Es ist erst ihr viertes Grand-Slam-Turnier, aber Belinda Bencic erreicht die Achtelfinals des US Open. Die Ostschweizerin schlägt die Nummer 7 der Welt eindrucksvoll mit 6:1 und 7:5.
Die Aufholjagd war berauschend, das Ergebnis am Ende fast unglaublich: Mit einem Meisterstück voller Beharrungskraft und jugendlicher Unbeschwertheit sicherte sich Belinda Bencic am Freitag den wertvollsten Sieg ihrer jungen Tenniskarriere und zog mit einem 6:1, 7:5-Sieg über die Weltranglisten-Siebte Angelique Kerber (Deutschland) ins Achtelfinale der US Open ein.
Genau um 15.25 Uhr Ortszeit machte Bencic auf Platz 17 den Triumph perfekt und konnte, von der Situation fast ein wenig überwältigt, ihren Gefühlen zunächst gar nicht freien Lauf lassen. «Es ist der Wahnsinn. Ich kann es kaum glauben, was ich da geschafft habe», sagte die 17-Jährige in einem Blitzinterview auf dem Court. Am Sonntag trifft die neue Miss Swiss nun auf die Serbin Jelena Jankovic, die Nummer zehn der Welt.
«Es ist der Wahnsinn. Ich kann es kaum glauben, was ich da geschafft habe.»
Bencic erwischte bei dieser bisher anspruchsvollsten US Open-Aufgabe einen wahren Traumstart und ging nach kaum einer Viertelstunde mit 3:0 in Führung. Die 17-Jährige, die nach dem Ausscheiden der 15-jährigen Amerikanerin Catherine Bellis als jüngste Starterin im Feld verblieben war, spielte mit kühlem Kopf, gutem Auge und ruhiger Hand voller Souveränität und tat instinktiv in dieser Anfangsphase genau das Richtige – nämlich den Ball im Spiel zu halten gegen die fahrige, nervöse, hadernde deutsche Favoritin, die sich Fehler über Fehler leistete.
Auch von einem ausgelassenen Breakball zu einer 4:0-Führung liess sich die US Open-Juniorensiegerin des Vorjahres nicht irritieren, hielt konsequent an ihrer Strategie der kontrollierten Offensive fest. «Komm jetzt», munterte sich die Teenagerin nach dem 5:1-Break auf, das Kerber mit einem Doppelfehler allerdings selbst besorgt hatte. Wenig später war der erstaunlich sicher durchgespielte, im Ergebnis leicht sensationell anmutende Auftaktdurchgang auch schon vorbei, nach zwei vergebenen Satzbällen reichte die dritte Chance dann aus für die zufriedenen Bencic.
«Wahnsinn»: Belinda Bencic konnte das Erreichte kaum fassen. (Bild: Keystone/JOHN G. MABANGLO)
Kerber, die schon einmal bei einem Grand Slam-Turnier vier Mal hintereinander den ersten Satz verloren, dann die Partie aber noch gewonnen hatte, machte ihrem Ruf als Spätstarterin alle Ehre. Denn als sie nach einem taktisch motivierten «Toilet break» wieder auf den Court 17 zurückkehrte, hatte sie sich irgendwie berappelt in der Auszeit und offenbar besonnen auf ihre unzweifelhaften Stärken.
Leidenschaftliche Gegenwehr gegen eine andere Kerber
Zu denen zählt vor allem der Kampfgeist, der Ehrgeiz, der Glaube, sich auch aus höchst schwierigen, herausfordernden Tennislagen befreien zu können – und Bencic bekam diese andere Kerber dann auch schnell zu spüren. Über 2:0- und 4:1-Zwischenführungen fand die Kielerin ihren Weg ins Spiel zurück. Bencic machte dabei den Eindruck, als würde sie überrumpelt vom Comeback ihrer Gegnerin, die auf genau diesem Platz 17 vor drei Jahren eine Überraschungsmission bis ins US Open-Halbfinale vollbracht hatte.
In der Schlussphase dieses zweiten Akts leistete Bencic allerdings wieder effektivere und leidenschaftlichere Gegenwehr, und das zahlte sich auch sofort aus, mit sicheren Aufschlagspielen zum 2:4 und 3:5 und dann sogar mit dem Break zum 4:5. Und es sollte noch besser kommen für eine nun wieder auf voller Betriebstemperatur spielende Bencic: Mit viel Mumm und Courage wehrte sie zwei Satzbälle ab, glich zum 5:5 aus, schaffte ein weiteres Break zum 6:5 gegen die schwankende Kerber und servierte das Match dann, als wäre es das Normalste auf der Welt, zum 7:5 aus. Einmal mehr bewies die Ostschweizerin, dass sie das Champions-Gen hat.