Der Golf-Opa hat es noch immer drauf

Er ist 57 Jahre alt und startet zum 30. Mal an den British Open, dem ältesten Golf-Turnier der Welt: Bernhard Langer – ein unermüdlicher Arbeiter.

Bernhard Langer hits out of a bunker on the fifth hole during the second round of the U.S. Senior Open golf tournament at Del Paso Country Club on Friday, June 26, 2015, in Sacramento, Calif. (Randy Pench/The Sacramento Bee via AP)

(Bild: Keystone/RANDY PENCH)

Er ist 57 Jahre alt und startet zum 30. Mal an den British Open, dem ältesten Golf-Turnier der Welt: Bernhard Langer – ein unermüdlicher Arbeiter.

1976; das ist das Jahr, in dem Ulrike Meinhof noch lebte, der Erdnussfarmer Jimmy Carter zum US-Präsidenten gewählt wurde und der Fussballer Ulrich Hoeness den Elfmeterball beim EM-Finale im Belgrader Abendhimmel versenkte. Star Wars war noch Zukunftsmusik, Boris Becker besuchte die Grundschule. Und ein blondgelockter Achtzehnjähriger namens Bernhard Langer hatte begonnen, als Profi Golfbälle über grüne Wiesen zu schlagen.

Und Bernhard Langer tut das bis heute, unablässig, unermüdlich, erfolgreich. Ab Donnerstag startet der fast 58-Jährige zum 30. Mal bei den British Open, dem ältesten Golfturnier der Welt.

Unablässiges Training – noch heute

Langer, geboren im bayerischen Anhausen, seit Jahrzehnten in Florida daheim, ist ein Phänomen. Er scheint, abgesehen vom wachsenden Faltennetz im Gesicht, nicht zu altern. Er hält mit Burschen mit, die Dekaden jünger sind. «Ich bin Perfektionist», sagt er über seine eiserne Disziplin. Langer trainiert unablässig – neben dem Golfschwung in all seinen Nuancen vor allem seinen Körper. Zwei Stunden Fitnessstudio jeden Tag, stretching, dehning, spinning, joggen am Atlanktikstrand. Selbst im Schlafzimmer seiner Villa in Boca Raton stehen Wackel-Kissen und andere Übungsgeräte.

Gesundheit und genetisches Glück kommen hinzu – und vielleicht auch sein gottesfürchtiges Leben: Langer, seit Jahrzehnten bei den Evangelikalen aktiv, liest täglich die Bibel und sieht sich als Randfigur des Daseins: «Gott ist immer der Mittelpunkt.»

Bernhard Langer of Germany pumps his fist after a birdie on the 16th hole during the first round of the PGA Championship at Wentworth in Virginia Water, England Friday May 23, 1997. (AP Photo/Lynne Sladky)

Yes! Bernhard Langer freut sich über einen Birdie am PGA-Championship in England, 23. Mai 1997. (Bild: Keystone/LYNNE SLADKY)

Seit 2008 spielt er auf der US-Seniorentour (ab 50), wo er allmählich auch schon zu den Älteren zählt und dennoch Titel sammelt wie kein Zweiter und Rekord um Rekord bricht. Die Schläger weglegen will er erst, wenn Gesundheit, Spass und Erfolg nicht mehr zusammenpassen. «Oder wenn Gott mir sagt, ich soll etwas anderes tun als Golf spielen.»

Bislang schweigt der Allmächtige. Noch vor drei Wochen gelang Langer in Boston wieder ein Start-Ziel-Sieg. Die Players Championship waren sein 97. Profititel insgesamt, sein 5. Major-Erfolg bei den Senioren. «Das war eine magische Woche», sagte er. Die Kollegen nennen ihn «Mr. Consistancy» (den Beständigen), Sports Illustrated ernannte den Asketen aus Germany ehrfurchtsvoll zum «Master-Swinger».

Bernhard Langer, of Germany, holds the trophy after winning the Senior Players Championship golf tournament in Belmont, Mass., Sunday, June 14, 2015. (AP Photo/Michael Dwyer)

Bernhard Langer mit der Trophäe des Senior Cups, Juni 2014. (Bild: Keystone/MICHAEL DWYER)

Zweimal hat Langer die Masters gewonnen (das erste Mal 1985, kurz vor Beckers Wimbledon-Premiere). Zehnmal spielte er im europäischen Ryder Cup Team gegen die USA (sechs Siege mit überragender Einzelbilanz). Mit Langer als Captain gelang 2004 der höchste Auswärtssieg der Geschichte: 18,5:9,5.

Beim giftigen Kontinentalduell erlebte Langer auch sein Karriere-Drama: 1991 auf Kiawah Island schob er aus gut einem Meter Entfernung den potenziellen Siegputt vorbei; die Gastgeber staubten den Cup noch ab. Und Langer gehörte, bei allem Gottesglauben und Gutmenschentum, zu jenen Profis, die sich in den 1980er-Jahren von den Rassisten in Südafrika für viel Geld zu Turnieren ans Kap locken liessen (wo er in Sun City gleich gewann).

Langer schlägt nicht mehr ganz so weit wie die jungen Haudraufs oder er selbst vor 30 Jahren. Das gleicht er durch Bestwerte im Putten und bei den Annäherungsschlägen aus. Langer ist ein Präzisions- und Konzentrationswunder. Sechsmal in den vergangenen sieben Jahren gewann er die US-Geldrangliste Ü50 und stellte im Vorjahr mit gut drei Millionen Dollar Preisgeld einen Rekord auf. «2014 war eines meiner besten Jahre überhaupt», sagt er und meint nicht das Geld, sondern seinen Schwung, sein Körpergefühl. «Ich will immer besser werden, das gilt auch im höheren Alter.»

 

Der US-Neuropsychologe Fran Pirozzollo, seit Jahrzehnten ein Star in der Profibranche, ist sein Mentalberater. «Ich werde oft gefragt», sagte er neulich dem Golf-Magazin, «wer der härteste und zielstrebigste unter den Athleten ist, die ich betreue oder betreut habe. Die meisten erwarten den Namen Evander Holyfield. Tatsächlich aber ist es Bernhard, und das mit grossem Abstand.»

Jetzt also Royal St. Andrews, hoch oben in Schottland. Qualifiziert hat sich Langer als Gewinner der Senior-Open 2014. Auf das Turnier freue er sich besonders, sagt er – wegen des besonderen das St. Andrews an sich hat, der Platz nicht ganz so lang ist – und weil es seine letzten Open sein könnten, zumindest an dieser ruhmreichsten Adresse im Weltgolf (immerhin soll hier der Sport erfunden worden sein, auch wenn die Historiker sich darüber streiten).

Zweimal war Bernhard Langer Zweiter bei «The Open». Mithalten mit den Jungen kann er immer noch: 2013 lag er bei den Masters in Augusta am Schlusstag zeitweilig auf Siegeskurs. Nun trifft er auf eine Liste namenhafter Gegner, jedoch nicht auf Vorjahressieger Rory McIlroy. Der Nordire verletzte sich bei einem «Fussballmätschli».

Langer wird das nicht stören. Die ehrwürdigen Veranstalter schreiben auf der Website, Langer sei seit 1972 als Profi unterwegs. Mit 14 angefangen? – Sorry, das schaffte selbst der junge Bernhard nicht.

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Die BBC über den Mythos St. Andrews:

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