Der kleine Dämpfer für den Plan Delgado

Der FC Basel gewinnt das letzte Testspiel vor dem Saisonstart mit 3:2 gegen Sporting Lissabon. Trainer Raphael Wicky wechselt in der Pause das System gegen hoch pressende Portugiesen. Und erstmals überzeugt Matias Delgado in seiner neuen Rolle nicht.

Matias Delgado (rechts) erzielt ein Tor per Elfmeter – eine überzeugende Leistung gelingt dem Captain im letzten Test gegen Sporting Lissabon allerdings nicht. (Bild: Keystone)

Die Chronik: Systemwechsel in der Halbzeit gegen ein starkes Lissaboner Pressing

Es ist das taktische Detail schlechthin und macht die Runde durch die hiesige Presselandschaft: Matias Delgado spielt vor der Abwehr, eine Neuerfindung des Captains, der bis dahin im offensiven zentralen Mittelfeld gespielt hatte. Zum dritten Mal stellte Raphael Wicky den Argentinier vor eine Dreierkette, doch anders als in den Spielen gegen Xamax und Bilbao hatte der 34-Jährige gegen Sporting Lissabon seine liebe Mühe.

Mehrmals spielte Delgado den Ball zum Gegner und reihte sich damit ein in die Liste der kleinen Schludrigkeiten, die sich der FC Basel in Portalban vor 3500 Zuschauern im letzten Testspiel leistete. Einer dieser Fehlpässe führte in der 26. Minute unmittelbar zu einer Chance für den Dritten der abgelaufenen portugiesischen Liga.

Erstmals also war die Variante mit Delgado vor der Dreierkette nicht über alle Zweifel erhaben. Und das war vor allem einem Umstand geschuldet: dem hohen Pressing der Portugiesen, die drei Wochen später als die Basler in die Saison starten werden.

Eingeschränkte Anspielbarkeit der Stürmer

Wicky stellte nach 45 Minuten auf eine Viererkette und das vertraute 4-2-3-1 um, da führte der FCB bereits mit 2:1. Lissabon war durch einen Elfmeter von Bas Dost in Führung gegangen (Manuel Akanji hatte gefoult), Matias Delgado glich die Partie ebenfalls vom Elfmeterpunkt aus und Renato Steffen erzielte nach einem Torhüterfehler die Führung. Von der Sturmspitze wechselte Steffen im neuen System nach der Pause auf die Seite, zusammen mit Mohamed Elyounoussi bildete er die Flügelzange.

Als einer der wenigen vorne anspielbar: der holländische Stürmer Ricky van Wolfswinkel (links) im Kopfballduell mit der Lissaboner Abwehr. (Bild: Keystone)

Gegen das Lissaboner Pressing waren unter anderem lange Bälle die Lösung, oftmals gespielt von Eder Balanta und Manuel Akanji aus der hintersten Reihe. Und einmal mehr zeigte sich in diesen Situationen, dass die Anspielbarkeit der Stürmer mit diesem Personal nicht vollumfänglich gegeben ist: Selten verarbeiteten die Basler einen solchen Ball zufriedenstellend, eine der Ausnahmen war die Szene vor dem Elfmeter, als van Wolfswinkel Adressat eines weiten Zuspiels von Marek Suchy war.

Pereira glich die Partie in der 76. Minute aus, mit einem Kopfball nach einem Einwurf, doch Kevin Bua, zwanzig Minuten vor Schluss eingewechselt, erzielte den Siegtreffer in der 79. Minute, als er einen erneuten Torhüterfehler ausnutzte. Trotz der vielen Ungenauigkeiten gewann der FC Basel also den letzten Test, bevor es am 22. Juli gegen die Young Boys losgeht.

Trainer-Monolog: «Hartes Stück Arbeit gegen einen physisch starken Gegner»

Raphel Wicky: «Das war ein hartes Stück Arbeit gegen einen sehr guten und physisch starken Gegner. Aber wenn am Schluss ein positives Resultat dasteht, ist das immer gut für die Mannschaft, für die Spieler, für das Selbstvertrauen. Ich bin zufrieden mit dem zweiten Trainingslager, es bestätigt meine Eindrücke aus den ersten Wochen: Die Mannschaft arbeitet gut und ist mit viel Willen und Freude bei der Sache. Sie ist hungrig. Die ganzen Testspiele sind super, auch für die Fans, aber man muss sich auch bewusst sein, dass es in der Meisterschaft dann anders sein wird.»

