Wenn sogar Herbert Prohaska Red Bull Salzburg lobt, muss etwas dran sein. Und war nicht schon Pep Guardiola reichlich beeindruckt vom kommenden Gegner des FC Basel in der Europa League? Eins jedenfalls steht fest: Die Basler dürfen sich auf einen Gegner gefasst machen, der sich durch ein immerwährendes Bekenntnis zur Offensive auszeichnet.
Man kann Herbert Prohaska nun wahrlich kein intimes Verhältnis zu Red Bull nachsagen. Der österreichische Jahrhundertfussballer ist noch ein echter Traditionalist und für gewöhnlich lässt der «Schneckerl», wie Prohaska wegen seiner einstigen Lockenpracht in seiner Heimat gerne genannt wird, als ORF-Experte und -Kritiker häufig kein gutes Haar am neumodernen Fussball-Konstrukt namens FC Red Bull Salzburg.
Der FC Basel trifft im Achtelfinal der Europa League auf Red Bull Salzburg. Die Begegnungen finden am 13. und 20. März statt. Der FCB spielt die erste Partie Zuhause, Anpfiff ist um 19 Uhr. Infos zum Vorverkauf gibt es auf der Website des FCB.
Wenn nun aber sogar einer wie Herbert Prohaska himself in höchsten Tönen von der Salzburger Mannschaft zu schwärmen beginnt, dann ist das wie ein Ritterschlag für den oft gescholtenen Achtelfinal-Gegner des FC Basel. Er habe noch nie ein heimisches Team gesehen, das einen so modernen Fussball spielt, lobte Prohaska nach dem souveränen Salzburger Aufstieg gegen den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam (Gesamtskore 6:1). Und: «Das ist die beste österreichische Mannschaft, die es je gegeben hat. Vor allem was die Spielweise betrifft.»
Immerwährendes Bekenntnis zur Offensive
Tatsächlich weiss diese Salzburger Mannschaft nun schon seit einiger Zeit mit einem spektakulären Spielstil zu begeistern, den der österreichische Fussballfan bislang nur vom Blick über die Grenze oder in die Champions League kannte. Hohes Gegenpressing, schnelles Umschaltspiel, lange Ballstafetten, immerwährendes Bekenntnis zur Offensive, egal wie der Gegner auch heissen mag – das sind die Zutaten zum Erfolgsrezept, mit dem die Salzburger mühelos durch die Europa League marschieren.
Ein Traumtor, das da Jonatan Soriano im Hinspiel in Amsterdam zum 3:0-Endstand für Salzburg gelingt.
Kein Zufall, dass der FC Red Bull in der laufenden Saison in der Europa League in acht Partien noch kein Pünktchen abgegeben hat; und kein Zufall auch, dass selbst der grosse FC Bayern zuletzt in der österreichischen Nummer 1 seinen Meister fand. Zugegeben, es war nur ein Testspiel, und natürlich nutzte Pep Guardiola die Gelegenheit für Personal-Experimente, aber nach der 0:3-Pleite in Salzburg gab dann auch Guardiola unumwunden zu: «Ich habe noch nie ein Team mit so einer Intensität gesehen.»
Mit ihrer Dynamik und Intensität zeigten die Salzburger nun auch Ajax Amsterdam gnadenlos die Grenzen auf. Und hatten viele Kritiker den 3:0-Auswärtscoup noch als Eintagsfliege abgetan, so gehen nach dem Rückspiel (3:1) schön langsam auch den grössten Red-Bull-Skeptikern die Argumente aus. Selbst Cheftrainer Roger Schmidt, der das Understatement eigentlich zur Kultur erhoben hat, kam nicht umhin, auf die vielen vergebenen Chancen hinzuweisen: «Wir hätten noch höher gewinnen können.»
Blutleer? Red Bull begeistert die Massen
Das 6:1 gegen den niederländischen Rekordmeister ist jedenfalls mehr als nur ein Lebenszeichen des oft als blutleer und steril gescholtenen Fussballprojekts namens Red Bull. Nicht von ungefähr war die Arena bereits zum dritten Mal in dieser Saison ausverkauft (30’000), und nicht zufällig war Red Bull-Boss Dietrich Mateschitz Augenzeuge der Galavorstellung. «Das, was die Mannschaft heute abgeliefert hat, war sehr beeindruckend und begeisternd. Die Mannschaft entwickelt sich perfekt», lobte der Geldgeber, der nicht immer so leidenschaftlich am Ball war, wie in diesen Monaten. Nur zur Erinnerung: Es ist noch keine zwei Jahre her, da hatte sich Red Bull Salzburg in der Qualifikation zur Champions League gegen Düdelingen (Lux) blamiert.
Damals sahen viele Experten das Fussballprojekt von Red Bull endgültig als gescheitert an. Doch eineinhalb Jahre und etliche gelungene Transfers (Mane, Gulasci, Ramalho, Berisha, etc.) später erinnern nur mehr die Statistiken an diese dunkle Stunde des österreichischen Fussballs. Auch Sportdirektor Ralf Rangnick sieht in seinem jungen Team derweil noch sehr viel Entwicklungspotenzial. «Man sieht, wie sich die Mannschaft gerade im Spiel gegen den Ball weiterentwickelt hat. Das war ein Pressingfeuerwerk vom Feinsten», attestierte der Deutsche.
Gegen Basel will Salzburg lieber Underdog sein – bloss glaubt das eh keiner
Im Achtelfinal schieben die Salzburger ganz bewusst die Favoritenrolle wieder einmal dezent von sich und machen einen auf Underdog. Auch wenn das Red Bull nach den jüngsten Auftritten und angesichts des respektabel Vereins-Etats (45 Millionen Franken Personalkosten) wohl niemand mehr abnimmt. Selbst Rangnick meint: «Von der Papierform her ist Basel eher leichter Favorit, aber das spielt keine Rolle. Das hat man jetzt auch gesehen.»
Und was sagt eigentlich der österreichische Jahrhundertfussballer? «Die Salzburger können noch weit kommen», erklärte Herbert Prohaska. «Sehr weit.»