Am ersten Tag seiner Rückkehr zum FC Basel spricht Zdravko Kuzmanovic über die Auslandsjahre, den Druck in Mailand, seine Stabilität im Leben und auf dem Platz – und über Wechsel zu Stoke City.
Nach acht Auslandjahren ist Zdravko Kuzmanovic zurück beim FC Basel.
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)Beim FCB nimmt er nicht das finanziell lukrativste Angebot an, sondern das «wichtigste».
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)Er brauche eine Woche, um wirklich bereit für den Fussball beim FCB zu sein. Die rechte Hand ist nach einem dreifachen Bruch noch immer eingebunden.
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)Mit 19 Jahren hatte Kuzmanovic den FCB in Richtung Florenz verlassen. Bereits zu seiner Zeit beim VfB Stuttgart habe ihn Basel zurückhaben wollen.
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Kuzmanovic soll die Lücke schliessen, die Fabian Freis Abgang zu Mainz hinterlassen hat.
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)Erste Einheiten mit dem Team für Kuzmanovic im Trainingslager des FC Basel. Gemeinsam mit Matias Delgado, Daniel Hoegh, Neftali Manzambi und Marc Janko (von links).
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)«Mehr Druck als in Mailand gibt es nicht.»
(Bild: Andy Mueller/freshfocus)Ein Farbtupfer ist, wer schwarze Schuhe trägt. Zumindest in einer Fussballmannschaft. Zdravko Kuzmanovic schnürt auf dem Trainingsplatz in Rottach-Egern sein schwarzes Arbeitsgerät, und die Szene erinnert an Matias Delgado, der vermutlich als letzter beim Schweizer Meister komplett schwarze Schuhe trug.
Wie der Argentinier, und damit zur entscheidenden Parallele, ist auch Kuzmanovic zum FC Basel zurückgekehrt. Weil er auf sein Herz gehört habe.
«Ich liebe diesen Verein», sagt der 27-Jährige zu den Beweggründen, im besten Sportleralter die grosse Fussballwelt in Mailand zu verlassen, um in Basel «glücklich zu sein» und «für immer dort zu bleiben».
Ein Wechsel nach England kam nicht in Frage
Offerten aus grösseren Ligen lehnte er ab. Aus dem einfachen Grund, dass Basel ihm das «wichtigste Angebot» gemacht habe. Finanziell hätte er mehr Profit schlagen können, aber für ihn gelte inzwischen ohnehin das, was Marco Streller kurz vor dem Ende seiner Karriere sagte: «Wenn ich es nicht ganz dumm anstelle, dann glaube ich, dass ich ausgesorgt habe im Leben.»
«Mehr Druck als in Mailand gibt es nicht.» Zdravko Kuzmanovic mit seinem neuen Trainer Urs Fischer. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Das Geld stand bei der Rückkehr nach Basel also nicht an erster Stelle, sondern vielmehr das Umfeld oder der Umzug in sein Haus in Augst, das er bereits als 19-Jähriger, zu seiner ersten Zeit beim FCB, gekauft hatte. Zudem «wollte ich nicht einfach nach England zu einem Mittelfeldclub wechseln».
Stoke City: «Das würde ich nie im Leben machen»
Den im Raum stehenden Transfer Xherdan Shaqiris zu Stoke City, dem Neunten der abgelaufenen Premier League, kommentiert Kuzmanovic entsprechend deutlich: «Das würde ich nie im Leben machen.»
Vielmehr hat er sich in seiner Karriere für die namhaften Adressen in Florenz, Stuttgart und zuletzt in Mailand entschieden. All diese Jahre, er «wollte sie unbedingt erleben». Auch deshalb kehrt Kuzmanovic jetzt zurück, und nicht schon vor Jahren, denn der FCB habe ihn bereits aus Stuttgart wieder zurückholen wollen.
Bei Inter hat er nun die letzten zwei Jahre verbracht und er sagt mit der Erfahrung aus acht Saisons in der Bundesliga und der Serie A: «Mehr Druck als in Mailand gibt es nicht.»
Der einst teuerste U21-Nationalspieler ist zurück
Er sagt es, hat man den Eindruck: erleichtert, im Schatten eines Baumes, umringt von gerade mal einer Handvoll Presseleuten. Kuzmanovic, einst in einem grossen Poker als teuerster U21-Nationalspieler vom FC Basel zur ACF Fiorentina gewechselt, tritt in eine neue alte Welt ein, eine «beschaulichere», in der er mit seiner Familie in grösserer Ruhe leben wird als in Mailand.
Urs Fischer sagt, Zdravko Kuzmanovic müsse noch nicht in zwei Tagen bereit sein. Für die Aufarbeitung der Fitness brauche er eine Woche, sagt der serbische Nationalspieler. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Mit weniger Druck, wie er impliziert, wenngleich nicht frei von Erwartungen: Er wird beim FCB ein Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld werden müssen. Ob er diese Rolle einnehmen kann, daran wird der 51-fache serbische Nationalspieler in naher Zukunft gemessen.
Die fussballerischen Fähigkeiten dafür hat er zweifellos. Er sei selbstbewusster geworden in seinen Auslandjahren, reifer und stabiler, nicht nur als Mensch, sondern auch auf dem Feld. Dank dieser Entwicklung fühlt sich Kuzmanovic befähigt, «den Jungen zu helfen und für sie immer ansprechbar zu sein».
Erster Ansprechpartner in einem 4-3-3 oder 4-2-3-1
Für Trainer Urs Fischer wird er zu einem der ersten Ansprechpartner auf dem Feld werden und die Lücke schliessen, die Fabian Frei mit seinem Wechsel nach Mainz hinterlässt. Als Atout nennt Kuzmanovic seine Passstärke und er könne in einem 4-3-3- oder einem 4-2-3-1-System spielen, das beim FCB unter Fischer die Grundformation werden dürfte.
Erst am Mittwochabend angereist, kommt für Kuzmanovic das Testspiel am Freitag gegen 1860 München zu früh. «Ich brauche eine Woche», sagt er und Fischer versichert ihm: «Du musst nicht innert zwei Tagen bereit sein.»
Irgendwann wird Kuzmanovics Physis das gewünschte Level erreichen, und irgendwann wird er nach dem dreifachen Bruch auch wieder ohne Bandagen an der Hand spielen können.
Danach liegt es an ihm, die grossen Erwartungen zu erfüllen. Und mehr zu sein als der Farbtupfer in der Schuhkiste.
Die Schuhe von Zdravko Kuzmanovic und von dem Spieler, der bei seiner Rückkehr zum FCB auch Schwarz trug, Matias Delgado. (Bild: Andy Mueller/Freshfocus)
Vorbereitung FC Basel, Saison 2015/2016
Trainingslager
Rottach-Egern: 27.6. bis 4.7.
Crans-Montana: 7.7. bis 11.7.
Testspiele
Samstag, 27.6. (14.30 Uhr), Sportanlage Waldäcker, Herzogenbuchsee: FC Basel–SC Austria Lustenau 4:1 (3:1)
Freitag, 3.7. (18 Uhr), Isarau-Stadion, Gerietsried: FC Basel–TSV 1860 München
Donnerstag, 9.7. (19 Uhr), Stade du Christ-Roi, Lens: FC Basel–FC Shakhtar Donetsk
Samstag, 11.7. (17 Uhr), Solothurn: FC Basel–PSV Eindhoven
Mittwoch, 15.7. (20 Uhr), St.Jakob-Park, Basel: FC Basel–Bayer 04 Leverkusen