Der Karlsruher SC ist aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen. Manager Oliver Kreuzer hat keine gute Bilanz vorzuweisen, würde aber gerne weitermachen.
Oliver Kreuzer stand im Kabinentrakt und rang nach Worten: «So etwas habe ich noch nie erlebt. Nicht als Spieler und nicht als Manager.» Gerade eben war der KSC nach einem 2:2-Unentschieden gegen Jahn Regensburg aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen. «Wir haben in den entscheidenden Spielen versagt», flüsterte Kreuzer, «das war einfach zu wenig.»
Wohl wahr: Auch im entscheidenden zweiten Spiel gegen den Dritten der Dritten Liga schaffte es der KSC, beide Gegentore nach Standards zu bekommen. Die KSC-Verantwortlichen hatten sich beim Hinspiel am Freitag (1:1) vom Schiedsrichter benachteiligt gefühlt. Dementsprechend trotzig hatte besonders Manager Oliver Kreuzer («Wir gewinnen das Ding») betont, dass sich der Zweitligist gegen Regensburg durchsetzen werde. Es sollte anders kommen.
Vor den Augen von Edgar («Euro Eddy») Schmitt, der 1993 vier Tore zum legendären 7:0-Sieg gegen Valencia beigesteuert hatte, begannen die Karlsruher abwartend, wohlwissend, dass nach dem 1:1 im Hinspiel ein torloses Remis oder ein knapper Sieg zum Klassenerhalt reichen würde. Die erste Torgelegenheit der Badener vergab Klemen Lavric, der überhastet abschloss, anstatt den Ball zu stoppen (16.).
Anhaltende Durchlässigkeit bei Standards
Auch in der Folgezeit dominierte der KSC und kam zu einigen Torabschlüssen, doch dann führten plötzlich die Gäste: Dirk Orlishausen faustete eine Flanke vor die Füsse von Oliver Hein, dessen Schuss der KSC-Keeper noch bravourös über die Latte lenkte. Beim anschliessenden Eckball kam Hein erneut zum Schuss. Und diesmal hatte der Keeper keine Abwehrchance.
Das 1:0 für den Gast (28.) war der 33. Gegentreffer, den die Badener in dieser Spielzeit nach Standards kassiert haben. Doch kurz darauf erwachten die 24’463 Zuschauer aus ihrer Schockstarre. Nach einer scharfen Hereingabe des ehemaligen Freiburgers Alexander Iashvili erzielte Lavric per Flugkopfball den 1:1-Ausgleich.
Kurz nach Wiederanpfiff entspannten sich die Gesichtszüge der KSC-Sympathisanten weiter, denn nach einem Eckball von Timo Staffeldt köpfte Charalambous die Karlsruher 2:1-Führung. Dennoch war die Ausgangslage prekär: Wenn Regensburg ein Tor schiessen würde, hätten die Aussenseiter das Spiel gedreht. So kam es dann auch. Nach einem Alibaz-Eckstoss traf Andreas Laurito per Kopf zum 2:2 und zum 34. Gegentreffer nach Standards (66.).
Aufstiegstrainer wohl zu Augsburg
Der KSC war zu diesem Zeitpunkt drittklassig. Und Trainer Markus Kauczinski riskierte nun alles und brachte mit Marco Terrazzino und Louis Mahop Ngwat zwei Angreifer für zwei Mittelfeldspieler. Doch einen durchdachten Angriff brachte die Nordbadener nicht mehr zustande. Auch mit neun Mann – Tim Erfen sah die gelb-rote Karte, später musste Tobias Schlauderer auch noch vom Feld – reichte es den Oberpfälzern, um sich die Spielberechtigung für die Zweite Liga zu sichern.
«Ich bin sehr stolz auf jeden von meinen Jungs», sagte Regensburgs Trainer Markus Weinzierl, der vor dem Wechsel zum Erst-Bundesligisten FC Augsburg steht, «wir haben mit ganz wenig Geld viel erreicht.» In Karlsruhe war es eher umgekehrt, mehr als 30 Spieler standen beim KSC zuletzt im Kader, allein drei Cheftrainer mussten in dieser Saison bezahlt werden.
«Das war nicht einmal unverdient», ächzte Oliver Kreuzer im Kabinentrakt. «Wenn man so viele Gegentore nach ruhenden Bällen bekommt, ist das einfach zu wenig für die Zweite Liga.» Fünf Jahre lang spielte Kreuzer für den FC Basel und erzielte dabei für einen Innenverteidiger beachtliche 16 Treffer in 119 Spielen. In seiner Zeit als Teammanager (2002-2005) hat er dann weniger Spuren beim FCB hinterlassen als anschliessend bei Red Bull Salzburg und vor allem bei Sturm Graz (2008-2011), wo er als Manager erfolgreich arbeitete.
Kreuzers Flirt mit der CDU
In Karlsruhe ist seine bisherige Bilanz allenfalls durchwachsen. Der von ihm im Herbst geholte Jörn Andersen erwies sich als Trainer genau so als Fehlgriff wie mancher der Spieler, die er verpflichtet hatte. Angreifbar machte er sich zuletzt auch auf dem politischen Terrain. Er gehört zu den 400 (!) CDU-Mitgliedern, davon viele Angestellte und Sympathisanten des KSC, die bei den Karlsruher Christdemokraten eingetreten sind, bevor der ehrgeizige Präsident und Multi-Funktionär Ingo Wellenreuther eine innerparteiliche Abstimmung gewinnen wollte. Die Affäre um Interessenkollisionen zwischen Sport und Politik hat überregional für Schlagzeilen gesorgt.
Am späten Montag Abend wollte sich Kreuzer nicht verbindlich zu seiner näheren Zukunft äussern. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, er «würde weitermachen, wenn der Verein das will.» Bis auf vier Spieler hat kein KSC-Profi ein gültiges Arbeitspapier für die Dritte Liga. Dafür hat er jede Menge frustrierter Fans. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff versuchten etwa 100 von ihnen, den Platz zu stürmen, sie attackierten Polizisten und belagerten später die Geschäftsstelle. Aus Angst vor Übergriffen verbarrikadierten sich die Mitarbeiter hinter verschlossenen Türen.