Das hat es seit August 2010 nicht mehr gegeben: Ein platter, enttäuschender FCB verliert mit drei Toren Unterschied ein Heimspiel. Der FC Luzern fährt nach Toren von Gygax, Hochstrasser und Winter als verdienter 3:0-Sieger heim, und die Meisterschaft bleibt, nachdem GC ebenfalls ausgerutscht ist, spannend.
Die Enttäuschung in den Reihen des FC Basel ist gross. Noch grösser als der Frust über ein 0:3 gegen den FC Luzern, an der es nicht viel zu rütteln gibt, ist die Enttäuschung darüber, eine grosse Chance vertan zu haben. Statt in der Meisterschaft den Grasshoppers auf sechs Punkte zu enteilen, muss der FCB vier Tage vor dem Rückspiel bei Chelsea einen Niederlage verarbeiten, mit der so nicht zu rechnen war.
«Das Resultat stimmt», sagt Murat Yakin, «Luzern war einen Tick frischer, vor allem gedanklich, war besser und aggressiver drauf.» Der FCB-Trainer nahm die erste Heimniederlage in der Super League überhaupt und die erste unter seiner Regie gefasst zur Kenntnis: «Jetzt ist es passiert.» Die Niederlage müsse – zumal in der Phase, «in der uns nicht geschenkt wird», in der alle drei, vier Tage ein Spiel zu bestreiten sei, «auch mal akzeptiert werden». Der FCB war diesmal nicht gut genug. Er spielte unter dem Strich weit unter seinen Möglichkeiten, er war an diesem Sonntagnachmittag schlicht schlecht.
Luzerns Plan geht auf, der des FCB nicht
Das auch, weil der Luzerner Plan – hinten gut stehen und vorne auf Konter lauern – voll und ganz aufging. Dreimal wurde der FCB in der Vorwärtsbewegung erwischt. Beim ersten Gegentor rutschte Gaston Sauro aus und machte so den Weg für Daniel Gygax frei. Beim dritten Gegentor passierte Aleksandar Dragovic das gleiche Missgeschick, was Adrian Winter umzumünzen wusste. Und dazwischen lag eine perfekte Direktabnahme des vergessen gegangenen Xavier Hochstrasser unmittelbar vor dem Pausenpfiff.
Neben aller – nur zu gut nachvollziehbaren – Müdigkeit, die dem FCB drei Tage nach dem Chelsea-Match anzumerken war, funktionierte das Rotationsprinzip für einmal nicht. Vor allem die neu in die Startelf gerückten David Degen, Marcelo Diaz und Raul Bobadilla waren eine Enttäuschung. Gaston Sauro spielte nicht schlecht, hatte Pech beim ersten Gegentor, kann aber mit mangelnder Spielpraxis keine grosse Ausstrahlung besitzen. Und Degens Bruder Philipp spielte ebenso weit unter seinen Möglichkeiten.
Leuchtende Ausnahme war Fabian Frei, der beste Basler, der 80, 85 Minuten Gas gab, so lange, wie er Kraft hatte, ehe auch bei ihm der Widerstand erlahmte, und der Pech hatte mit einem Pfostenschuss.
Yakins unmissverständliche Kritik
Yakin wollte – wie in solchen Fällen üblich – nicht eine Einzelkritik einsteigen, sagte aber gleichwohl unmissverständlich: «Diejenigen, die eine Pause hatten, haben nicht gebracht, was ich erwartet habe.» Nach allem, was in den letzten sechseinhalb Monaten gelungen ist, muss der FCB-Trainer diesmal einräumen: «Es ist heute nicht viel aufgegangen.»
«3:0 in Basel zu gewinnen ist schön», frohlockte dagegen Xavier Hochstrasser, der unter Ryszard Komornicki noch in Ungnade gefallen war, in Basel sein erstes Saisontor erzielte und der jetzt zu jener Elf gehört, die aus drei Spielen sieben Punkte geholt hat. Einen besseren Einstand hätte Carlos Bernegger, den die Luzerner aus der U21 des FC Basel losgeeist haben, in den ersten 14 Tagen seines Wirkens kaum haben können.
Alex Frei und die Klapsmühle
«Wenn vor dem Spiel einer gesagt hätte, wir gewinnen 3:0 in Basel, ich hätte ihm empfohlen, sich in die Klapsmühle einliefern zu lassen», meinte Alex Frei nach der Partie. Auch er trägt seit 14 Tagen nicht mehr die Farben des FC Basel, sondern ist Sportdirektor des FC Luzern.