Der Nebenschauplatz I: Holz anfassen mit van Wolfswinkel

Nach einer guten Stunde gab es in Portalban einen kleinen Schreckmoment: Am Mittelkreis ging Ricky van Wolfswinkel zu Boden und krümmte sich ein paar Augenblicke lang. Dann ging es weiter, und hinterher gab es Entwarnung vom neuen Stürmer des FCB: «Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, also kann es nicht so schlimm gewesen sein.» Er sei ohnehin nicht oft verletzt gewesen – und klopfte imaginär auf Holz.

Es ist offensichtlich: Van Wolfswinkel sollte besser nichts zustossen, denn ganz vorne ist der FCB dünn besetzt nach den Abgängen von Janko, Sporar und Doumbia, der neu von Sporting ausgeliehen ist und in Portalban in den zweiten 45 Minuten zu einer Halbchance kam.

Wickys «Plan B»

Klar ist auch, dass der FCB sich noch nach einem Stürmer umsieht, einem, der die Rolle der vordersten Spitze interpretieren kann. Vermutlich wird es eine Lösung auf Leihbasis sein. Ansonsten käme, so van Wolfswinkel nicht zur Verfügung stünde, Wickys «Plan B» zum tragen: Mohamed Elyounoussi, Renato Steffen, Afimico Pululu und Kevin Bua kamen in der Vorbereitung als Sturmspitze zum Einsatz.

Auch wenn van Wolfswinkels Einfluss auf das Offensivspiel für Aussenstehende bescheiden blieb und der Elfmeter an ihm eine freie Erfindung von Schiedsrichter Alain Bieri war, hat der Cheftrainer einen anderen Blick auf den 28-Jährigen: «Ich habe einen sehr guten Eindruck von ihm. Er schafft vorne sehr gut für die Mannschaft.»

Der Gelobte sagt: «Siege geben immer Selbstvertrauen, und die letzten beiden Siege gegen sehr starke Teams tun uns gut nach dreieinhalb Wochen harter Arbeit. Ich fühle mich beim FC Basel am richtigen Ort – und ich glaube wir sind bereit für den 22. Juli in Bern.»

Nebenschauplatz II: Kuzmanovics Comeback

In der 72. Minute erlebten die 3500 Zuschauer ein kleines Comeback: Zdravko Kuzmanovic kehrte nach einem Achillessehnenriss, den er sich als Leihspieler in Malaga zugezogen hatte, zurück aufs Spielfeld.

«Nach der ersten Trainingswoche mit der Mannschaft hat es grünes Licht für einen 20-minütigen Einsatz gegeben», schildert Wicky Kuzmanovics Rückkehr in den Wettkampfbetrieb, «ich habe am Samstagmorgen mit ihm gesprochen und ihn gefragt, ob er es sich zutraut. Und ich glaube, dass er sich auf das erste Spiel nach sieben Monaten Pause wie ein kleines Kind gefreut hat.»

Wicky schränkt aber auch ein: »Nach einer so langen Verletzungspause braucht es einen Aufbau: 20 Minuten, eine Halbzeit, mal 60, 70 Minuten, und irgendwann geht man dann über die volle Zeit. Bis der Körper die ganze Belastung aushält.»

Rückkehr nach Achillessehnenriss: Zdravko Kuzmanovic spielt im letzten Test 20 Minuten für den FCB.

Dass Kuzmanovic ein guter Spieler sei, habe man in den 20 Minuten in Portalban gesehen, so Wicky. Notabene stammte der 30-Meter-Chip vor dem Siegtor aus dem rechten Fussgelenk des 29-Jährigen.

Ein bisschen ausweichend antwortete Wicky auf die Nachfrage, ob er Kuzmanovic behalten will: «Über seine künftige Rolle kann ich jetzt nicht viel sagen. Wenn er hundert prozentig fit ist, ist er ein Kaderspieler von uns.» Signale vom Spieler selbst, den Club wieder verlassen zu wollen, gebe es auch nicht. «Stand jetzt», so Wicky, «ist er aber noch nicht fit für die Super League.»


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