler des Gegners, ruft sicher irgendwann jemand: «Langweilig!» Setzt der Coach auf schnelle Konter und schlägt damit zum Beispiel Chelsea, dann hat er kein offensives Konzept.

In dieser Saison hat der FCB bislang 50 Tore aus dem Spiel heraus erzielt. Meist gelingt ihm der Treffer nach längerem Ballbesitz, was natürlich auch durch die tendenziell defensivere Spielweise der Gegner in der heimischen Liga bedingt ist. Doch die Basler können auch anders. Wenn sich die Gelegenheit nach hohem Pressing bietet, schaltet der FCB blitzschnell um. Immerhin fast jedes fünfte Tor aus dem Spiel heraus fiel unmittelbar nach einem Ballverlust des Gegners.

Vielleicht, vielleicht also wird der FCB unter Sousa tatsächlich zur eierlegenden Wollmilchsau. Eine Sau sozusagen, die geduldig spielen und schnell umschalten kann.

Na, welcher Körperteil darf es denn sein?

Ganz zum Schluss noch die Auflistung, mit welchen Extremitäten die FCB-Spieler insgesamt treffen. Es gilt: rechts vor links vor Kopf.

Es ist Ihnen egal, wie die Basler treffen, Hauptsache drin? Auch okay. Das war sowieso die letzte Statistik für heute.

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