Leicht verschlankt, aber mit immensem Vorsprung geht der FC Basel in zweite Saisonhälfte. Trainer Urs Fischer mahnt die Nachwuchsspieler zu Geduld, und die Clubführung um Präsident Heusler macht sich Gedanken um ihre Zukunft.
Am vergangenen Montag gab es für den FC Basel zur Abwechslung mal nichts zu erben. Bei der Preisverleihung der Swiss Football League in Luzern gingen die Auszeichnungen nach Bern und Zürich oder in die Romandie. FCB-Goalie Tomas Vaclik und seine Teamkumpanen Michael Lang, Marek Suchy und Matias Delgado wurden zwar von den Profikollegen und Journalisten in die «Golden 11» gewählt, aber die Würdigungen mit einem gewissen Renommee gingen am Meister vorbei.
Darüber muss man sich aus FCB-Sicht nicht weiter grämen. Guillaume Hoarau («Best Player») ist eine ebenso prägende Figur bei YB wie sie der ebenfalls nominierte Delgado in Basel ist, und Fabio Celestini («Best Coach») hat Spuren hinterlassen als derjenige, der Lausanne mit erfrischendem Fussball zurück in die oberste Liga geführt hat. Und man muss eine solche Award Night auch nicht zu hoch hängen.
Im Fall von Urs Fischer darf man sich aber schon fragen, was man mehr tun kann als eine Mannschaft über ein komplettes Jahr hinweg auf Platz 1 zu coachen, 36 Runden lang, erstmals einen Meistertitel zu feiern und den nächsten fast schon im Sack zu haben. Vor zwei Jahren wurde Fischer noch als Büezer beim FC Thun gefeiert und zum Trainer des Jahres gewählt.
(Bild: Screenshot transfermarkt.ch)
Vermutlich mag man dem FC Basel einfach nicht mehr alles gönnen. Jedenfalls hat sich eine eigenartige Dynamik in Gang gesetzt in Basel und in der Fussball-Schweiz. Da könnte Fischer auch kopfstehen und seine Spieler auf dem Platz Purzelbäume schlagen lassen – den Überdruss und das latente Gemäkel am Serienmeister und an seinem Cheftrainer scheint man nicht mehr einfangen zu können.
Zwei Abgänge, aber kein Fachkräftemangel
Einzuholen ist Fischers Mannschaft in der Super League auch in dieser Saison eigentlich nicht mehr. Mit zwölf Punkten Vorsprung müsste der FCB schon eine Niederlagenserie ohne Vergleich hinlegen. Oder es tut sich auf den Trainingsfeldern in der Brüglinger Ebene ein Schlund auf und verschlingt die halbe Mannschaft. Am besten mitsamt Trainer – werden sich zumindest einige in Basel wünschen.
Dieser Urs Fischer wird jedenfalls mit einer leicht verschlankten Mannschaft am Samstag im ersten Heimspiel gegen den FC Lugano die Meisterschaft fortsetzen. Birkir Bjarnason lässt seine Haare nun in England wehen, wird – zumindest in der Form der ersten Saison in Basel – als «sehr intelligenter Spieler» (Fischer) fehlen, hat aber bei rund einer Million, die der FCB beim Kauf bezahlte und den umgerechnet rund drei Millionen Franken, die nun von Aston Villa hereinfliessen, unter dem Strich ein schönes Transferplus ergeben. Und bei Aston Villa, eine Stufe unter der Premier League, hat der Isländer einen Vertrag, von dem er in der Schweiz nur hätte träumen können.
Eher unter Ballast abwerfen fällt die Leihgabe von Jean-Paul Boëtius, der das nächste halbe Jahr beim Europa-League-Sechzehntelfinalisten Genk ist. Der Niederländer hat in Basel den Durchbruch nicht geschafft. Dafür werden jetzt andere Vorfahrt erhalten. Mohamed Elyounoussi sowieso. Der Norweger hat sich in der Vorbereitung in prächtiger Spiellaune präsentiert. Dazu kommen als Flügelspieler Kevin Bua und Dereck Kutesa hinzu. Von Fachkräftemangel auf diesen Positionen kann also keine Rede sein.
Einer Grundsatzdiskussion hat Heusler im Juni vorigen Jahres bereits den Boden bereitet. Damals legte die Clubführung, die identisch ist mit dem Verwaltungsrat der FC Basel AG und der Holding AG, das Gewicht ihres Stimmrechts über 75 Prozent der AG-Anteile zurück in die Hände des Vereins und seiner Mitglieder mit ihren 25 Prozent. De facto bestimmt dadurch die Generalversammlung über die Zukunft des FCB. Die Anzahl dieser Mitglieder hat sich mit der Werbeoffensive des vergangenen Jahres auf 8200 fast verdreifacht.
Deshalb darf man gespannt sein, wie der FCB Zukunfts- und Strategiefragen beantwortet. «Wir stehen dafür, wie der FC Basel jetzt geführt wird. Es ist die einzige Strategie, die wir als Clubführung glaubwürdig vertreten können», sagte Bernhard Heusler vor einem halben Jahr. Und gegenüber der TagesWoche betont er im Februar 2017: «Wir sind offen für neue Ideen, die auch mit neuen Köpfen verbunden sein können.»
Das deutet darauf hin, dass in diesem Frühjahr mehr anstehen könnte, als Titel zu verteidigen oder zu gewinnen. Wie sagte Heusler damals bei der Generalversammlung auch: «Es ist kein Geheimnis, dass diese Clubleitung höchstwahrscheinlich mehr oder weniger gleichzeitig zurücktreten wird.» Eine Clubleitung, die sich zuletzt immer häufiger selbst die Frage gestellt hat, wie der FC Basel den Fussballfreunden noch Freude bereiten kann. Und die schlüssige Antwort darauf noch nicht gefunden hat.