Den Aufschwung bei den Innerschweizern schreibt sich der Torjäger i.R. In keinster Weise zu, sondern dem Trainer: «Das hat mir nichts zu tun. Ich mache keine Aufstellung und keine taktischen Vorgaben. Ich habe ganz andere Sachen im Kopf. Ich bin froh für Carlos und die Mannschaft. Die Jungs haben doch gar nicht mehr gewusst, wie es ist, zu gewinnen.» Wie wahr: Der Coup in Basel war seit dem 17. November und einem 2:0 beim FC Zürich erst der dritte Auswärtssieg des FC Luzern in dieser Saison.
Ein Sieg, den Frei («Okay, wir haben gut gespielt und verdient gewonnen») als nicht mehr als ein Zeichen an die Konkurrenz im Tabellenkeller verstanden haben will. Eine Tonlage, die auch Bernegger anschlägt: «Von wegen: Ade, Abstiegskampf. Willkommen im Abstiegskampf, sage ich.»
Stocker und der innere Schweinehund
Beim FC Basel kann man es sich erlauben, diese Niederlage abzuhaken – dank des Ausrutschers der Grasshoppers, die am Samstag ebenfalls vor eigenem Publikum dem FC Thun unterlegen sind. Valentin Stocker, Captain für den mit muskulären Problemen pausierenden Marco Streller (Yakin: «Ich weiss nicht, ob es für Donnerstag reicht»), war dennoch geknickt: «Diese Niederlage tut weh.»
Auch Stocker wollte nicht gross an der Heimpleite herumdeuteln: «Wir hatten unsere Chancen, waren aber zu unpräzis und nicht konsequent genug. Man hat gesehen, dass wir unseren inneren Schweinehund überwinden mussten, sind aber auf eine Mannschaft getroffen, die gut gestanden ist – und mal getroffen hat.»
Bis zum Rückspiel im Europa-League-Halbfinal am Donnerstag in London wird der FCB vor allem seine auf Reserve laufenden Batterien wieder einigermassen aufladen müssen. «Das wird ein strenges Spiel. Eines, das einfacher für den Kopf als für die Beine sein wird», ahnt Stocker.
FC Basel–FC Luzern 0:3 (0:2)
St.-Jakob-Park. – 28’440 Zuschauer. – SR Bieri.
Tore:
14. Gygax 0:1 (harter, aber nicht gänzlich unhaltbar erscheinender Innenrist-Schuss aus 14 Metern nach einem Ballverlust von Philipp Degen, einem Steilpass von Puljic, bei dem Sauro ausrutscht und Gygax so auf dem linken Flügel entwischen kann).
44. Hochstrasser 0:2 (Direktabnahme von der Strafraumgrenze in den Torwinkel nach dem Park in höchster Not gegen Winter klärt, der Ball aber genau in den Lauf Hochstrassers fällt).
70. Winter 0:3 (trifft aus 14 Metern in halbrechter Position nach dem Dragovic ausrutscht und Winter durchbrucht).
Verwarnungen: 65. Sauro (Foul), 76. Puljic (Foul), 80. Zoua (Unsportlichkeit/Schwlabe – im nächsten Spiel in Sion gesperrt).
FCB: Sommer; P. Degen, Sauro, Dragovic, Park (46. Steinhöfer); F. Frei; D. Degen (62. Salah), Diaz, Serey Die (46. Zoua), Stocker; Bobadilla. – Ersatz: Vailati (T), Voser, Ajeti, Cabral.
FC Luzern: Zibung; Sarr, Stahel, Puljic, Thiesson; Renggli (59. Wiss); Winter (87. Muntwiler), Kasami (59. Rangelov), Hochstrasser, Andrist; Gygax. – Ersatz: Jehle (T), Lustenberger, Bühler, Mouangue.
Bemerkungen: FCB ohne Streller, Schär, Elneny (nicht im Augebot); Luzern ohne Lezcano, Hyka (verletzt). – 17. Sommer lenkt Ball von Winter an den Pfosten, 63. Pfostenschuss Fabian Frei. – FCB nach der Pause mit Zoua neben Bobadilla in der Spitze eines 4-4-2.
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